Montag, 12. Mai 2014
Logrono - röm. Villa - Iratxe - Pamplona - Jaca
Die Nacht ist ruhig und unsere Darmstädter sind wohl schon sehr früh
Richtung Léon gestartet.
Wir entsorgen noch gegenüber einer Cepsa-Tankstelle. Dort liegt der
offizielle Stellplatz mit Ver-/Entsorgungsmöglichkeit.
Wieder nimmt uns eine phantastische Autovia auf und führt uns gen
Pamplona.
Vorher wollen wir uns aber noch die Rekonstruktion einer komplett ein-
gerichteten römischen Villa ansehen. Sicher interessant mit all dem Mobi-
liar, den Mosaiken und Wandmalereien.
Unsere planlose Spontanität wird hier nicht belohnt. Wir stehen mal
wieder vor verschlossenen Türen. Schade, wirklich.
Den Frust darüber wollen wir im Kloster Iratxe von uns werfen. Dort
gibt es direkt am Camino de Santiago ein kl. Weinmuseum + an dessen
Aussenfassade finden die Pilger und Frustrierten (wir) eine klasse Zapf-
stelle für Vino oder Aqua.
Klar, daß wir auch probieren und dabei feststellen, dies ist ein Pilgerwein und
deshalb alkoholisch schwach auf der Brust.
Aber in jedem Falle eine nette Idee!!
Wir durcheilen jetzt eine schöne Gegend, sanft hügelig und eine Kulturland-
schaft in des Wortes wahrster Bedeutung.
In Pamplona angekommen parken wir am Aranzadi-Park, durchqueren die-
sen und überqueren die Puente San Pedro hinauf Richtung Altstadt. Vorher
gilt es noch die Stadtmauer und eine noch bestehende Zugbrücke zu be-
zwingen.
Enge Gassen und hochaufragende Häuser, wahre Schluchten, nehmen uns
auf.
Wir biegen ein auf die Estafeta, eine der Gassen, durch die einmal im Jahr
junge Spanier von wild gewordenen Stieren getrieben werden.
Eigentlich ist das bis zur Stierkampfarena eine billige Souvenier-, Fress- und
Saufgasse. Entschuldigung - aber so sehen wir das, leider!
Weiter geht es zur Plaza Major. Großartiger Platz mit großartigen und
interessanten Bauten.
Wir verlassen diese Stadt in Navarra und folgen jetzt der N 240 nach Jaca.
Rechts vor uns taucht der Yesa-Stausee auf und links davon zeigt sich
die Landschaft vegetationslos, eine Erosionslandschaft par excellence.
Die Landschaft hier ist menschenleer. Der Stausee hat ihnen die Lebens-
grundlage genommen und zur Umsiedelung gezwungen. Zurück blieben
leere Häuser und Dörfer.
Alsbald müssen wir rechts abbiegen und es geht hinauf zum Kloster San
Juan de la Pena.
Sehr steil windet sich die schmale Straße. Hier ist gerade mal für 2 Pkw
Platz.
Prompt kommen uns jetzt natürlich zwei Busse entgegen. Beide Male rolle
ich etwas zurück, ganz rechts an den Straßenabbruch, und mit eingeklap-
pten Aussenspiegeln und max. 5 cm Abstand quälen sich die Busse an un-
serem Hannibal vorbei.
Das war wirklich mehr als knapp.
Oben angekommen sehen wir das Kloster, bzw. seine Rekonstruktion, denn
napolionische Truppen übergaben es 1809 dem Feuer.
Es findet sich kein vernünftiger Übernachtungsplatz und so rollen wir gen
Tal, vorbei an einer mozarabischen Kirche in welcher sich Könige und Adlige
Aragons bestatten liessen.
Unser Nachtlager schlagen wir letztlich in Jaca auf einem staubigen Buspark-
platz am Rande der Stadt auf und sinken hundemüde ins Bett.
Dienstag, 13. Mai 2014
Jaca - Huesca - Morrano
Wir wollen jetzt mal wieder wandern und es uns so richtig geben. Helge hat
dazu einen Wanderparkplatz im Parc Natural de Guarna ausfindig gemacht.
In Huesca füllen wir unseren Kühlschrank und dann geht's ab in die "Pampa".
Schon um die Mittagszeit finden wir den Platz in einem alten Olivenhain. Kein
Mensch ist hier und so können wir uns das schönste Plätzchen für unseren
Hannibal raussuchen.
Hier werden wir ein paar Tage verbringen und die Ruhe finden, die wir nach den
vielen Eindrücken der letzten Zeit benötigen.
Das Ruhen hält nicht lange an. Eine schon etwas verwitterte Hinweistafel bringt
uns auf die "glorreiche" Idee, jetzt gleich mal einen Erkundungtrip zu starten.
In den Bergen soll es ein verfallendes Castillo geben und dort wollen wir hin.
So folgen wir jetzt der Hinweistafel über einen staubigen Weg ins Hinterland.
Es duftet hier in der Wärme gut nach allerlei Kräutern, dominant der Rosmarin.
Nach einer guten halben Stunde, gemächlich über leicht kuppiertes Gelände,
biegt der Weg rechts ab und es geht steil bergauf.
Steil - steil ist dafür nicht der richtige Ausdruck. Sausteil!! Über ein Stunde
quälen wir uns nach oben und nach jeder Kurve folgt eine neue und ein Ende
ist nicht abzusehen.
Schwer zu schaffen macht uns vor allen Dingen der Untergrund. Grober
Schotter, der bei jedem 2. Schritt nachgibt und unsere Kräfte so ohne Wir-
kung verpuffen lässt.
Der Schweiss, der fließt in Strömen, brennt in den Augen, die Zunge schwillt
an.......und Helge bedeutet mir gerade, ich solle mit dem Unsinn, solches zu
schreiben, aufhören.
Im Ernst, das war schon eine wirkliche Herausforderung, die wir aber letzt-
lich gut gemeistert haben.
Morgen wollen wir es ohne Gepäck ganz easy angehen und nur eine kleine
Wanderung zum Huevo de Morrano unternehmen.
Heute jedoch werden wir wohl erstmal richtig gut schlafen. Gute Nacht!
Mittwoch, 14. Mai 2014
Morrano - Parc Natural de Guarna
Wie vorgesehen machen wir uns nur mit etwas Wasser auf den Weg.
Es geht durch lichten Kieferwald und dichte Macchie nur leicht bergauf.
Unterwegs treffen wir auf 2 flämische Ehepaare und die erzählen uns, daß
wir mit diesem Weg eine Rundwanderung machen können. Einfach immer
der Nase nach und wir müssten so nach ca. 7 km wieder an unserem Stell-
platz aufschlagen.
Das ist doch ein Wort und schon sind wir auf dem Weg.
Nur noch ca. 100 m und wir sind auf dem Bergkamm angekommen. Von dort
haben wir einen absoluten Panoramablick in den Park. Rechts der Huevo, ein
hochaufragender Steinklotz, der die dahinterliegende Steilwand zu beschützen
scheint.
Unser Weg führt jetzt rechts auf schmalem Pfad am Hang entlang, um den
Huevo herum und wir können am Fuß der Steilwand, den in der Luft kreisenden
Geiern zusehen.
In der Steilwand haben sie ihre Nester, aber ihr Nachwuchs ist von hier unten
nicht auszumachen.
Das hier ist ein wundervoller Wanderpfad, über Fels und sandigen, trockenen
Boden, mit herrlichen Aussichten in kleine Canyons und entfernt liegende Dörfer.
Noch um eine Ecke herum und wir sind tatsächlich schon wieder an unserem
Hannibal angekommen.
Ein wundervoller Tag bei bestem Wetter und den Abend verbringen wir jetzt mit
Wein, Käse, Wurst und gutem Baguette.
Donnerstag, 15. Mai 2014
Morrano - Sierra de Guarna
Die Wanderung am Vortag hat uns so begeistert, daß wir diese Tour
heute wiederholen wollen. Allerdings in umgekehrter Richtung!
Und schon sind wir auf dem Weg.
Es ist der gleiche Weg wie gestern und doch sieht die Landschaft heute
völlig anders aus. Es bestätigt sich mal wieder - häufiger mal umdrehen
und zurückblicken und die andere Perspektive aufnehmen.
Wir haben diese Wanderungen und Tage hier sehr genossen, aber morgen
wollen wir uns weiter auf den Weg Richtung Osten machen
Es ist jetzt 17.00 Uhr und ich sitze mit hochgelegten Beinen unter einem
Olivenbaum.
Direkt vor mir steht noch so ein schöner Baum. Knorriger Stamm mit aus-
geprägter, schöner Krone. Der hat sicherlich schon ein Dutzend Jahrzehnte
auf dem Buckel und könnte viel erzählen.
Es ist still. Eine natürliche Stille, nur unterbrochen durch das Rauschen des
Windes in den Blättern der hohen Bäume, durch Vogelstimmen, das Zirpen
der Heuschrecken und das Summen der Insekten. Kein Motorgebrumme,
keine menschlichen Laute.
Links von mir sitzt offensichtlich ein ganz eifriger Musikant im Gebüsch.
Immer neue Melodien holt er sich aus seinem Repertoire und gibt sie zum
Besten.
Wir sind jetzt seit 10 Monaten unterwegs und die gemachten Eindrücke
fließen uns fast schon wieder aus den Köpfen. Übervoll sind sie und doch
beginnen wir uns schon jetzt, ganz zaghaft, mit der nächsten Reise im
kommenden Jahr zu befassen.
6 Monate rund um die Ostsee - Skandinavien und das Nordkap, die balti-
schen Staaten und Polen haben wir im Visier. Wir werden sehen!
Nach Hause, an den Bodensee, zieht es Helge und mich eigentlich nicht. In
den letzten Monaten ist unser Hannibal unser Zuhause geworden und in
ihm fühlen wir uns mehr denn je geborgen und sauwohl!
Klar, wir vermissen immer mal wieder die Lieben in der Heimat, aber jetzt
wollen wir reisen, solange es nur geht und nicht im Lehnstuhl träumen.
Später ja, vielleicht, jetzt aber noch nicht!!
Und just in diesem Moment versaut mir doch so ein blöder Düsenclipper
mit seinem fetten Kondensstreifen meinen bislang makellos blauen Himmel.
Freitag, 16. Mai 2014
Morrano - Alquezar - Tarragona
Den Tip, Alquezar unbedingt zu besuchen, bekamen wir von den beiden
flämischen Wanderpaaren im Parc Natural de Guarna.
Jetzt stehen wir mit unserem Hannibal auf einer Anhöhe und blicken hi-
nunter ins Tal und auf die gegenüberliegende Seite.
Schön restauriert und in sich geschlossen liegt dieses Dorf ziemlich ein-
sam in der rauhen Landschaft.
Daß auch hier der Tourismus Wirkung zeigt, ist an den vielen Hotels im
Dorfinneren zu erkennen. Allerdings fügen sich deren Fassaden angenehm
unauffällig in das Gesamtensemble ein.
Alles wirkt wie geleckt und zumindest jetzt gerade, es ist Mittagszeit,
auch menschenleer.
Die Kollegiatskirche Santa Maria la Mayor thront heute auf der höchten
Erhebung auf der schon im 9. Jhrh. die Mauren eine Wehranlage er-
richtet hatten.
Helge und ich sind uns einig - sehr schön, aber eher schon ein Museum.
Das nächste Mal kommen wir am späten Nachmittag und bleiben bis in
den Abend hinein.
Dann sind sicherlich die Einwohner auf den Plätzen und in den Gassen
und die Atmosphäre ist dann die einer lebenden Gemeinde.
Das war er, der Norden Spaniens. Natürlich haben wir nur mal eben
reingeguckt in diese landschaftlich kontrastreiche und geschichtlich
so bedeutsame Region dieses für uns schönen Landes.
Und jetzt haben wir Aragon schon verlassen, befinden uns wieder in
Katalonien kurz vor Tarragona.