Samstag, 10. November 2018
Roquetas de Mar - Peniscola
Ein letzter Café Solo und Bombòn bei Jesus, ein kurzer Abschied von unseren Freunden und schon rollen wir gen Norden
Die Sonne scheint uns ins Gesicht und ein wenig Wehmut schwingt bei Helge
und mir mit. Doch der Blick geht nach vorn und die Gedanken folgen alsbald.
Die Route ist klar. Unter Umgehung sämtlicher Mautstraßen werden wir die
nächsten Tage auf dem direkten Wege die Heimat ansteuern.
Der Verkehr ist mässig, die Straßenverhältnisse, wie in diesem Land üblich,
traumhaft. So geht es an diesem Tag zügig voran.
Unsere Womo-Freunde Christel und Fritz aus der Schweiz haben ihr Lager
direkt in Peniscola auf einem Campingplatz aufgeschlagen.
Nachdem wir ihnen aus technischen Gründen unsere Ankunft nicht avisieren
konnten, stehen wir jetzt natürlich vor verschlossenen Türen. Kein Problem,
morgen Vormittag werden wir sie sicherlich antreffen.
So verziehen wir uns auf einen benachbarten Stellplatz und geben uns
alsbald süssen Träumen hin.
Sonntag, 11. November 2018
Peniscola - Vic
Eine ruhige Nacht und jetzt ein prächtiger Morgen mit blauem Himmel und
strahlender Sonne..
Da sind wir dann mal gespannt, wie lange uns dieses schöne Wetter noch erhalten
bleibt. Die Wettervorhersage lässt uns Böses ahnen.
Nun denn, jetzt sind sie da, die beiden lieben Menschen aus der Schweiz.
Freudige Überraschung und Begrüßung und eine Menge an Neuigkeiten und Informationen zum Wohnmobil-Leben werden ausgetauscht.
Christel und Fritz verbringen den Winter hier auf der Iberischen Halbinsel ganz
nach Lust und Laune. Mal stehen sie länger auf einem Campingplatz, mal
nur 1-2 Tage auf einem Stellplatz oder frei in der "Wildnis".
Daß die Beiden damit glücklich sind - und so soll es sein - merkt man ziemlich
rasch.
Es ist jetzt schon Mittag und ich muß, leider, zum Aufbruch drängen. Wir haben
heute noch einige Kilometer zu absolvieren und ich möchte noch bei
Tageslicht ankommen.
Tschüs ihr Beiden - war mal wieder eine Freude mit euch. Bleibt gesund und
bis die Tage!
Wie schon gestern, so kommen wir auch heute problemlos voran und schlagen
am späteren Nachmittag unser Lager in Vic auf. Anlässlich unserer Fahrt in
die La Mancha habe ich über diesen feinen Ort berichtet.
Heute stehen da nur so einige Mobile in der Gegend rum. Ein bißchen
Europa halt, mit zwei Deutschen, einem Franzosen, zwei Spaniern
und einem Niederländer.
Helge und ich sind uns einig, daß wir den morgigen Tag mit einem Marsch
in die Innenstadt beginnen werden und beim jetzt abendlichen Rummi
muss ich mich im ersten Spiel heute mal geschlagen geben.
Montag, 12. November 2018
Vic - Gruissan
Der Blick auf meine Uhr zeigt, daß wir früh unterwegs sind. Es ist gerademal 9.30 Uhr und wir sitzen draußen vor "unserem" Café und nehmen den ersten Solo.
Noch ist es hier auf dem Stadtplatz ruhig. Die noch junge Morgensonne wärmt und wir schauen den Tauben zu, die nach Fressbarem picken und den Hunden,
die schnüffelnd in ihrem Territorium nach dem Rechten sehen.
Im Moment steht Helge auf und verlässt mich. Der Grund dafür findet sich in einem
kleinen Konfektionshaus mit schicker Strickbeleidung und dagegen habe ich nicht den Hauch einer Chance.
So geniesse ich das vorübergehende Alleinsein und freue mich anschließend, daß
meine Liebe erfolgreich zurückkehrt. Auf der Herfahrt konnte sie dort einen
blauen Pullover ergattern.
Nun ist er das rote Pendant!
An der ehemaligen franz./spanischen Grenze ist eine Menge los. Vor allen Dingen
unsere französischen Freunde kommen hier ins spanische Grenzgebiet zum Ein-
kauf. Da werden die Pkw-Kofferräume gefüllt mit allem, das so phantastisch
schmeckt, sich aber auch schnell auf die Hüften legt.
Kaum sind wir im Roussillon angekommen, beginnt es erst langsam, dann dichter werdend zu tröpfeln. Ich betätige die Scheibenwischer und Helge stellt die
Heizung 2 Grad höher..
Auf dem Stellplatz in Gruissan ist wieder eine Menge los. Verbringen doch viele
Kurzzeitparker, auf dem Sprung ins südliche Spanien, hier eine Nacht.
Draußen ist es jetzt feucht von oben und von unten doch drinnen ist's gemütlich und warm. Und so vermittelt uns unser Hannibal ein schönes Gefühl, das Gefühl der Geborgenheit.
Dienstag, 13. November 2018
Gruissan - St. Etienne
Der Himmel kleidet sich in schlichtem Grau, doch der Regen, der gestern einsetzte,
hat endlich aufgehört.
Jetzt, 10.00 Uhr, lege ich den 1. Gang ein. Wir haben heute eine lange Fahrt vor
uns, wollen wir doch das Gebiet um Saint Etienne erreichen.
So geht es Richtung Nord-Ost durch die Departements Languedoc-Roussillion und
Auvergne.
Hüglige Landschaft mit schnurgeraden, langen Alleen mächtiger Platanen, kleine
Städte und Dörfer in denen die Zeit offensichtlich stehen geblieben ist und
natürlich dieses mediterrane Grün und das Licht, begleiten uns.
So ist das Roussillion eine schöne Gegend und eine mit großer Vergangenheit.
Der Besucher findet hier nicht nur eine Vielzahl großer Tropfsteinhöhlen, sondern auch die römische Aquäduktbrücke Pont du Gard, den Canal du Midi, der mit Hausbooten befahren werden kann, das Amphitheater von Nimes, in welchem jährlich südfranzösische Stierkämpfe der unblutigen Art stattfinden, Carcassonne, Europas grösste noch erhaltene Festungsanlage, Sète, eine italienisch geprägte Fischerstadt am Mittelmeer und von Lagunen umgeben und natürlich auch die Petite Camargue, das Rhone-Delta mit seinen Flamingoschwärmen und den weißen Pferden.
Freunde, ihr seht, eine vielfältige Gegend, eine Gegend zum Wohlfühlen und das Wetter meint es dazu gut mit uns. Der Himmel klart auf, die Wolken verdrücken sich und dieses einzigartige tiefe Blau gewinnt allmählich die Oberhand.
Der Verkehr ist nur mässig, es geht flott voran und allmählich steigt das Gelände,
grüne Wiesen und Weideland gewinnen die Oberhand. Das Zentralmassiv ist nicht
mehr fern mit seinen tiefen Canyons, den Gorges, und der Auvergne mit ihren erloschenen Vulkanen, den sog. Puys.
Auf der Hochebene des Zentralmassivs, früher Schafland, wird die Vegetation spärlich und dürr.
Mächtige Felsformationen liegen wahllos in der Landschaft und die zeigt sich uns wie aufgerissen. Tiefe Schluchten, begrenzt durch mächtige Steilwände und Tafelberge, geben dieser Region ihr Bild.
Das Tal des Tarn überspannt eine 2004 eröffnete Schrägseilbrücke mit 2.460 m Länge und einer Höhe von 270 m. Die A 75 führt darüber hinweg und Vater Staat verlangt für deren Nutzung eine Maut. Allerdings erspart sich der Eilige dadurch die Querung der Stadt Millau.
Wir ersparen sie uns nicht. Doch zuerst geht es abwärts mit vielen Kurven und
Serpentinen. Da tut der Autofahrer gut daran, in niedrige Gänge zurück zuschalten
und trotzdem fangen die Bremsen an zu stinken.
Die Altstadt von Millau lassen wir buchstäblich links liegen. Eine breite Ringstraße
machts möglich und bergauf findet sich eine gut ausgebaute Schnellstraße.
Wenig später tauchen die ersten erloschenen Vulkane auf. Die Puys, die vor ca.
10.000 Jahren hier munter vor sich hinspuckten. Das ist jedoch lange vorüber und
heute prägen sie das Bild der Landschaft.
Helge und ich besuchten die Gegend in 2016 und bestiegen dabei den Puy de
Dome. Der ist mit seinen 1465 m einer der höchsten und der Anstieg war für uns
eine richtig schweißtreibende Angelegenheit.
Just in diesem Moment durchqueren wir Le Puy-en-Velay. So nähern wir uns
Kilometer um Kilometer Saint Etienne. Das schöne Wetter hat sich längst
verabschiedet.
Es ist jetzt 17.00 Uhr und dichter Nebel liegt jetzt über allem.
In Saint Etienne ist auf den Straßen die Hölle los. Stau, Stau und damit Stop and
Go.
Der von mir ausgesuchte Stellplatz ist nur nach mühseliger Kurbelei erreicht und
stellt sich als absolute Niete heraus. Klasse! Nach Stunden hinter dem Lenkrad
und nun eine Parkfläche, die nur aus Schrägen besteht. Nein, hier können wir nicht bleiben.
Ich habe die Schnauze gestrichen voll, grummle vor mich hin und Helge sucht
derweil, in aller Ruhe, im Internet nach einer Alternative.
Diese findet sie auch. Allerdings ein paar Kilometer zurück, also nochmals Stau
und der Nebel wird zusehens dichter. Es geht bergauf, die Straße wird
schmaler und von Sicht kann längst keine Rede mehr sein.
So können wir den Stellplatz nur erahnen, bei der Anfahrt und auch jetzt beim
Stehen.
Doch nun ist Feierabend, aber wirklich!
Mittwoch, 14. November 2018
St. Etienne - Champlive
Noch groggy vom Vortag öffne ich gegen 8.00 Uhr meine Fensterjalousie.
Puh, der Nebel hat sich verzogen und ich stelle fest - wir befinden uns an einem
gar hübschen Ort.
Die Zufahrtstraße und die Stellplätze sind fein geteert, die einzelnen Parzellen
durch die Grünstreifen mit kleinen Büschen und Obstbäumchen akurat von
einander getrennt und für jeden Camper gibt es auch, sofern benötigt, eine Stromsäule. Die Entsorgung ist nicht weit und die Müllcontainer stehen in Reih'
und Glied.
Wir sind umringt von Wiesen und Obstgärten und die Stille des Morgens lastet
über allem..
Die Kaffeemaschine blubbert und dampft so vor sich hin und Helge zieht sich
gerade, noch ziemlich verschlafen, die Bettdecke vom Gesicht.
Guten Morgen!
Wenige Stunden später gondeln wir durch das französische Jura. Wir sind im Departement Franche-Compte angekommen.
Dies hier ist Weinland. Links und rechts der Straße decken Weinstöcke die Böden,
vom Tal die Hügel hinauf. Trauben gibt es keine mehr. Jetzt, im Spätherbst,
befindet sich ihr Saft bereits in großen Fässern aus Holz oder Edelstahl.
Hier in Frankreich, abseits der großen Touristendestinationen und Industrie-
metropolen scheint es den Menschen wirtschaftlich nicht allzu gut zu gehen.
Die Häuserfassaden der kleinen Dörfer und Städte zeigen Risse und bröseln
leise vor sich hin. Grau in allen Schattierungen ist die vorherrschende Farbe
und nur das knallgelbe Postauto am Straßenrand bringt etwas Freundlichkeit
in diese Tristesse.
Doch hinter diesen Fassaden, bei den Bäckern, Metzgern und Lebensmittel-
händler sind die Verkaufstheken, graue Fassaden hin oder her, prall gefüllt
mit all den Köstlichkeiten der französischen Esskultur.
Ich, ein Freund u.a. des Käses, kann mich garnicht sattsehen an der Vielfalt der Produkte. Was gibt es denn Genussvolleres als einen einfachen, reifen Brie mit
einem Stück frischen und knusprigen Baguette?
Während ich dies hier schreibe, läuft mir buchstäblich das Wasser im Munde
zusammen. Nur mit Mühe kann ich mich konzentieren und auf den Marsch
zum Kühlschrank verzichten..:-)
Die heutige Überlandfahrt bietet keine weiteren Besonderheiten. Wir suchen
uns einen Übernachtungsplatz abseits der Landstraße. Doch in einem kleinen
Dorf ist Schluß.
Die Weiterfahrt ist gesperrt und der notwendige Umweg von 20 km lohnt nicht.
So finden wir hier, hinter dem Clubhaus einer Sportanlage ein ruhiges Plätzchen
für die kommende Nacht.
Dichter Nebel hüllt uns wieder ein!
Donnerstag, 15. November 2018
Champlive - Appenweier
Nur noch wenige Kilometer und wir werden wieder deutschen Boden betreten.
Doch ersteinmal geht es längs dem Doubs. Ein strammer Fluss, der sich hier noch völlig frei und uneingeschänkt durch die hüglige Landschaft mäandert und die auf den Wiesen stehenden Kühe stillen ihren Durst direkt an seinem Ufer.
Die Straße folgt dem Fluss. Wir durchqueren alte Ortschaften, wechseln die Flusseite über noch älteren Brücken.
20 km vor dem Rhein rollen wir nun, die letzten Meter auf französischem Boden, über eine mautfreie Autobahn.
Der Rhein, die Grenze, ist erreicht und rasch überfahren. Schon ändert sich die Verkehrssituation. Dichter, viel dichter ist hier der Verkehr und schneller. Doch noch hält sich Jedermann an die vorgeschriebenen 120 km/h, doch kaum sind die aufgehoben wird gedrängelt und geschoben. Schnell, schnell muss wohl hier alles gehen, denn Time is Money!!
Ich weiß nicht!
In Oberkirch bei Offenburg schlagen wir für die kommenden 3 Stunden unser Lager auf.
Etwas ruhen und etwas essen ist angesagt und die Vorfreude geniessen auf die kommenden Stunden mit unseren Freunden Bettina, Hannah und Dirk.
In einer, wohl nur Einheimischen bekannten, Gaststätte geben wir alle uns den badischen Köstlichkeiten hin. Nur Helge, Vegetarierin, muss verzichten und ich fühle mich mies. Fleischloses steht hier nicht auf der Speisekarte und das habe ich bei der Gaststättenwahl nicht berücksichtigt.
Asche auf mein Haupt!
Freitag, 16. November 2018
Appenweier - Friedrichshafen
Im Kreise unserer Freunde gibt es heute mal ein richtiges Frühstück, so mit allem
Pipapo!
Etwas Besonderes für uns - denn eigentlich nimmt Helge vormittags nichts zu sich und ich nur ein "mageres" Müsli aus Haferkleie mit Reismilch.
Wir geniessen das Frühstück und trennen uns an-
schließend nur ungern. Doch heute ist ein gewöhnlicher Arbeitstag und Dirk, Bettina und Hannah können sich diesem nicht verweigern und wir wollen jetzt auch heim.
Habt Dank ihr Drei für eure Gastfreundschaft!
Der Heimweg ist bekannt - im Schlaf könnte ich ihn fahren und 2,5 Stunden
später erreichen wir Fischbach.
Alles gut!
Fazit
Ein umfassendes Fazit erspare ich mir dieses Mal. Ich denke, es ist alles geschrieben.
Doch unseren Hannibal muss ich an dieser Stelle mal besonders erwähnen.
Geduldig hat er alles ertragen. Die steilen und kurvigen Pässe der französischen
Alpen, den sanddurchsetzten Starkwind der Cote d'Azur, die stundenlangen Überland-fahrten und last but not least die brennende Sonne Mittelspaniens.
In ihm fühlen Helge und ich uns einfach zuhause - unterwegs-zuhause! Er gibt uns
Schutz und Geborgenheit, in ihm schlafen wir ganz prächtig und er verhilft uns vor
allen Dingen zu dieser Freiheit des Reisens, die wir so schätzen.
Jetzt geht er erst einmal für die kommenden 3 Monate in den verdienten Winterschlaf. Doch im März, im März geht's nach Marokko - dann sind wir auch mit ihm wieder
unterwegs-zuhause!
Fortsetzung siehe Reisen/Reisen 2018/Thailand I - Klick!