Sonntag, 12. Januar 2014
Amtoudi - Tata
Wieder menschenleere, trostlose, platte Einöde, gleich einer Mondlandschaft,
die mit ihrer immerwährenden Gleichheit fast eine meditative Wirkung auf uns
hat.
Über verkehrsarme, schnurgerade Straßen eilt unser Hannibal mit 80 km/h
voran, gerade so, als wolle er diese Gegend schnell hinter sich lassen.
Langsam verändert sich dann das Bild.
Die Haut der Menschen wird dunkler und die Steinflächen links und rechts
der Straße weichen feinem Sand.
Die Straße ist ca. 4 m breit. Ihr Belag ist an den Rändern stark ausgefranst
und der zur Bankette bestehende Absatz teilweise bis zu 10 cm hoch.
Dadurch steigt bei Gegenverkehr die Spannung - wer weicht nun wem aus?
Mit einem ital. Womo kommt es zu einer Spiegelkollision, weil 2 Dickköpfe
hinter dem jeweiligen Steuer sitzen.
Am Straßenrand tauchen immer mal wieder Esel, Dromedare und auch einzelne
Personen auf. Wo kommen die nur her, da meilenweit keine menschliche Ansie-
dlung auszumachen ist?
Ziegen und Schafe drängen sich um vereinzelt auftauchende Ziehbrunnen,
nehmen Wasser auf und streben weiter auf ihrer Suche nach magerem Grün.
Unser Platz für die Nacht taucht ein paar Kilometer vor Tata auf. Eine
schöne Anlage in gehobener Ausstattung + angenehmem Komfort.
Gerade recht um nach langer Fahrt die Beine auszustrecken.
Montag, 13. Januar 2014
Tata
Hier gefällt es uns so gut, daß wir noch eine Nacht bleiben.
Ganz in der Nähe befindet sich die Moschee. Sowohl am frühen Morgen,
als auch am Abend, findet dort das jeweils 2-stündige Gebet der Ge-
meinde statt, welches über Lautsprecher nach aussen übertragen wird.
Dienstag, 14. Januar 2014
Tata - Foum Zguid - Qued Maleh
Wiedermal eine einsame Straße durchzieht diese Landschaft.
In der Ferne sehen wir rötliche Berge und immer wieder davor die Sil-
houette einer kleinen Stadt, ebenfalls rötlich-braun, mit Hausmauern
durchsetzt, zwischen denen sich schlanke Minarette recken.
Ansonsten ist es die gleiche Landschaft wie die Tage zuvor.
Foum Zguid erreichen wir am frühen Nachmittag, stellen unseren Hannibal
in den Schatten der Bäume des Marktplatzes.
Eine Pause ist dringend angesagt nach der eintönigen Fahrt.
Der Ort liegt am Ende einer großen Ebene an einen höheren Gebirgszug an-
gelehnt. Die Lage ist günstig, da hier ein Pass den Durchgang nach Norden
ermöglicht.
Viel gibt der Ort ansonsten nicht her.
Wir wollen heute noch nach Tazenakht und dort auf dem Platz vor der Polizei
unser Nachlager aufschlagen.
Die letzten 20 km dorthin werden zu einer einzigen Tortur für Mensch und
Maschine. Abrupt hört die einigermaßen gute Teerstraße auf und es folgt
eine Schotter-, Stein-, Sand-, Schlaglochpiste der brutalen Sorte. Es vib-
riert, rappelt und klappert an allen Ecken und Enden, egal bei welcher Ge-
schwindigkeit.
Ich schwöre mal wieder - nie mehr werde ich eine solche Straße fahren,
eher werde ich umdrehen.
Die Landschaften und Eindrücke sind allerdings phantastisch. Schnee auf
dem Hohen Atlas und an der Straße Bilder wie aus dem Südwesten der
USA.
Der Platz in Tazenakht ist groß wie ein Fußballfeld,auf einer Längsseite be-
findet sich die Gendarmerie und auf der anderen Seite flache Lehmbauten.
Dort spielen Kinder und als wir auf dem Platz parken, sind wir auch sofort
umringt.
Helge will hier nicht bleiben. So gehe ich in das Polizeibüro um mich nach
dem Zustand der Straße Richtung Ouarzazate zu erkundigen.
Der junge Polizist ist sehr zuvorkommend, freut sich über den Besuch
eines Deutschen und nennt wie aus der Pistole geschossen die erfolg-
reichsten Bundesligavereine.
Seine Auskunft ist übrigens positiv - bester Teerbelag soll uns dort erwar-
ten.
Nahe bei Äit-Benhaddou finden wir in Qued Maleh einen prima Campingplatz
und sind fast ganz allein dort.
Am Abend nach dem Essen schlage ich Helge ein weiteres Mal im Rummy.
Jetzt bin ich auch in dieser Disziplin kein Azubi mehr.
Mittwoch, 15. Januar 2014
Qued Maleh - Zagora
Auf der Fahrt nach Zagora legen wir gegen Mittag einen Zwischenstopp in
Adgz ein.
Der Marktplatz brummt vor Geschäftigkeit und wir nutzen die Gelegenheit
unseren Internet-Stick für einen weiteren Monat laden zu lassen.
Gleichzeitig füllen wir unsere Vorräte auf mit Gemüse und Obst.
Jetzt befinden wir uns im Tal des Draa. An der Straße Richtung Zagora
rechts Steinwüste und karger Fels, links (Flusseite) eine üppige Vegetation.
Ganze Wälder von Dattelpalmen spenden Schatten, ihre Kronen schwer
und üppig von dunklem Grün.
Die Dattel ist im Süden Marokkos das einzige Massenagrarprodukt.
Die besten werden hier im Draatal geerntet und auch der Rest der Palme
wird komplett verwertet.
Das Holz ist hart und widerstandsfähig und liefert wertvolles Bauholz. Die
Palmwedel werden für Zäune, Windschutz und Flechtwerk genutzt. Aus-
serdem sind sie Brennholz und Lichtgeber in der Wüste und die Kerne der
Früchte dienen als Viehfutter.
Auch grün die kleinen Felder, die wie glänzende Teppiche entlang der Straße
liegen.
Ankunft in Zagora am späten Nachmittag und Einrichtung unseres Platzes
für die Nacht.
Donnerstag, 16. Januar 2014
Zagora
Platzwechsel, denn der Platz war uns zu duster. Viele Palmen, wenig Son-
ne. Im Sommer sicherlich ganz prima, aber jetzt bei nur 18-20°C haben
wir doch gerne die Sonne auf dem Dach.
Der neue Platz gefällt uns hier viel besser und am Abend essen wir im
angeschlossenen Restaurant je eine Portion Brochette Dinde mit Pommes,
sehr lecker.
Auch hier wieder zwei freilaufende Hundebabies im Restaurant - was wird
wohl auch diesen?
Wir stellten fest, daß viele Womo-Fahrer ihre Hunde aus Marokko und Süd-
spanien mitgenommen haben. Das wäre sicherlich auch für diese beiden
Kleinen die beste Lösung (bei allen Vorbehalten).
Freitag, 17. Januar 2014
Zagora
Unser Platz und das Wetter sind so schön, daß wir noch einen weiteren
Tag hier bleiben werden.
Samstag, 18. Januar 2014
Zagora - Mhamid
Heute machen wir uns auf, denn wir wollen nun endlich richtig Sand sehen.
Die Strecke nach Mhamid beträgt ca. 100 km und die möchten wir nun zü-
gig hinter uns bringen.
Vor wegen - schlechte Straße, noch schlechtere Straße und zwischendurch
gemeine Schotterpiste.
Frank behält die Nerven, obwohl wir zwischendurch überlegen, einfach umzu-
drehen.
Wieder nur Berge, weites plattes Land und Steinwüste. Wann kommt denn
nun endlich der Sand?
Und er kommt - nach einem Pass ca. 20 km vor unserem Ziel Sand und viel
Wind und dadurch verwehte Straße.
In Mhamid angekommen, fahren wir direkt zu der uns bekannten Adresse,
Sahara Services. Mit diesem werden wir auch unser Wüsten-Abenteuer unter-
nehmen.
Mhamid, eine schrecklich trostlose kleine Stadt, staubig und schmutzig,
irgendwie am Ende der Welt.
So scheint es dann auch wirklich, denn hier endet die Teerstraße und für
normale Fahrzeuge ist jetzt endgültig Schluß.
Wir bleiben die Nacht in der Anlage und unser Hannibal ist hier auch gut
aufgehoben während unserer Wüstentour.
Sonntag, 19. Januar 2014
Mhamid - Erg Chegaga
In der Nacht und jetzt ist es ziemlich kalt, 4° C.
Wir haben leichten Sandsturm, deshalb besorgt sich Frank im Hotelshop
einen Chech für Kopf und Gesicht und ich packe mir einen langen Schal ein.
Aufbruch um 10.00 Uhr.
Gebucht haben wir einen Fahrer nur für uns, da wir unterwegs, ganz nach
Bedarf, Fotostops einlegen wollen.
Plötzlich taucht eine Studentengruppe aus Dänemark auf und es sind nun
5 Personen in unserem Landrover.
Wir protestieren und die jungen Leute werden in anderen Fahrzeugen unter-
gebracht.
Jetzt möchte der Manager auch noch Vorauskasse aber wir zahlen nur nach
Tourende.
Unser Fahrer, Mussa, fragt, ob der Servicechef des Wüstencamps bei uns
mitfahren kann. Natürlich, für uns kein Problem.
Nun geht's zum Einkauf und das Auto wird mit Orangen, Mandarinen, viel
Gemüse und Wasser beladen.
Es beginnt Offroad, im wahrsten Sinne des Wortes, aber für Mussa und
seinen Defender kein Problem.
Wir donnern zweitweise mit 80-90 km/h über Stein/Sand/Fels und Schotter-
pisten.
60 km fahren wir so kreuz und quer durch die Botanik, ohne Navi und GPS.
Fotostopp an einer Oase. Diese ist völlig von einer hohen Mauer um-
schlossen und damit zur Aussenwelt abgeriegelt.
Die eigentliche Quelle ist allerdings ausserhalb der Ummauerung und da-
mit zugänglich für Jedermann.
Auch hier flüchten die Menschen, wenn sie meine Kamera entdecken.
Sahara Services bietet Camps in drei Kategorien an - Standard, Comfor-
table und Luxery. Wir entscheiden uns für Comfortable und liegen damit
richtig.
Unser Lunch und den Tee nehmen wir im Camp der dänischen Gruppe zu
uns.
Danach beziehen wir unser Zelt im Comfortable Camp. Dort sind wir die
einzigen Gäste und Mussa verwöhnt uns mit Tee und Kaffee.
Zum Abendessen fahren wir zurück in das andere Camp. So haben wir
uns dies gewünscht, denn ein wenig Gesellschaft ist doch immer mal
wieder angenehm.
Nach dem Essen großes Lagerfeuer, wir liegen auf Teppichen oder sitzen
auf niedrigen Polstern.
Die Trommeln werden geschlagen und die Stimmung ist richtig gut.
Der Sternenhimmel über uns ist großartig und beeindruckend.
In unserem Camp herrscht allerdings eine wunderbare Stille, nur ab und
zu hören wir den Wind und ein wenig das Rascheln des Sandes auf der
Zeltplane.
Wir kriechen unter unsere Bettdecke (drei Wolldecken übereinander),
schauen uns an und lachen beide gleichzeitig los. Jetzt haben wir unser
"wüschtes Feeling" (Wüstenfeeling), wir fühlen uns wie unter einer Blei-
decke.
Letztendlich schlafen wir doch ganz gut.
Direkt an unser Schlafzelt ist ein Baby-Zelt mit Dusche und Toilette ange-
hängt. Leute, bei diesen Temperaturen denkt niemand an duschen, aber
die eigene Toilette ist schon sehr angenehm.
Montag, 20. Januar 2014
Erg Chegaga - Nekob
Frank stürmt noch vor 7.00 Uhr die Dünen um zu fotographieren. Ich
bleibe noch im Bett.
Völlig durchgefroren kommt er nach einer Stunde mit einer Vielzahl Bilder
zurück und wir starten zum Frühstück ins andere Camp.
Nach dem Frühstück besteigen wir nochmals die Dünen und wundern
uns, wie bretthart die dem Wind zugewandte Seite doch ist.
Die dänischen Jungs tummeln sich dort mit ihren Snowboards und haben
offensichtlich viel Spass.
Frank und ich probieren das auch, aber so richtig in Fahrt kommt hier
doch niemand.
Die Bilder der nachfolgenden Galerie wurden an verschiedenen Tagen zu
unterschiedlichen Zeiten aufgenommen.
Die Rückfahrt gestaltet sich doch richtig abenteuerlich. Mussa hat heute
seinen ersten Hochzeitstag und will schnell zu seiner Angetrauten. Sein
Präsent ist, wie er uns verrät, ein "big kiss".
Jetzt wissen wir auch, warum er nur so über die Pisten brettert. Da zittert,
vibriert, klappert und scheppert doch wirklich alles aber nichts geht kaputt
oder fällt ab.
Was diese Landrover doch aushalten ist unglaublich. Für diese Bedingungen
wirklich geschaffen und trotzdem wird der Hersteller die Produktion dieses
Modells wohl in Bälde einstellen. Damit geht dann wieder eine Ära zu ende.
Wir kommen wohlbehalten in unserer Kasbah an.
Nachfolgende Bilder aus der Kasbah von Mhamid.
Von Mhamid bis Zagora müssen wir jetzt die ganze Strecke zurück.
Diesmal scheint uns die Straße garnicht so schlecht, naja, nach den
letzten Pisten an den Erg ist das direkt easy zu fahren.
Am späten Nachmittag erreichen wir den Campingplatz in Nekob und
werden dort besonders freundlich mit Tee am Womo empfangen.
Dienstag, 21. Januar 2014
Nekob - Erfoud
Auf der Strecke nach Erfoud stellen wir unterwegs einen super Internet-
empfang fest.
Anhalten und ins Netz gehen sind eins. Endlich können wieder Bilder geladen
werden.
Leider sind wir nicht lange allein, von überall her stürmen Kinder und Jugend-
liche auf unseren Hannibal zu.
Kulis, Bonbons, Schokolade, Schuhe usw. werden sehr energisch verlangt,
und keiner lässt sich abwimmeln. Uns erschreckt die Gier in ihren Augen und
die erkennbare Agressivität schon sehr und so machen wir uns davon.
Übernachtungsplatz nördlich von Erfoud.