Montag, 7. Oktober 2013
Caldes de Montbui - Barcelona
Ich freue mich sehr auf Barcelona, da diese Stadt schon seit vielen Jahren
auf meiner Reisewunschliste steht.
Ganz entspannt führt uns die Autobahn bis in die Stadtmitte, ich biege dort
ab Richtung Montjuic (Judenberg). Ich parke unser Womo am Olympia-Sta-
dion und wir steigen um in einen dieser vielen Sightseeing-Busse zu unserer
ersten Stadtbesichtigung.
Diese Busse sind doppelstöckig und mit einem Faltdach und erlauben Zu- und
Aussteigemöglichkeiten an vielen exponierten Plätzen. Es gibt eine rote, blaue
und grüne Linie, die miteinander verbunden sind, so daß eine mehrstündige
Fahrt, sofern gewünscht, gewährleistet ist.
Wir beginnen mit dem roten Bus und und krabbeln gleich auf dessen Oberdeck.
Von dort haben wir eine gute Übersicht und notieren das Wichtigste auf dem
Stadtplan, z.B. Columbus-Denkmal, alter Hafen, Olympisches Dorf usw. Damit
ist unser 2-Tagesplan für Barcelona randvoll gefüllt.
Am Nachmittag steigen wir dann auf die blaue Linie um. Wir wollen die Sagrada
Familia, Gaudi's unvollendetes Gotteshaus, besichtigen. Hier können wir seine
in Stein umgesetzten Phantasien bewundern.
Die Bauarbeiten werden erst 2026 abgeschlossen sein. Dadurch sind derzeit
große Gebäudeteile eingerüstet und verhüllt.
Wir fahren reichlich spät zurück zum Estadi Olimpic de Montjuic, steigen in un-
seren Hannibal und fahren bergauf Richtung Castell. Dort finden wir auf den
terrasierten Parkplätzen einen ruhigen Übernachtungsplatz. Wir stehen im
Grünen, umgeben von einer üppigen Vegetation mit einem phantasischen Blick
über Barcelona.
Von hier oben verläuft auch eine Kabinenseilbahn bis zum Hafen.
Dienstag, 8. Oktober 2013
Barcelona
Heute, wir parken am gestrigen Platz, fahren wieder mit dem Bus in die
City.
Faszinierend finden wir nicht nur die Bauten von Gaudi, wie z.B. sein ehe-
maliges Wohnhaus Casa Batlló, sondern auch das Gotic-Viertel, die vielen
Markthallen und großen begrünten Plätze mit Bänken und Springbrunnen.
Wir schauen uns die Skulptur von Roy Lichtenstein, Barcelona Head, an,
eine Hommage in Miro's Farben an Barcelona.
Klar, daß wir auch - La Rambla - die wichtigste Einkaufsstraße der Stadt entlangschlendern. Hier zeigen in exklusiven Geschäften die Designer der
Welt ihre Kollektionen.
Wir fahren in das ehemalige Olympische Dorf, das heute von einer privile-
gierten Mittelschicht Barcelonas bewohnt wird. Die Hochhäuser liegen direkt
am 6 km langen Stadtstrand. Dieser ist in mehrere Abschnitte unterteilt.
Jeder Abschnitt vermittelt eine gewisse Intimität und ist ausgestattet mit
schicken Strandbars, Liegestühlen, Duschen, Toiletten, Zugängen für Roll-
stuhlfahrer und jeglichem weiteren Komfort.
Aufgefallen sind uns die vielen sportlichen Läufer, die u.a. hier unterwegs
sind und die vielfrequentierte Freiluft-Fitnessanlage intensiv nutzen. Mit
Wehmut denke ich dabei an eine ähnliche, aber wenig genutze Anlage in
meiner Heimtstadt.
In Barcelona mit seinen 1,6 Mill. Einwohnern tobt das Leben nicht nur auf
den Flaniermeilen, sondern vor allen Dingen in den vielen Bar, Restaurants
und Cafés. Dieses schillerende Barcelona hat meine Erwarten noch über-
troffen.
Anmerkung von Frank:
Die vielen Eindrücke machen mich sprachlos. Wo soll ich mit meiner Foto-
grafie denn nun anfangen und wo aufhören? So lege ich einfach los und
schieße hunderte von Bildern.
Nach den letzten Aufnahmen, in der Nacht auf dem Nachhauseweg, steht
vor einem Hauseingang eine alte, weißhaarige Frau mit Gehstock und blei-
chem Gesicht.
Es stimmt, wir haben in Barcelona bisher keine alten Menschen gesehen.
Wo sind die nur tagsüber? Wohlbehütet in den Großfamilien, die es hier
noch zu geben scheint und die Jugend schlägt draußen den Takt?
Barcelona, diese uralte Stadt aus der Römerzeit versteht es wirklich gut,
einen Bogen zu spannen von der Antike bis in die Jetztzeit. Konservati-
ves und progressives findet sich hier dicht beieinander und doch klar ge-
trennt.
Adiós Barcelona, du wundervolle Stadt!
Mittwoch, 9. Oktober 2013
Barcelona - Avinyonet del Penedès
Heute verlassen wir Barcelona und verbringen die Nacht auf dem Gelände einer Cava-Kellerei. Natürlich nicht ohne Cava-Probierstunde und Einweisung in die Geheimnisse der Cava-Herstellung.
Senior Battle, der Herr des Hauses, spricht nur katalan und trotzdem ver-
stehen wir uns prächtig. Er weist stolz daraufhin, daß seine Familie hier schon
seit 1.000 Jahren lebt und betont mehrfach seine katalanische Herkunft. Mit
seinen Landsleuten in Andalusien und der Extremadura kann er nicht viel an-
fangen.
Eine solche Einstellung kennen wir doch auch aus anderen Regionen Europas.
Morgen geht es Richtung Sierra de Monserrat und Besichtigung des Klosterber-
ges.
Donnerstag, 10. Oktober 2013
Avinyonet del Penedès - Creixell
Nachdem es laut unserer Susi nach Monserrat ca. 50 km wieder ins Landes-
innere über kurvige Bergstraßen geht, entscheide ich ganz kurzfristig, daß wir
auf diesen Klosterberg verzichten und lieber Richtung Küste fahren.
Frank ist damit einverstanden und so landen wir nach einer völlig unange-
strengten Fahrt direkt an der Küste in Creixell.
Hier verbringen wir die Nacht an einem langen Sandstrand im absoluten Halte-
verbot für Womos, schlafen trotzdem prächtig und das direkt vor der Einfahrt
zu einem Campingplatz.
So etwas ist natürlich nur in der Nachsaison möglich.
Freitag - Sonntag, 11. - 13. Oktober 2013
Creixell - Tarragona
Dieses verflixte Verbotsschild für Wohnmobile grinst uns auch während
unseres Frühstücks ständig an und so beschließen wir weiter zu fahren.
Nachdem noch nicht sicher ist, wo wir landen werden, nehmen wir noch
ein ausgiebiges Bad im Meer. Aussentemperatur 16°C, Wasser gefühlte
23°C.
Wir starten Richtung Tarragona und finden ca. 4 km davor wieder eine
schönen Platz direkt am Strand.
Wetter gut, die Sonne scheint, wir steigen in unsere Badsachen und ab-
solvieren einen langen Marsch am Wasser entlang. Der Sand ist durch die
vergangene Flut so schön fest, daß wir den Rückweg im Joggingtempo
hinter uns bringen. Welch ein Genuss!
So steht der Entschluß fest - wir verbringen das Wochenende hier und wer-
den erst am Montag weiter Richtung Süden vorstoßen.
Unser linker Nachbar ist ein leutseliger Brite der uns in bestem Deutsch be-
grüßt. Er erzählt uns, daß er bei der britischen Armee in Dortmund 3 Jahre
tätig war.
Vor uns ein spanisches Paar und rechts von uns 2 Womos aus Tschechien,
direkt davor noch 2 Womos aus Frankreich.
Wieder ein bunt zusammengewürfeltes Völkchen aus ganz Europa auf einem
frei zugänglichen Platz.
Es ist Sonntag, 10.00 Uhr. Der Blick aus dem Fenster bestätigt unsere Ahnung: Schönstes Wetter - stahlblauer Himmel - Temp.22°C - + ein kühlender Wind
vom Meer. Helge sieht mich an und ich verstehe: Wanderwetter!!
Schuhe an, Wasserflasche gefüllt und schon sind wir wieder am Meer entlang unterwegs.
In einigen Kilometern an der Küste, auf einer Landzunge, hoch über dem Meer,
steht ein alter, runder Turm. Dieser erinnert stark an den Mehlsack in Ravens-
burg, nur ist dieser hier längst nicht so hoch.
Jedenfalls steuern wir diesen Turm jetzt an.
Nach 1,5 km Sandstrand steigt das Gelände an und der schmale Weg führt
hinauf in einen ausgedehnten Pinienwald. Wir folgen dem Pfad, der sich mal
unter hohen Schirmakazien, mal durch niedriges Nadelgehölz schlängelt über
Stock, Stein und Sand.
Dann eine kleine Badebucht und gleich noch eine kleinere. Das Wasser
ist "Molt bé", glasklar und aquamarinblau.
Es riecht heftig nach Pinienharz und den hier wachsenden Sträuchern.
Schmal ist der Weg, der uns zum Turm führt. Links eine kleine Felswand und
rechts geht die Klippe steil, ca. 30 m, abwärts Richtung Wasser. Jetzt bloß
keinen Fehltritt, sonst gibt's einen Freiflug mit anschließender Abkühlung.
Die Aussicht ist, unsere Thaifreundin Edit würde jetzt sagen, gigantisch. Der
Blick reicht bis Tarragona-City und davor liegen einige Frachter auf Reede.
Zurück geht's im Eiltempo - macht richtig Spaß und ermöglicht uns recht-
zeitig einen kleinen Laden zu erreichen. Weißbrot und Wasser - der Rest
wartet im Hannibal schon auf eine ordentliche Brotzeit.
Anmerkung von Frank: Momentan, so scheint es mir, sind wir beide etwas
angeschlagen.
Helge plagt ein wenig das Heimweh. Das ist meine Sorge nicht - ich trage
meine Heimat in mir. Aber ich fühle mich wie eine übervolle Flasche - Korken
darauf und nichts mehr reinlassen.
Die letzten Wochen und jetzt schon Monate waren wir fast täglich auf Achse.
Die Menge der Eindrücke ist förmlich über uns hinweggeschwappt und manch-
mal sehen wir uns an und fragen: Wo war das? Wann war das?
Diese Art zu Reisen ist kein Urlaub. Vielleicht müssen wir das Ganze etwas
entschleunigen - uns noch mehr Zeit lassen.
Aber wenn wir dann so auf der Straße sind bekommt das alles immer eine
gewisse Eigendynamik.
So nutzen wir die wenigen Stehtage, wie diese jetzt, um unsere Batterien
wieder auf Spannung zu bringen.
Montag, 14. Oktober 2013
Tarragona
Gestern erfuhren wir, daß es von unserem Stellplatz nach Tarragona einen
Küstenwanderweg geben soll.
Klasse, den werden wir uns heute genehmigen.
Gegen 10.00 Uhr setzen wir uns bei bestem Wetter in Bewegung. Immer am
Wasser lang.
Kaum ist unsere Bucht zu ende, führt ein schmaler Weg die Klippen hoch. Er
schlängelt, sich mal kaum zu sehen, mal breiter und vielbenutzt von Bucht
zu Bucht. Links immer fest das Meer im Blick, rechts oft Nadelholzdickicht,
so arbeiten wir uns festen Schrittes vorwärts.
Und urplötzlich stehen wir Angezogenen unter lauter Nudisten. Uns stört dies
allerdings nicht und die Sonnenanbeter tun so als wären wir nicht vorhanden.
Das Wasser ist auch hier von einer besonderen Qualität. Wir können uns nur
wiederholen: Glasklar, in allen Blau- und Grüntönen schimmernd ist es immer
eine Einladung.
Wir erreichen Tarragona nach ca. 1,5 Stunden und die ersten Schritte führen
uns in die Altstadt. Nicht am Wasser erbaut, sondern ca. 1.000 m entfernt auf
einem Hügel gelegen. Unsere Altvorderen haben sich da schon was bei gedacht.
So hatten sie eine hervorragende Sicht und Verteidigungsposition.
Lediglich das Amphitheater liegt ausserhalb der Stadtmauer und grenzt direkt
ans Meer.
Die Rambla Nova ist die Prachtstraße Tarragonas und auch eine Hauptschlag-
ader. Hier spielt sich das Leben ab mit sehen und gesehen werden.
Nach Wochen in Nordspanien beschleicht uns die Auffassung, daß die Spanier
eine starke Affinität zum Glücksspiel besitzen.
In vielen, auch kleinen Städten, gibt es Spielcasions mit komplettem Programm,
aber auch Lotteriebuden in den Hauptstraßen und -plätzen.
Der Anreiz zum Mitmachen ist gegeben, da die Gewinne doch hierzulande be-
trächtlich sind.
In Barcelona sind sie uns nicht aufgefallen - hier jedoch haben wir sie entdeckt:
Die älteren Herrschaften!
Die Rambla Nova besteht aus zwei Fahrbahnen und einem breiten, gepflasterten Mittelstreifen von hohen Platanen gesäumt. Alle 20 m hat die Stadt hübsche
Bänke, die zur Rast einladen, aufgestellt.
Und hier sind sie: Die älteren Herrschaften! Da sitzen sie einzeln mit wachem,
interessiertem Blick, aber auch in sich gekehrt und einsam, vom Leben gezeich-
net, von der Welt enttäuscht.
Sie sitzen aber auch in Gruppen, munter diskutierend, heftig in Mimik und
Gestik, noch mitten im Leben.
Es ist eine wirkliche Freude hier zuzusehen.
Und auch die Kleinsten haben keine Berührungsängste.
Ach ja, noch was banales.
Die Fußgängerampeln zeigen hier im Sekundentakt die Grün- und Rotphasen
an und das Männchen beginnt in den letzten Sekunden der Grünphase sogar
zu rennen.
Da ist der Fußgänger immer richtig informiert.
Nachfolgend noch einige Eindrücke aus der Altstadt mit seinen römisch-iberi-
schen Bauten.
Am Abend zurück zum Hannibal auf dem selben Weg und danach sofort ein
Sprung ins kühle Nass - haha, bei 23°C Wassertemperatur.