Sonntag, 5. Januar 2014
Plage Blanche
Bin heute sehr früh aufgestanden um Fotos zu machen.
Wer glaubt, die Dünen wären nur toter Sand der irrt, denn heute Nacht war
hier wohl viel Verkehr. Unglaublich viele Spuren, große und kleine, sind zu
sehen.
Und schon Walt Disney bewies vor über 40 Jahren mit seinem großartigen
Fotoband und Kinofilm "Die Wüste lebt".
Der Himmel ist heute seit vielen Wochen das erste Mal bedeckt. Jetzt erst um
8.30 Uhr reißt die Wolkendecke auf und die Sonne kommt zaghaft zum Vor-
schein. Eine tolle Landschaft voller Gegensätze, Vegetation/Wüste, Süßwasser/
Salzwasser, Lautlosigkeit und das immerwährende Tosen der atlantischen
Brandung.
Auf dem Weg zurück zum Womo entdecke ich dann noch, mitten im Nirgend-
wo, Müll. Mengen!!!
Vor 12.00 - 14.00 Uhr machen wir eine längere Wanderung entlang des fluß-
aufwärts. Wir stellen beide fest, wandern im Sand ist schon ganz schön müh-
selig.
Auf der linken Seite sehen wir einige freilaufende Dromedare. Sie lassen uns
bis auf wenige Meter auf sich zukommen, erst dann weichen sie zurück.
Am Flussufer, in seichtem Gewässer, steht ein schneeweisser Reiher. Er in-
teressiert sich nicht für uns, ist ganz auf das Wasser vor seinen langen Bei-
nen konzentriert. Hat wohl richtig Hunger und wir wünschen ihm Petri Heil.
Nachdem wir zurück sind, besuchen wir unsere niederländischen Nachbarn
auf ein Glas Rosato. Wir hatten uns gestern noch bekannt gemacht und
heute früh brachten sie uns Fladenbrot.
16.00 Uhr - Tajine, der erste Versuch und das Ergebnis ist ganz vorzüglich.
Das werden wir in Variationen jetzt öfters auf den Tisch bringen.
Jetzt ist es 19.00 Uhr und eine Kontaktaufnahme mit dem Rest der Welt ist
nicht möglich.
Kein Internet, seit 2 Tagen keine Websiteaktualisierung und eine Menge Fotos
auf der Festplatte, das ist doch zum ko....
Nachtrag: Heute rief es plötzlich hinter unserem Hannibal "Hallo Deutschland".
Der Rufer, ein Marokkaner namens Salam, war längere Zeit in Köln tätig. Er
spricht gut unsere Sprache.
Es stellt sich heraus, daß seine Schwägerin aus Kaufbeuren stammt und als
ich ihm erzähle, daß ich dort viele Jahre verbracht habe, nahm er mich in seine
Arme und begrüßte mich als Familienmitglied.
Er lädt uns zu sich nach Hause zum Essen ein und gibt mir dazu seine Handy-
nummer.
Montag, 6. Januar 2014
Plage Blanche
8.00 Uhr. Der Blick nach draußen zeigt grauen Himmel und Trostlosigkeit.
Was ist los?
Die kalte kanarische Meeresströmung trifft hier auf warme Festlandluft. So
gibt es, durch den großen Temperaturunterschied, hier immer mal wieder
ein 40 km breites Wolkenband und Nebel.
Wir wollen jetzt nochmals eingehender die Gegend flußaufwärts erkunden.
Entlang des Flusses pudriger Sand mit einem dünnen Überzug aus harter
Tonerde, kantige Steine und hartes Gehölz.
Nur das "hrrpp, hrrpp" unserer Schritte unterbricht die uns jetzt umgeben-
de Lautlosigkeit.
Wir nähern uns einer Furt. Der bislang doch ansehnliche Wasserstand des
Qued ist hier zu einem Bach geschrumpft.
Oben am Berg, in weiter Entfernung, eine Ansiedlung und ab und zu ver-
einzelte Berberzelte.
Wir drehen um und sind nach ca. 3 Stunden zurück.
17.40 Uhr Ortszeit - ich sitze auf der Eingangsstufe und blicke in die unter-
gehende Sonne.
Die Küste scheint hier endlos und die Dünung rollt unablässig in 6er Rei-
hen auf den flachen Strand. Ohne Unterbrechung liegt hier ständig ein Grol-
len in der Luft.
Vor mir der Qued, der seinen ursprünglichen Weg ins Meer verloren hat.
Eine Sanddüne blockiert jetzt seinen Weg, so hat er sich nach Osten gewandt
und fließt jetzt parallel zum Meer zwischen Sanddünen und Steilküste. Wie
weit, ich weiß es nicht.
Die jetzt gebildete Lagune ist von Vögeln aller Art besucht. Sicher auch Euro-
päer auf Zwischenstation.
Langsam färbt sich der Himmel rosa, Dunst liegt über der Küste und in weni-
gen Minuten wird die Sonne in ein Wolkenband eintauchen und verschwinden.
Dann wird's düster und auch gleich kalt, der ständige Atlantikwind hilft gerne
dabei.
Ich verziehe mich jetzt und genieße den Abend zusammen mit Helge und ihrem
geliebten Rummy.
Dienstag, 7. Januar 2014
Plage Blanches - Guelmim - La Vallee
Strahlend blauer Himmel zum Abschied von Plage Blanche. Ein letzter Blick
zurück.
Unsere niederländischen Nachbarn machen sich auf Richtung Tan-Tan und
wir fahren nach Guelmim.
An der ersten Tanke dort erwartet uns mein "Bruder" Salam. Damit beginnt
für uns heute das "marokkanische Programm".
Zuerst führt uns unser Guide zu einer Dromedarherde ausserhalb des Or-
tes. In der letzten Nacht wurde ein Junges geboren und dieses möchte er
uns zeigen.
Die Bilder verdeutlichen, wie unsicher es noch auf seinen 4 Beinen steht.
Der Kamelhirte, ein entfernter Verwandter von Salam, freut sich über mei-
ne Zigarrillos, die ich ihm überlasse.
Zur Oase Äit Bekkou ist es nicht weit. Ein schönes Fleckchen Erde mit einem
7 km langen Palmenhain.
Ali, ein Cousin von Salam, führt uns und erklärt uns die Palmenwirtschaft
und das Bewässerungssystem dieser Oase.
Ali kommt danach mit uns nach Guelmim. Während der Fahrt lasse ich
durchblicken, daß ich an einer Djellabah interessiert bin. Salam erklärt dafür
die richtige Adresse zu besitzen.
Der Laden ist eigentlich nur ein großer, zweiflügliger Schrank, der in eine
Fassade eingelassen ist.
Das Angebot gefällt mir nicht, alles sehr dick und grob. Salam schaut etwas
missmutig drein.
Ja, eine Berberhose wäre noch was. Der Verkäufer zeigt verschiedene Mo-
delle und ich finde auch, was uns gefällt.
Das Teil soll Dh 140,-- kosten. Nein, zu teuer. Helge schlägt Dh 60,--vor.
Nein, dafür kann er sie uns nicht geben.
Gut, nach längerem hin und her kaufen wir sie für Dh 90,--. Der Verkäufer
ist jetzt mürrisch und Salam noch missmutiger. Haben wir zuwenig gekauft
und fällt damit seine Provision zu gering aus?? Nicht unser Problem.
Es folgt ein Marktbesuch in der Altstadt und wir erwerben dort das Gewürz
für unsere künftigen Tajine. Salam will uns 1 kg vermitteln. Nein, wir haben
keine 6-köpfige Familie und wollen auch keinen Jahresvorrat. Salam schaut
wieder missmutig - keine große Provision?
Der Höhepunkt des Tages ist das Mittagessen bei Salam zuhause. Hier er-
halten wir einen kleinen Einblick in das marokkanische Alltagsleben.
Die Ehefrau von Salam bekommen wir nur kurz zu sehen. Sie zieht sich
zurück und ward nicht mehr gesehen.
Das Essen nehmen wir auf dem Boden oder Kissen sitzend ein. Anwesend
sind Salam, seine 4 Kinder, Ali, Helge und ich.
Salam reicht uns Wasser und Handtuch zur Reinigung unserer Hände.
Traditionell wird nur mit der rechten Hand gegessen. Die linke ist zum Nichts-
tun verdammt.
Wir nehmen uns von der aufgetischten Tajine das Gemüse und Hühnchen-
fleisch. Das Brot und der Daumen ersetzen dabei das Besteck.
Als Nachtisch wird Obst gereicht - Orangen, Erdbeeren, Äpfel.
Beendet wird das Mahl mit Hände waschen und Ausspülen des Mundes.
Vor der Verabschiedung trinken wir noch stark gezuckerten, grünen Tee.
Salam sichert uns nochmals seine Unterstützung in Marokko zu, falls wir
diese benötigen sollten.
Es ist jetzt später Nachmittag und wir machen uns auf zum "Franzosen"
nach Abeinou.
Heute sitzen wir zum ersten Mal in der Dunkelheit vor unserem Hannibal
und geniessen den glasklaren Sternenhimmel und die Ruhe.
Kein Atlantik - somit kein Wind und kein Wellenschlag!!!
Mittwoch, 8. Januar 2014
La Vallée
Gestern Abend entschlossen wir uns noch einen weiteren Tag zu bleiben.
Ruhetag!
Essen, trinken, ruhen, waschen, lesen, träumen und etwas wandern.
Übrigens liegt der Platz in einem einsamen Tal nördlich von Abeinou. Nur
über eine ca. 2 km lange und sehr staubige und steinige Piste ist er er-
reichbar.
Die Anlage wird von einem Franzosen geführt und ist auch sonst komp-
let in französischer Hand.
Viel Grün umgibt die grossen Stellflächen, Bäume und Wiesenflächen und
nur eine tägliche Bewässerung ermöglicht hier diese üppige Vegetation.
Die Berge leuchten ringsum in der Früh- und Spätsonne kräftig rotbraun.
Jetzt zur Mittagszeit verblassen die Farben allgemein.
Helge wäscht, ich installiere die Wäscheleine, kümmere mich ums Mobil.
Ent-, Versorgung, kleine Anpassungsarbeiten am SOG, Innensäuberung.
Für den Abend bestellen wir uns eine Tajine und gegrillten Fisch.
Das Essen nehmen wir in einem kleinen, landestypisch eingerichteten Raum
ein.
Die Türe zum Flur steht offen und so bekommen wir immer mal wieder Be-
such von zwei jungen Hunden, einer kleinen Katze und einer erwachsenen
Ente.
Die beiden Hunde gefallen mir schon sehr. Der Vater war sicher ein Malinois
und die Mutter eine rassige Marokkanerin.
Das Essen ist leider nicht der Hit.
Zum Abschluss gibt es Thé à la menthe und wir überlegen, ob wir nochmals
einen Tag dranhängen.
Manko: Seit Tagen keine Internetverbindung.
Donnerstag, 8. Januar 2014
La Vallée
Keine besonderen Vorkommnisse!
Freitag, 10. Januar 2014
La Vallée - Amtoudi/Id-Aissa
Wir fahren heute!
Ich alter Sack habe Geburtstag. Grund genug, alles noch ein wenig ge-
mütlicher anzugehen.
Helge hat mir einen wunderschönen Schal geschenkt und mir schon um
4.00 Uhr morgens gratuliert. Wir waren beide wach.
Vom "Franzosen" fühlen wir uns etwas über den Tisch gezogen. Verlangte
für eine Tajine Dh 100,--. Das sind 100% über dem üblichen Marktpreis -
und das bei der Qualität. Abhaken!!
Wieder schnurgerade Straßen. Wieder kaum, bzw. kein Verkehr. Wieder
links und rechts Steine, Sand und kleines Gebüsch.
Neu ist heute aber der viele feine Sand in der Luft. Nebelschwaden gleich
liegt er über dem Land und verdunkelt die Sonne.
Während der Fahrt fängt es dann auch noch an zu regnen. Ja, Regen in
Marokko, am Rande der Sahara.
Jetzt stehen wir in Amtoudi unterhalb der Id-Aissa.
17.00 Uhr - Helge puhlt die Erbsen aus der Schale und ich Geburtstags-
kind schaue zu.
Es regnet noch immer heftig und unser Hannibal verliert so seinen schönen
marokkanischen "Staubmantel".
Samstag, 11. Januar 2014
Id-Aissa
Id-Aissa steht heute auf dem Programm. Die Speicher- und Fluchtburg aus
dem 12. Jhrh. werden wir uns ansehen. Sie wurde komplett aus Bruchstein
ohne ein Gramm Mörtel errichtet. Über 70 Kammern zur Unterbringung von
Nahrung und Wertgegenständen standen den einzelnen Familien zur Verfü-
gung.
Auch diente sie als Fluchburg - war der Feind im Anmarsch, zogen sich die
Dorfeinwohner dorthin zurück.
Id-Aissa war bis in die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts in Betrieb.Sie steht
auf einem ca. 100 m hohen Basaltkegel majestätisch über der Oase.
Werden wir den Aufstieg zu Fuß oder per Esel wagen? Da Helge befürchtet
am Steilhang vom Esel geworfen zu werden, machen wir die Tour per Pedes.
Wir haben gelernt - deshalb erfragen wir den Komplettpreis für die gesamte
Tour (Id-Aissa u. Quelle).
Assam unser Guide nennt uns Dh 100,-- alles inklusive. Das ist okay, wobei,
wenn man bedenkt, daß ein Brot Dh 2,-- und ein Kilo Karotten Dh 4,-- kos-
ten ist das schon viel Geld.
Wir machen uns auf den Weg. Es geht steil bergan und in Serpentinen win-
det sich der schmale Pfad nach oben.
Ca. 45 Minuten benötigen wir für den Anstieg bei zügigem Tempo. Ein kurzes
Klopfen und der Wärter öffnet uns die Pforte. Wie sich jetzt herausstellt,
möchte auch er von unserem Besuch profitieren und verlangt Dh 30,--. Das
ist zuviel, denn in unseren Unterlagen sind Dh 10,-- vermerkt. Es ärgert uns
trotzdem, denn unser Guide hatte uns alles inklusive zugesichert.
Wir genießen den grandiosen Ausblick von hier oben auf die im Tal liegendes
Oase.
Unser Abstieg erfolgt auf der anderen Bergseite. Dies ist auch gleichzeitig
der Weg für die Esel und somit viel breiter als der Aufstiegspfad.
Am alten Dorf vorbei führt uns jetzt der Weg durch die mit Palmen dicht be-
wachsene Oase, vorbei an sattgrünen Felder.
An der Quelle angekommen, bestaunen wir diese Mengen von Wasser, die
durch kleine Kanäle, vielfach verzweigt, zu den Feldern und ins Dorf geleitet
wird.
Nach ca 4 Stunden sind wir wieder zurück an unserem Hannibal und red-
lich geschafft.
Wir sitzen den Rest des Tages in der Sonne, trinken Kaffee und sind rund-
um zufrieden.
Morgen geht es weiter Richtung Tata.