Freitag, 28. Februar 2014
Marrakech
Jetzt nehmen wir uns ein Taxi in die Stadt, handeln mit dem Fahrer
einen Festpreis aus und vereinbaren gleich einen Rückfahrttermin.
Der Fahrer wünscht Bezahlung für die Hinfahrt, akzeptiert aber dann
unseren Wunsch nach Bezahlung bei Rückkehr zum Campingplatz.
Wir schlendern durch die Altstadt, durch die Souks und über den be-
rühmten Djemaa el-Fna (Platz der Gehängten). Noch ist dieser, bis
auf ein paar Verkaufsbuden im hinteren Teil, ziemlich leer. Das soll
sich aber am Abend dann grundsätzlich wohl ändern und damit auch
spannend werden.
Das Angebot der bisher von uns besuchten Souks und dazu gehört
jetzt auch der in Marrakech gleicht sich doch sehr. Allerdings ist dieser
hier wohl sehr auf den Besuch der Touristen ausgelegt und die Händ-
ler sind hier auch wesentlich aufdringlicher und agressiver.
Bis zur Dunkelheit sitzen wir in einem kleinen Cafe am Rande des
Platzes Djemaa el-Fna, trinken Café au lait und Thè à la Menthe
(Whisky marocain).
Es ist jetzt dunkel und der Platz hat sich gefüllt. Er ist jetzt proppen-
voll mit Menschen, Tischen, Bänken und Imbissbuden. Es raucht,
qualmt, zischt, riecht und duftet an allen Ecken.
Wir stürzen uns ins Gewimmel, ergattern zwei Plätze und schon haben
wir ein Papiertischtuch + Besteck vor uns liegen.
Die Karte bietet marrokanische Spezialitäten in kleinen Portionen für
wenig Geld und wir schlagen mehrfach zu.
Ähnlich wie bei Shusi stapeln sich die leeren Teller der einzelnen Gerichte
und werden nach Begleichung der Rechnung abgeräumt.
Wir genießen die Atmosphäre sehr und bummeln nach dem Essen noch
eine ganze Weile von Stand zu Stand.
Unser Taxi wartet pünktlich am vereinbarten Treffpunkt und als bald
sind wir wohlbehalten auf dem Campingplatz.
Nachfolgende Bildergalerie zeigt Impressionen aus der Altstadt von
Marrakech, aufgenommen mit kleiner Taschenkamera.
Samstag, 1. März 2014
Marrakech - Ouzoud
Wir wollen sie besuchen, die Cascades de Ouzoud.
Schon auf dem Weg dorthin stellen wir fest, daß sich wieder die Land-
schaft verändert. Teilweise kommen wir uns jetzt wie im Allgäu vor.
Hügel, Wiesen, Felder, Wälder und im Hintergrund schneebedeckte
Berge.
Unterwegs verplempern wir Zeit und so ist es bei unserer Ankunft
in Ouzoud schon 15.00 Uhr.
Höchste Zeit, denn die Wetteraussichten für morgen sind schlecht und
ich möchte unbedingt die Fälle bei gutem Licht fotografieren.
Auf dem Stellplatz parken und schon sind wir mit unserer Ausrüstung
Richtung Wasserfälle unterwegs.
Ein Dutzend Aufnahmen von oben und dann führt uns ein Weg mit
vielen Stufen abwärts, vorbei an Verkaufsbuden, Restaurants, fliegenden
Händlern und freilebenden Berberaffen.
Ich habe Glück und erwische die Fälle bei wirklich guter Beleuchtung und
zum Ende hin mit einem kleinen Regenbogen.
Der Fotograf ist zufrieden und legt die Beine hoch - allerdings erst nach
einem mühsamen bergauf.
Unterwegs schießt Helge aus dem Auto heraus dieses Bild. Es zeigt
beispielhaft die Lasten, die den Autos und auch den Eseln und Men-
schen aufgeladen werden.
Sonntag, 2. März 2014
Ouzoud - Khenifra
Jetzt sind wir auf dem Weg nach Khenifra und rechts vor uns taucht
der Stausee bei Bin-el-Quidane auf.
Über seine Mauer hinweg läuft die Straße in einen schmalen, naturbe-
lassenen Tunnel und auf der anderen Seite geht es in vielen Serpenti-
nen steil hinunter auf die Hochfläche von Khenifra.
Dort beziehen wir am späten Nachmittag, es dunkelt schon etwas,
Quartier bei einer großen Tankstelle mit angeschlossenem (jetzt ge-
schlossenen) Vergnügungspark und Einkaufsgalerie.
Montag, 3. März 2014
Khenifra - Azrou -Ifrane - Fès
Weiter geht es heute Richtung Fès und in Azrou wollen wir über-
nachten.
Jetzt tauchen die ersten Kieferwälder auf und die Landschaft wirkt
schon fast europäisch.
Der Stellplatz in Azrou stellt sich als nicht akzeptabel heraus und
so beschließen wir über Ifrane nach Fès durchzufahren.
Ifrane, ein Wintersportort, den die Franzosen während ihres Protek-
torats ausgebaut haben, erscheint uns auch sehr traditionell franzö-
sich.
Für uns kein Ort zum Verweilen, schon garnicht in dieser schneelosen
Landschaft.
Einzig die Straße nach Fès ist erwähnenswert. Sie ist nagelneu, mit
einem super Feinbelag ausgestattet. Wohl extra für den König, der
auch in Infrane ein Domizil besitzt. Allerdings ahnen wir, daß dieser
nicht über die Straße, sondern die Luft Infrane besucht.
Nach unserem Stellplatzerlebnis in Marrakech beziehen wir heute aus-
serhalb von Fès einen nagelneuen, für Marokko extrem teuren Cam-
pingplatz.
Es hat hier offensichtlich leicht geregnet und der Erd/Schotterbelag ist
dadurch dreckig und mit Pfützen übersät.
Hier bleiben wir wirklich nur eine Nacht!
Dienstag, 4. März 2014
Fès
Fès, die älteste der Königsstädte in Marokko lockt uns mit ihrer
Medina.
Dazu sind wir am frühen Morgen vom ausserhalb liegenden Camping-
platz auf einen Parkplatz gleich hinter der die Altstadt aufgebenen Mauer
gezogen. Prima, Platz haben wir auch und zwar in Hülle und Fülle und
wir hatten schon die Befürchtung - wie Marrakech - daß die Plätze alle
übervoll sein werden.
Nur wenige Meter von unserem Standort aus und wir fallen durch das
Tor Bab Bou Jeloud direkt in die Medina ein. Das Tor zeigt an seinen
Fassaden in blauen und grünen Kacheln die Farben der Stadt Fès und
des Islam.
Die unterschiedlichen Besichtigungsrouten sind farblich gekennzeichnet.
Es gibt eine Route Souks+Monumente, Kunsthandwerk, Paläste+Gärten
und andalusier Viertel.
Sofort sind wir in einer komplett anderen Welt.
Ein Gewirr von engen und engsten Gassen liegt vor uns, wir bleiben
stehen und versuchen uns hier erstmal zu orientieren.
Ja, dort ist die blaue Tafel, die den Hauptweg markiert und diesem
folgen wir jetzt.
Schon nach ein paar Metern taucht links von uns das große Eingangs-
portal der 1350 erbauten Medersa Bou Inanina - Koranschule und
Moschee - auf.
Den Weg weiter folgen nun die vielen typischen Geschäfte der Souks
und in den Sackgassen daneben befinden sich die Wohnviertel.
Ohne Führer, und diesen haben wir nicht, ist eine Orientierung in diesem
Gassengewirr wirklich mehr als schwierig.
Nun folgt der Souk Hennah (Seide/Gold/feine Stoffe) und danach stos-
sen wir auf die Medersa Attarin (Gewürzhandel). Wir kommen durch
den Souk der Färber und landen auf dem Platz Er'Zif um dort erstein-
mal einen Thè zu nehmen und etwas zu verschnaufen.
Gespannt sind wir nun auf das Gerberviertel Chouara. Dies liegt prak-
tischerweise nahe am Fluß, denn die Arbeiten erfordern viel Wasser.
Die Tätigkeiten und Arbeitsweisen der heutigen Gerber unterscheiden
sich wenig von denen des Mittelalters.
Das Arbeitsfeld ist von den Dachterrassen der vielen Lederwarenhänd-
lern gut einsehbar und von hier überblicken wir auch die gesamte Alt-
stadt.
Es sind viele Treppen bis dort hinauf und vor der letzten Etage wird
uns Pfefferminze gereicht um den Gestank der Gerberbecken zu über-
decken.
Nach dieser Besichtigung tauchen wir in die auf mehrere Etagen ver-
teilten Verkaufsräume und deren Angebote ein. Nur die Tatsache, daß
wir platzmässig durch unseren Hannibal limitiert sind hält uns von
größeren Einkäufen ab.
Alle Produkte sind ganz besonders in ihren Farben und ihrer Ausführung.
Auf dem Rückweg kommen wir noch durch mehrere Viertel in denen nicht
nur gehandelt, sondern auch produziert wird (Souk ist traditionell Produk-
tions- und Handelsort).
Dies fällt uns hier in Fès besonders auf - in den bisher von uns besuchten
Souks haben wir das in dieser Form nicht festgestellt.
Am späten Abend besuchen wir nochmals die Medina. Durch die Dunkel-
heit und die Beleuchtung verstärkt sich bei uns der Eindruck von einer an-
deren Welt.
Wir haben viele Souks in Marokko gesehen. Für uns war der Besuch des
Souk von Fès der schönste.
Mittwoch, 5. März 2014
Fès - Volubilis
Es ist 10.00 Uhr, Helge ist nochmals in die Medina eingetaucht. Ich
kümmere mich um die Website. Ein paar Feinarbeiten müssen noch
erledigt werden, nachdem ich gestern Abend eine Vielzahl Bilder end-
lich hochladen konnte.
Jetzt ist Helge zurück und neben Brot und frischer Minze hat sie das
6. Paar Schuhe erworben!
Um 11.00 Uhr starten wir und fahren Richtung Volubilis, bedeutende
Ausgrabungsstätte aus dem röm. Reich in Nordafrika.
Links und rechts der Straße begleiten uns Hügel und Felder, grün
in allen Schattierungen.
Dieses Marroko ist ein anderes und hat mit dem Süden nicht viel ge-
mein.
30 km vor dem Ziel weist uns "Susi" an, links auf eine sehr schmale
Teerstraße abzubiegen. Der Belag ist gut aber die Straße selbst ist
keine 2,50 m breit.
Es geht bergauf in Serpentinen, durch Olivenhaine und Kakteenfel-
der.
Oben auf dem Berg ein Dorf ohne Namen, weder die Karte noch TomTom
geben dazu etwas her.
Jetzt mit Dorfbeginn gibt es keine richtige Teerstraße mehr. Lehmstraße
und Schlaglöcher, Dutzende und sie nehmen kein Ende.
Plötzlich versperrt ein Lkw den Weg. Ein Gasflaschentransport und der
Fahrer und die umherstehenden Dorfbewohner räumen eilig die leeren Gas-
flaschen zur Seite.
Klar, wir nutzen die Gelegenheit. Anhalten, leere Flasche ausbauen und neue
einbauen geht fix und kostet Dh 45,-- (€4,--). Das ist konkurrenzlos
günstig - und jetzt können wir heizen, was das Zeug hält.
Die Dorfbewohner sind freundlich und offen, sprechen aber nur ihren Berber-
dialekt. Kein französisch, nur ein älterer, graumelierter Mann beherrscht die
marrokanische Amtssprache und dolmetscht ein wenig.
Es geht abwärts, weiterhin die gleiche schlechte Straße bewältigen wir
nur im 1. und 2. Gang.
So erreichen wir, an Moulay Idriss vorbei, nach weiteren 10 km Volubilis.
Donnerstag, 6. März 2014
Volubilis
Schon während meiner Schulzeit entwickelte ich einen Faible für die An-
tike. Erst waren es die Griechen und im Anschluss daran die Römer.
An wichtigen Ausgrabungstätten konnte und kann ich nicht so einfach
vorbeifahren und so besuchen Helge und ich auch Volubilis.
Gleich um 9.00 Uhr, kaum ist das Gelände geöffnet, sind schon die
ersten Bilder gemacht.
Vieles ist gut erhalten, da die Stadt noch lange nach ihrer Blütezeit be-
wohnt war. Besonders beachtenswert erscheinen mir die frei einsehbaren Bodenmosaiken, die sich noch an ihrem angestammten Platz befinden.
Das Morgenlicht ist klar und hell und die Atmosphäre auf dem Gelände,
so ohne viele Besucher, ist einfach wundervoll.
Tja, die alten Römer haben sich schon immer die schönsten Gegenden
für ihre Ansiedlungen ausgesucht.
Donnerstag - Samstag, 6. - 8. März 2014
Volubilis - Ouazzane
Erst am späten Vormittag brechen wir nach Ouazzane auf.
Auch heute lässt uns das Wetter nicht im Stich und die Strassenver-
hältnisse zeigen sich von ihrer guten Seite, so gelangen wir ohne Prob-
leme nach Ouazzane.
Helge hat hier einen französisch geführten Campingplatz ausfindig ge-
macht. Dieser gefällt uns, bis auf das trübe Wasser im Piscine, sehr gut.
Nachdem jetzt am frühen Nachmittag noch relative Leere herrscht, suchen
wir uns ein schönes, ruhiges Fleckchen aus.
Am späteren Nachmittag füllt sich der Platz. Dieser scheint für viele Mobi-
listen das Sprungbrett nach Tanger und dann nach Spanien zu sein.
Neben uns steht jetzt ein Kastenwagen aus dem Esslinger Raum. Wir
machen uns bekannt und sind uns sofort sympatisch.
So verbringen wir die nächsten Tage, mal bei Kaffee und Waffeln oder
einem gemeinsamen Bier und immer interessanten Gesprächen.
Sonntag, 9. März 2014
Ouazzane - Chefchaouen - Tanger-Med
Wir verabschieden uns von Andrea und Josef in der Hoffnung, daß wir
uns zuhause auch mal treffen werden.
Es folgt die übliche Routine am Auto und unser Weg führt uns jetzt
nach Chefchaouen.
Bereits unterwegs dorthin beschließen wir, im Hinblick auf den stark be-
wölkten Himmel, es in Chefchaouen kurz zu machen und dann direkt
nach Tanger-Med durchzufahren. Mit etwas Glück müssten wir dann noch
die 17.00 Uhr Fähre erwischen.
20 km vor unserem ersten Ziel fahren wir auf das Peleton eines Radren-
nens auf. Hier mitten im Rif-Gebirge ist das für die Jungs dort vorne eine
schweißtreibende Angelegenheit und mit der Zeit zieht sich das Feld auch
weit auseinander.
Dieses Rennen findet bei normalem Straßenverkehr statt, überholen ist
nicht möglich, und so kriechen wir teilweise im 1. Gang die Berge hoch.
Die jetzt müden und schon nachhängenden Fahrer werden von den teil-
weise rücksichtslosen marokkanischen Pkw-Fahrer von der Teerstraße
auf die schottrige Bankette abgedrängt. Das finde ich jetzt garnicht lus-
tig, zumal ich weiß, wie man solche Situationen als Radfahrer erlebt.
Wir kommen in Tanger-Med gegen 15.00 Uhr an. Die polizei- und zoll-
technische Abfertigung erfolgt zügig und so freuen wir uns auf die als-
bald eintreffende Fähre.
Wir stehen an Kai 6 in vorderster Front und wer kommt nicht - die
Fähre.
Unsere Nachfrage ergibt, daß diese wegen des starken Windes auf See
ca. 3 Stunden verspätet eintreffen wird.
Tatsächlich kommt das Teil erst um 23.00 Uhr in den Hafen und wir
stechen erst wieder um 1.00 Uhr in See.
Wir sind hundemüde, müssen aber nach unserer Ankunft noch 10 km
bis zum Lidl bei Algeciras fahren.
Durch die Zeitverschiebung in Spanien ist es jetzt 3.30 Uhr und wir
kriechen auf allen Vieren in die Betten.
Fazit zu Marokko:
Trotz der vielen im Vorfeld gehörten negativen Berichte haben wir die
Fahrt unternommen und nicht bereut.
Landschaftlich ist Marokko ein Land der Extreme und dadurch natürlich
auch abwechslungsreich und spannend.
Eine 2. Fahrt würden wir wohl 2 Monate später ansetzen. Die von uns
gerade auch im Süden vorgefundenen sehr kargen Gebiete sind sicher-
lich durch die dann erwachende Vegetation bunter.
Das Straßennetz ist, wie in fast allen Reisebüchern beschrieben, gut aus-
gebaut. Verschwiegen wird jedoch meistens, daß sich der Straßenzustand
von jetzt auf nachher drastisch verschlechtern kann. Hannibal ist dadurch
so manches Mal in ein tiefes Loch gefallen und wir befürchteten, daß er uns
gleich auseinander fällt.
Es stimmt schon, daß die Menschen in Marokko freundlich und hilfsbereit
sind. Allerdings erwarten sie dafür zu über 90% immer eine, noch dazu
überzogene, Gegenleistung.
So haben wir gegen Ende der Reise angebotene Hilfe, die oftmals nicht not-
wendig war, abgelehnt.
Umweltbewusstsein ist für die meisten Marokkaner ein Fremdwort. Müll an
jeder Ecke. Nach einem ausgedehnten Wochenendpicknick mit der ganzen
Großfamilie bleibt der Abfall einfach liegen. Entsprechend sieht, z.B. der
Strand in Taghazoute aus.
Nur wenige Ausnahmen von blitzeblanken Dörfern und Städten haben wir
auf unserer Reise gesehen.
Extrem belästigt fühlten wir uns durch ständig bettelnde Kinder. Dies ge-
schah in teilweise ziemlich agressiver Art und Weise.
Zum Beispiel kam ein ca. 11-jähriger Berberjunge am Womo vorbei, bes-
tens gekleidet mit ziemlich neuen Socken und Schuhen.
10 Minuten später kam er auf seinen Socken zurück und vermittelte uns,
daß er keine Schuhe besitzen würde. Der hielt uns offensichtlich für blöde.
Trotzdem werden wir sicherlich in den nächsten Jahren ein 2. Mal nach
Marokko reisen.