Sonntag, 31. Mai 2015
Tallin - Helsinki
5.00 Uhr aufstehen, 5.30 Uhr Fahrt zur Fähre.
Jetzt stehen wir vor dem geschlossenen Check-in-Schalter der Viking-Line und
die Kaffeemaschine blubbert vor sich hin.
Von uns aus könnte es jetzt schon losgehen.
6.30 Uhr ist's dann soweit, der Schalter öffnet seine Schranke und der Fahr-
zeugtross setzt sich langsam in Bewegung.
Wir haben vor ca. 8 Tagen über das Internet die Tickets gebucht. Nun nennen
wir am Schalter nur die Ref.-Nr., übergeben Personalausweise und Kfz-Schein
und eine Minute später erhalten wir diese plus unserer Tickets zurück.
Die Verladung verläuft problemlos und zügig und zu Fuß geht es danach im Schiff fünf Stockwerke nach oben.
Nachdem wir schon gefrühstückt haben, begeben wir uns direkt auf's Sonnen-
deck, während sich Christl und Rudi am Buffett gütlich tun.
Die See ist ruhig, viel Sonne und ein paar weiße Wolken, aber ein kalter Wind
begleiten uns.
Wir disponieren unsere heutige Besuchtour um, denn gestern Stadt und heute schon wieder wollen wir alle nicht.
So werden wir Helsinki deshalb auf unserer Runde in ca. 14 Tagen aufsuchen.
Unsere Landung in Finnland/Helsinki-Hafen verläuft viel zu schnell und vor
lauter Hektik komme ich nicht dazu Bilder zu machen. Schade, denn der An-
kunftshafen liegt mitten in der Altstadt.
So steuern wir nun einen Badeplatz an der Südküste Richtung Saimaa-See bei Perna an.
Ein jetzt grau-grüner vom Wind mit kleinen weißen Schaumkronen versehener
See erwartet uns, Trockentoiletten am Ufer und sonst nichts.
Wiedermal sind wir zu viert allein.
Helge öffnet aus "ihrem" Rotweinkontingent eine Flasche und bei super Stim- mung planen wir zu zusammen die nächsten Tage.
Krönender Abschluß ist, klar, Rudis Marillenschnaps. Danach ist der Mundraum
antiseptisch und wir könnten uns das Zähneputzen sparen.
Montag, 1. Juni 2015
Perna - Kotka - Ylämaa
Finnland, du schönes Finnland empfängst uns mit strahlender Sonne, klarer
Luft, dunklen Seen und grünen Wäldern.
Schon jetzt fühle ich mich hier zuhause.
Beste Straße sorgt für schwebendes Vorwärtskommen Richtung Kotka.
Doch plötzlich läuft uns doch so ein Lidl über den Weg. Helge macht die Besorgung und ich studiere derweil auf dem Parkplatz die Menschen und ihr Tun.
Alles läuft hier wohl ganz easy, bloooß keine übertriebene Hast und Finnland scheint Toyota zu fahren.
Nach erfolgtem Einkauf machen wir einen Abstecher seitwärts in die Büsche zu
einem kleinen Nationalpark mit Wandermöglichkeit.
Beine ausschütteln und so.
Es ist ein Hochmoor, welches wir jetzt auf einem ca. 4,5 km langen Rundwan-
deweg erkunden.
So geht es dahin, über einen schmalen Bretter-, bzw. Balkenweg und links und
rechts davon ist alles nass, schwabbelig und wohl auch grundlos.
Das hier ist Elchland und immer mal wieder finden wir seine Spuren. Allerdings
sehen wir keinen und das ist kein Wunder bei diesem Krach, den der schwat- zende, weibliche Teil des Quartetts so macht.
Auch der gute Aus/Überblick von einem Hochstand bringt hier keine weitere Er-
kenntnis.
Wir sind nach 50 Minuten wieder am Parkplatz und brechen auf nach Kotka.
Die dort liegende Fischerhütte von Zar Alexander II. hat unser Interesse ge-
weckt.
Auf einer kleinen Insel, zwischen zwei Flußläufen mit Stromschnellen, liegt das
Holzhaus mit seiner noch authentischen Inneneinrichtung.
In den Gewässern ringsum gab es früher wohl sehr große Lachsbestände, doch
diese Zeit ist längst vorüber.
An der Südspitze der Halbinsel, auf der Kotka liegt, soll es ein hübsches Plätz-
chen am Meer für die Nacht geben.
Jetzt ist dieses gesperrt für Fahrzeuge jeglicher Art. Die jetzige Alternative ist
alles andere als hübsch, dafür ist sie eng und uneben.
So raffen wir uns auf, fahren nochmals 100 km und landen im Edelsteindorf
Ylämaa.
Kaum angekommen, wollen Helge und Christl das Schmuckmuseum stürmen
landen aber wo?? - natürlich in einem Schmuckshop in welchem Christl ein Paar Ohrstecker erwirbt.
In Ylämaa findet sich ein, in je nach Lichteinfall verschiedenfarbig (Spektral-
farben) schimmender Feldspat, namens Spektrolith. Den gibt es wohl nur hier und sonst nirgendwo auf der Welt.
Neben dem Spektrolith wird in dieser Gegend auch sehr großzügig ein hoch-
wertiger Granit abgebaut und eine in der Region ansässige Firma fertigt daraus die glattgeschliffenen Kugeln, welche sich in den Hotelfoyers der Welt auf einem dünnen Wasserfilm drehen.
Die Nacht verbringen wir auf dem großen LKW- Parkplatz hinter dem Museum,
etwas abseits im Grünen.
Dienstag, 2. Juni 2015
Ylämaa - Lappenranta - Piestohiekka
Ganz früh höre ich, im Halbschlaf, ein tok, tok, tok auf dem Dach - Regen!!
Stunden später öffne ich die Jalousien und sehe die Farben des Nordens.
Tiefblauer Himmel, sattgrüne Birkenwälder, dunkelrote Holzhäuser mit schnee-
weißen Applikationen.
So soll/muß das sein!!
Gestern Abend beschlossen wir noch, daß jedes Team in den nächsten 4 Tagen einer individuellen Routenplanung folgen wird.
So machen wir uns weiter auf den Weg Richtung Saimaa-See.
Übrigens stürmten heute früh ein Dutzend Stechmücken unseren Hannibal und
Helge gab sich daraufhin einem kurzen Anflug von Hysterie hin.
Doch es bestand nicht wirklich ein Grund dafür, denn wir haben für unseren Schlafbereich ein maßgeschneidertes Moskitonetz und für unsere empfindlichen Hautteile, eine für die Mücken nicht akzeptable, bzw. tötliche Emulsion.
Auch sind die Biester momentan noch so lahm, daß wir sie im Fluge erschlagen konnten.
Also gemach, gemach.
Die Via Karelia ist unser Weg ins Herz dieses Landes, das Land der nur 1.000 Seen, obwohl mehr als 70.000 gezählt wurden.
Es geht hüglig dahin, immer nach Norden entlang an Seen, über Dämme und
Brücken, durch dichten Mischwald und über weite Wiesen- und Ackerflächen.
Dort drüben am Waldrand zeigt sich ein einzelnes Gehöft und auf jener Ufer-
erhöhung steht ein kleines, rotes Holzhaus, das Boot dazu liegt am Steg.
Das sind die Bilder, die langsam an uns vorbeiziehen.
Der Verkehr, d.h. einzelne Autos in langen Minutenabständen, läuft auf einsa- mer Straße völlig unaufgeregt.
Kein Drängler, kein Raser, kein Huper und kein Möchtegern und wir haben uns
diesem Rythmus schon längst angepasst.
Zwischenzeitlich stehen wir, wie könnte es anders sein, in lichtem Hochwald an
einem See. Noch scheint die Sonne und wir geniessen bei einem starken Kaffee
die abendliche Ruhe.
Dichte Wolken drängen über den Himmel, verdecken die uns gerade noch wär- mende Sonne und Kälte kriecht uns umgehend in die Beine.
So packen wir zusammen und verziehen uns zum Abendessen in unseren Hanni-
bal.
Mittwoch, 3. Juni 2015
Piestohiekka - Mikkeli - Kiesilä
Es ist stürmisch heute früh. Hannibal schüttelt sich, schüttelt den Regen ab der seit Stunden auf ihn niederpasselt.
Der See ist so grau wie der Himmel und ich werfe die Heizung an.
Wir haben keine Eile, frühstücken gemütlich und planen in Ruhe die nächsten
Stationen.
Mikkeli wollen wir anfahren und entsorgen. So machen wir das und stehen jetzt
auf dem Hafenparkplatz dieses Städtchens.
Am Wetter hat sich zwischenzeitlich nichts geändert, denn es regnet jetzt in Strömen. Kein Wetter für eine Stadtbesichtigung, auch nicht für Hartgesottene wie uns.
Helge widmet sich nun aus lauter Langeweile dem Kühlschrank. Abtauen ist an-
gesagt, denn in den letzten Wochen hat sich Eis im Tiefkühlfach breit gemacht.
Ich sitze am Laptop und tippe diese Zeilen. Die aus dem Kühlschrank ausge-
räumten Delikatessen machen mich jedoch hungrig und Helge offensichtlich auch.
So beenden wir unsere momentanen Tätigkeiten und geben uns, ohne Um- schweife, den leckeren Köstlichkeiten hin.
Hoppla, wer rollt denn da gerade an uns vorüber? Christl und Rudi auf der Suche nach einem Parkplatz.
Wir nutzen die Gelegenheit, besprechen die Fähre von Turku nach Stockholm
und Helge bucht sogleich je 1 Ticket für das österreichische Team und uns.
Die Überfahrt haben wir aus preislichen Gründen auf den 17.6. vorgezogen. So kostet die Überfahrt mit Kabine € 158,-- und nach dem 17.6. müssten wir über € 100,-- drauflegen.
Nach dieser Aktion starten wir zu viert einen Rundgang durch die Stadt. Der Re-
gen hat zwischenzeitlich aufgehört, die Sonne blinzelt uns zaghaft zwischen den
Wolkenbergen ins Gesicht aber der Wind pfeift uns kalt um die Ohren.
In Mikkeli gibt's nicht besonderes zu besichtigen. Während des Winterkrieges
1940 gegen die Russen hatte hier der finnische Oberbefehlshaber Mannerheim
sein Hauptquartier. Wir verkneifen uns allerdings eine Besichtigung.
Unsere Wege trennen sich wieder, jeder will die Saimaa-Runde für sich noch
komplett erledigen.
In der Nähe von Kiesilä finden wir am See einen hübschen Platz. Noch immer regnet es und nur zwischendurch scheint die Sonne.
Helge und ich glotzen TV und um 21.30 Uhr blicke ich aus dem Fenster, springe geschmeidig mit einem Satz aus dem Bett und schieße die nachfolgenden Fotos.
Donnerstag, 4. Juni 2016
Kiesilä - Saimaa-Kanal - Imatra
Der Tag liefert keine besonderen Vorkommnisse.
Auch der Saimaa-Kanal haut uns, in dem von uns besichtigten Teilstück, nicht
vom Hocker.
Das Wetter zeigt sich noch immer in bestem Grau.
Nachmittags treffen wir in einer kleinen Bucht bei Imatra vereinbarungsgemäß
auf Christl und Rudi.
Beide sitzen in der Sonne, doch als wir eintreffen ist's damit vorbei. Wir haben
die Wolken als Präsent mitgebracht.
So verziehen wir uns zu Viert in den Hymer, trinken Rudis Wein und planen die
nächsten Tage.
Ich weiß, warum ich eigentlich ein Gegner von fixen Buchungen bin. Die wun-
derbaren Möglichkeiten einer zeitlich nicht limitierten Tour gehen damit flöten.
Jetzt müssen wir am 17.6. in Turku auf die Fähre, auch wenn wir vielleicht gerne noch an schönen Plätzen in Finnland verweilen möchten.
Freitag, 5. Juni 2015
Imatra - Savonlinna - Kerimäki
120 km schnelle Fahrt über beste Piste von Imatra nach Savonlinna.
Doch der vereinbarte Platz ist schei..... So bleiben wir nur 2 Stunden, kochen,
essen und auf geht's, 30 km retour und links ab in die Büsche nach Kerimäki.
Dort sehen wir uns die grösste Holzkirche der Welt an. Angeblich sollen in ihr
bis zu 5.000 Gläubige Platz finden.
Alles aus Holz, in lichtem Grau gehalten, schlicht, hell und freundlich.
Geheizt wird im Winter mit 4 großen Holzöfen. Ein tolle, aber alte und damit sehr arbeitsintensiv Technik.
Egal ob ich jetzt nach links, rechts oder nach vorn sehe, Wasser, Wasser.
Nur hinter uns ist ein Damm, auf welchem wir stehen und auch die Nacht
verbringen werden.
Helge, vom Wetter etwas gefrustet, zieht sich schon jetzt um 16.00 Uhr ins
Bett zurück und pflegt ihr Gemüt (soll ich so schreiben!).
Samstag, 6. Juni 2015
Kerimäki - Savonlinna - Kiesilä
Herrliches Wetter haben wir heute Vormittag. Wir treffen uns kurz mit Christl
und Rudi in Savonlinna, dann fährt jeder wieder eigene Wege.
Wir kaufen noch ein, tanken und fahren durch bis zu unserem nächsten Über-
nachtungsplatz bei Kerimäki.
Dort waren wir vor Tagen schon einmal. Einfach ein nettes Plätzchen.
Christl und Rudi trudeln später ein und der bislang sonnige Himmel verdüstert
sich sofort zusehens. Heute bringen die Beiden mal das schlechte Wetter mit.
Noch eine Runde Rummy und anschließend verzieht sich ein jeder in sein Mobil.
Sonntag, 7. Juni 2015
Kiesilä - Perna
Ruhetag, Waschtag, Fahrtag.
Heute Abend wollen wir an der Ostseeküste bei Helsinki sein.
Dort sind wir jetzt auch und ansonsten gibt's nichts zu berichten.
Montag, 8. Juni 2015
Perna - Porvoo - Helsinki
Wir wollen weiter nach Porvoo, bleiben aber bei dem heutigen Superwetter noch mind. bis 14.00 Uhr.
Jetzt wird erst einmal geduscht und gesonnt und dann sehen wir weiter.
Eine Stille ist das hier!
Um 12.00 Uhr ziehen die ersten Wolken auf und wir brechen dann doch etwas früher unsere Zelte ab.
Nun um 13.30 Uhr, am Yachthafen in Porvoo, erwischt uns ein richtiges Gewitter
mit allem Drum und Dran.
So ist's momentan also nichts mit Stadtbesichtigung.
Alternativ schmiert Helge Käse- und Marmeladebrote, der Regen trommelt un- ablässig auf's Blechdach und in dicken Rinnsalen läuft anschließend das Wasser über die Windschutzscheibe.
Auch geht rapide die Temperatur in den Keller, von + 20° auf + 10! C. Heute Vormittag noch Bikini-Wetter und jetzt Fleece-Zeit.
Dann endlich hört der Regen auf und auch wir machen uns auf, auf zur Be-
sichtigungstour.
Die Altstadt schmiegt sich an einen Hügel auf dessen höchster Erhebung eine
aus Bruchstein im 13. Jahrhundert erbaute gotische Kirche steht. Dominant,
separat daneben der wuchtige Kirchturm.
Pittoresk wirken die alten, dunkelrot lackierten ehemaligen Speicher am Fluß-
ufer. Heute scheint dort der Trödel eine Heimat gefunden zu haben.
Nun, das war er, der Besuch in Porvoo.
Helsinki ist über die Autobahn schnell erreicht. Doch zuvor noch ein kurzer Ein- kauf, etwas Wasser gebunkert und schon stehen wir auf dem Parkplatz beim
Zoo der finnischen Hauptstadt.
Jetzt, 18.30 Uhr scheint auch wieder die Sonne durch unser Womo-Fenster und
verschönt uns den Abend.
Anmerkung: 22.30 Uhr nachts und es ist eigentlich taghell und selbst die Son-
ne ist am Horizont noch sichtbar.
Dienstag, 9. Juni 2015
Helsinki
Das muss jetzt ja wohl mal gesagt werden - wir hatten bislang auf unserer Rei-
se ziemliches Schwein mit dem Wettter!
So auch heute. Stahlblauer Himmer, die Wolken des gestrigen Tagen haben sich
alle verflüchtigt und die Quecksilbersäule des Thermometers verharrt bei ange-
nehmen + 15° C um momentan 8.00 Uhr.
Der Blick aus dem Fenster zeigt mir einen blitzsauberen Parkplatz im Grünen.
Ein leichtes Verkehrsrauschen schwappt aus der Stadt hier herauf, zwei Möwen streiten sich kreischend um etwas fressbares und ein paar sportive Finnen küm-
mern sich um ihren Kreislauf.
20 Minuten Fußweg zur Metro, anschließend 10 Minuten Fahrt damit für € 2,50
pro Nase und sogleich finden wir uns in der Innenstadt von Helsinki wieder.
Die Altstadt machen wir unsicher, an Marktständen nehmen wir einen Imbiss
und Helge und Christl verabschieden sich für 1,5 Stunden zum Shoppen.
Rudi und ich finden eine kleine Bar und nehmen je einen halben Liter finnisches
Bier. Das bislang zweitteuerste Bier meines Lebens - € 7,10/0,5 l.
Nur in Saigon auf dem Bitexco Financial Tower war es noch teurer. Dafür gab's
dort aber sooooo eine Aussicht!
Jetzt im Nachgang zu unserem Stadtbesuch fallen mir die Parallelen zu Barce- lona ein.
Beide Städte besitzen eine große Vergangenheit und sind zugleich auch hyper-
modern. Beide Städte liegen am Meer mit ausgedehnten Häfen, klitzekleinen bis mächtig großen Schiffen und ganz wichtig, auch hier scheint die Jugend das Ge-
schehen zu dominieren.
In unser aller Köpfen spukt ja wohl so der Gedanke an wortkarge und sehr re- servierte Finnen.
Das können wir zumindest für die städtischen Bewohner so nicht bestätigen.
Nicht nur einmal bekamen wir in Helsinki spontan und unaufgefordert Hilfe angeboten, als wir fragend blickend vor Ticketautomaten standen oder auch an einer Straßenkreuzung.
Und da ist sie wieder, die Tatsache, daß Gebäude und Sehenswürdigkeiten einer
Stadt nur den Rahmen geben, die Menschen und ihr Tun jedoch den Inhalt.
Mittwoch, 10. Juni 2015
Helsinki - Pornio - Irgendwo auf Lenholm
Ein Verkehr ist das heute früh hier auf dem Parkplatz! Meister Lampe kommt
zweimal vorbei, ein Eichhörnchen mustert uns erstaunt, ein bunter Fasan küm-
mert sich dagegen mehr ums Fressen und Elster & Co. tun es ihm gleich.
Die bislang geplante nördliche Route über Tampere haben wir verworfen. Die
letzten Tage werden wir in Südwest-Finnland verbringen und vor Turku noch
ein Schären-Hopping absolvieren.
So nehmen wir jetzt Kurs Richtung Pargas.
Bei Pornio legen wir einen 3-stündigen Stop ein. Wir haben hier Internet über
unsere Euro-Simkarte und endlich kann ich 5 Tage Website nachtragen.
Anlässlich der Weiterfahrt stellen wir fest, daß die Landschaft hier gänzlich an-
ders ist als die der letzten Wochen.
Gepflegte Kulturlandschaft läuft an unseren Fenstern vorbei und ab und zu taucht jetzt auch mal ein Haus aus Stein auf. Eine Landschaft ähnlich der hei- matlichen.
Wenig später sind wir in den Schärengarten südwestlich von Turku eingetaucht
und damit beginnt für uns das Inselhüpfen.
Noch verbinden Brücken die Inseln und auf der zweiten finden wir an einem
Naturschutzgebiet einen Wald-Wanderparkplatz für die Nacht.
Durch die hohen Bäume ringsum haben wir jedoch leider keinen Satellitenemp-
fang.
10 km retour hätten wir diesen gehabt, auch Parkplätze und sicher Internet.
Aber zurückfahren ist nicht - ich habe mir ein € 3,15 Bier aus der Alu-Dose gegönnt.
Macht nichts, so kann ich mit Helge mal wieder eine gepflegte Konversation führen!!!
Die Sonne blinzelt sanft durch die Fenster und alles ist gut.
Donnerstag, 11. Juni 2015
Irgendwo auf Lenholm - Nagu - Korpo - Kittuis - Näsby - zurück nach
Pargas
Schon früh machen wir uns heute auf den Weg. Das Wetter spielt mit und be-
dient uns mit dem klaren Himmel des Nordens.
Es sind nur einige wenige Kilometer und wir stehen vor der ersten Fähre. Die
Gelben ersetzen hier auf den Schären in aller Regel die Brücken, sind kostenlos
und ständig unterwegs.
Alles verläuft rasch und zügig und schon in 15 Minuten sind wir auf der nächsten
Insel.
Hier säumen noch Birken unseren Weg und die gut ausgebaute Straße
schlängelt sich durch Wald und Wiese.
Wenig später erreichen wir Nagu, einen kleinen stillen Ort mit einer Poststelle.
Hier wird Helge endlich ihre Postkarte an Nick los, die sie schon seit Helsinki mit
sich heraumschleppt.
Wieder erreichen wir eine gelbe Fähre, die uns nach Korpo bringen wird. Die
Überfahrt dauert jetzt eine halbe Stunde.
Links und rechts gleiten die vom Eis rundgeschliffenen Felsbuckel an uns vor-
über. Kleine und große, graue Rücken gleich denen von Waalen.
Vor uns ein dunkelgrüner Saum, der näher und näher kommt und uns dann
aufnimmt. Wieder festen Boden unter den Rädern erreichen wir kurz darauf
die kleine Stadt Korpo.
Wir parken unseren Hannibal nahe der Kirche und unternehmen einen kleinen
Spaziergang, erkunden das Städtchen.
Auch hier ist alles sehr weitläufig. Würde ich hier wohnen, dann hätte ich eine
Enduro für den Besuch beim Nachbarn.
Der Tourismus ist auch hier eingekehrt. Wir entdecken eine Vielzahl von Bed-
and-Breakfast Unterkünften, die jetzt noch geschlossen, in der Ferienzeit aber
sicher voll belegt sind.
Die ca. 30.000 Bewohner der Schären müssen sich kümmern. Landwirtschaft gibt es nur wenig und Industrie schon garnicht. So bleibt nur der Weg in den Tourismus und die örtlichen Gegebenheiten bieten sich dafür ja auch an.
Ich denke, es wird ein sanfter Tourismus. Dafür werden die Menschen, die hier leben und ihre Heimat lieben schon sorgen.
Wir müssen warten. Über eine Stunde dauert es, bis die Fähre nach Houtskär kommt.
Es weht eine steife Brise, Wellen mit Schaumkronen sind vorhanden und das
Schiff muss dagegen an.
So kommt ab und zu etwas See über und die Gischt schlägt sich auf der Wind-
schutzscheibe der vorne stehenden Fahrzeuge nieder.
Hier auf Houtskär wachsen nicht nur Waldbeeren jeglicher Coloure, sondern wir endecken auch neben der Straße grössere Erdbeerfelder und Gewächshäuser.
Helge als Erdbeersüchtige bekommt ganz große Augen, doch noch zeigen sich
keine Früchte an den Büschen.
Auf Houtskär dominiert dichter Kieferwald die Landschaft. Birken sehen wir
keine mehr, dafür große, runde, nackte oder mit niedrigen Bodendecker be- wachsene Granitblöcke.
Die Straße ist sehr schmal geworden. Es geht auf- und abwärts, erst links
dann rechts und Konzentration beim Fahren ist gefragt.
Wir durchfahren kleine Dörfer wie Näsby und Roslax und machen uns dann
auf den Rückweg.
Die Weiterfahrt ginge nur mit Bezahlfähren und die nächste Überfahrt würde
bis zu € 90,-- kosten. Das ist uns die Sache nicht wert, zumal uns in Norwegen
sicherlich häufiges Inselhüpfen erwartet.
Die Rückfahrt gestaltet sich zügig und ohne große Wartezeiten, dabei kann
Helge die Sonne und die einmalige Landschaft noch einmal genießen.
Dann sind wir auch schon an unserem Startplatz von heute früh angelangt. Wir
packen die Stühle aus, kochen Kaffee, schmieren uns Marmeladebrote und
frönen der noch immer warm strahlenden Sonne. Es ist jetzt 18.30 Uhr.
Kleine Episode: Da stehen zwei Motorräder neben unserem Hannibal und ein jüngeres Ehepaar mit ca.14-jährigem Sohn steuert darauf zu. Plötzlich schallt es, in klarem deutsch, zu uns herüber "Sie haben eine lange Reise hinter sich".
So stellt sich heraus, daß der Ehemann und Vater Kontakt mit einem Amateur-
funker aus Friedrichshafen pflegt und so unsere Sprache etwas lernen konnte.
Noch im Wegfahren ruft uns der Junge ein klares "Auf Wiedersehen" zu.
Soviel nochmals zum Thema wortkarge und reservierte Finnen.
Die Nacht verbringen wir auf einem Parkplatz in Pargas.