Dienstag, 17. Dezember 2013
Algeciras - Tanger-Med - Mohammedia
Wir schlafen direkt an der A7 und entsprechend ist die Geräuschkulisse auch
in der Nacht.
Um 6.00 Uhr springe ich aus dem Bett und mache Kaffee. Wir überlegen beide,
ob wir hier noch frühstücken sollen, oder ob es nicht mehr Sinn macht recht-
zeitig am Hafen zu sein.
Wir wollen keinen Stress und entschließen uns zu fahren. Wenig Verkehr auf
den Straßen und der Hafen ist einfach zu finden.
Vor uns schon eine ganze Schlange Autos und Reisemobile. Dort reihen wir uns
brav ein und gönnen uns ersteinmal unser obligatorisches Müsli.
Meter für Meter geht's voran und dann bemerken wir, daß sich vor uns insge-
samt 5 Schalter der verschiedenen Schifffahrtslinien auftun. Wir stehen vor
dem verkehrten Schalter und dies haben offensichtlich auch schon andere in
der Schlange festgestellt.
Wir stellen uns gemütlich um und geraten mit einem englischen Ehepaar in
Konflikt, das sich vor uns in die neue Schlange drängeln möchte. Aber auch
dies löst sich in Wohlgefallen auf.
Um 9.00 Uhr öffnet endlich der Schalter und wir können nach der Kontolle un-
serer Tickets passieren.
Die Verladung klappt ohne Probleme, zuerst die Lkws und dann der ganze
Rest des wartenden Vereins.
Den Zollbeamten finden wir in seinem Schalter an der Rezeption der Fähre.
Helge hat die notwendigen Formulare rechtzeitig ausgefüllt und so läuft alles reibungslos und zügig.
Spanien verabschiedet uns übrigens mit leichtem Nieselregen und tiefhängen-
der Wolkendecke.
Der Felsen von Gibraltar ist nur zur Hälfte sichtbar und heute kein Fotomotiv.
Die Überfahrt dauert nur 1 Stunde und wir landen in Tanger-Med. Ein wohl
neuer Hafen mit entsprechenden Anlagen und einer Infrastuktur, die keine
Fragen aufwirft.
Erst zur Polizei, dann zum Zoll. Dieser winkt uns rechts raus, verlangt die Pa-
pier und stellt fest, dass die von der Polizei vorher in meinen Pass eingestem-
pelte Nummer nicht korrekt zu lesen ist.
Im Eilschritt geht's zurück zur Polizei. Freundlicher Beamter, der in seine EDV
guckt und die Nummer händisch korrigiert.
So nun ist alles okay, die gesamte Abfertigung hat nur etwas über 30 Minuten
gedauert. Wir sehen uns an und fragen uns, ob wir die letzte halbe Stunde ge-
träumt haben. Es wurde uns im Vorfeld so viel von der schleppenden, teilweise
schikanösen Abfertigung an der marokkanischen Grenze erzählt.
Wir finden unsere Auffassung bestätigt - einfach hinfahren und selbst erleben
und sich ansonsten nicht verrückt machen lassen.
Jetzt sind wir auf der Autobahn Richtung Süden.
Wir haben uns schon in Spanien überlegt, daß wir unsere Tour in Marokko um
stellen werden.
So rasch wie möglich wollen wir Richtung Agadir. Die Großstädte Rabat und Casablanca interessieren uns sowieso nicht wirklich. Also lassen wir sie rechts
liegen und fahren durch bis Mohammedia.
Ein kleiner Campingplatz mit bescheidenem Komfort - Wasser und Ent/Versor-
gung - bietet uns Platz für die Nacht.
Mittwoch, 18. Dezember 2013
Mohammedia - Essaouira
Die Nacht ist ruhig bis um 6.00 Uhr, da ruft uns der Muezzin zum Gebet. Fal-
sche Konfession, so daß wir uns noch einmal im Bett umdrehen dürfen.
Wir starten hier am späteren Vormittag. Wie gestern nehmen wir die maut-
pflichtige Autobahn und kommen bei ganz, ganz wenig Verkehr gut voran.
Die Navigation mit unserem ipad klappt übrigens auch gut. Helge hat das Teil
jetzt noch auf ihrem Schoss, aber spätestens vor Agadir werde ich die Hal-
terung anständig installieren.
Die Landschaften links und rechts der Straße wechseln beständig. Wir durch-
fahren Karstgebiete, trocken, menschen- und baumleer und dann auch wieder
sehr fruchtbare Zonen mit schokoladenbrauner Erde.
Uns fällt auf, daß die Autobahn an ihren Rändern von Menschen bevölkert ist.
Teilweise halten Pkw's und deren Insassen kaufen dort am Strassenrand Obst
und Gemüse ein.
Teilweise sehen wir aber auch Fussgänger, die offensichtlich diesen sauberen, zielgerichteten Weg für ihr Vorankommen zum nächsten Ort nutzen. Das wäre
doch etwas für unsere deutsche Polizei!
Die GPS-Koordinaten stimmen, die wir vor der Abfahrt ins pad eingaben. Wir
landen in Essaouira direkt zwischen Fischereihafen und dem Eingang in die
Medina.
Der Platz kostet einige Dirham, ist in der Nacht etwas beleuchtet und bewacht.
Jetzt ist es schon dunkel und so machen wir uns auf, uns die Beine nach der
langen Fahrt auszuschütteln. Ohne Umwege betreten wir die Altstadt und ein
Gewummsel von Menschen, Gerüchen und fremder Akustik nimmt uns gefan-
gen.
Wir haben uns vorher noch über die Strassen und Wege in der Altstadt infor-
miert. So ist eine Orientierung ohne Überraschungen möglich.
Nein, das stimmt so nicht ganz.
Helge möchte doch noch einen Schlenker mehr machen und so landen wir vor
der Stadtmauer im Nirgendwo. Na gut, jetzt marschieren wir halt ausserhalb der
Mauer und gelangen, obwohl es dort stellenweise stockdunkel ist, heil zu un-
serem Hannibal.
Donnerstag, 19. Dezember 2013
Essaouira - Taghazoute
Die Nacht verläuft ohne Überraschungen.
Nach dem Frühstück machen wir uns auf Richtung Fischereihafen. In der mor-
gentlichen Sonne liegen Dutzende von wilden Katzen an der Hafenmauer und
geniessen sichtlich die aufkommende Wärme.
Im Hafen ist noch reger Betrieb, obwohl das Gros der Boote schon von nächt-
licher Fahrt heimgekehrt und entladen ist.
Die wenigen Nachzügler werden noch entladen und die Fische direkt an der Kai-
mauer ausgenommen und teilweise auch zerlegt. Heerscharen von Möven strei-
ten sich um die Reste und das Gezeter und Gekreische ist ohrenbetäubend.
Wir streben jetzt weiter Richtung Altstadt. Die wollen wir uns heute auch bei
Tageslicht nochmals ansehen und die Atmosphäre in uns aufnehmen.
Es ist jetzt 9.30 Uhr und die Geschäfte sind geöffnet aber die Händler selbst
haben wohl noch nicht die richtige Laune. Jedenfalls werden wir eigentlich nicht
permanent direkt angesprochen und wir werden auch nicht am Ärmel gezupft
und in den Laden gezogen.
Vielfältiges Angebot in erster Linie handwerklicher Produkte, wie Teppiche, Le-
derwaren, Kleidung, Schmuck, Keramik und Haushaltswaren aller Art.
Wir setzen uns in ein kleines Straßenlokal und bestellen Tee mit Minze. So
heiß, hellgrün und stark gezuckert ist dieser einfach ein Gedicht und hat mit
unserem heimischen Pfefferminztee überhaupt nichts gemein.
Die Sonne lächelt milde vom blauen Himmel, es duftet nach Gerüchen aller Art
und die vorbeiflanierenden Menschen scheinen alle bester Laune.
Schade, wir müssen doch noch weiter und verlassen die Stadt nur ungern.
Diese ehemalige Hippiehochburg ist jetzt ein Surfertreffpunkt und in jedem
Falle nochmal ein Wiederkommen wert.
Wir folgen der N1 und durchqueren fruchtbare Ebenen und hüglige Regionen.
Die Straße windet sich, nach vielen Kilometer platter Landschaft, jetzt in die
Berge.
Der Bewuchs geht zurück und es finden sich fast ausschließlich nur noch Argan-
bäume. Aus den Früchten dieser Gewächse wird hochwertiges Öl für die Kosme-
tik und für Nahrung und Genuss gewonnen. Darüberhinaus werden die Reste
der Nüsse an das Vieh verfüttert und als Brennstoff genutzt.
Im deutschen Fernsehen sahen wir einmal eine Sendung über die Cooperativen,
welche von marokkanischen Frauen betrieben werden und die diese Produkte
herstellen.
Das finden wir prima, daß die Frauen hier für sich das Heft in die Hand nehmen
und für sich Geld verdienen.
Mit den Männer ist hier offensichtlich vielfach nichts anzufangen. Sie liegen im Schatten der Bäume oder sitzen faul und nur schwatzend in den Teestuben.
So jedenfalls ist das unser bisheriger Eindruck.
Wir fahren links ran und besuchen eine die Cooperativen. Eine jüngere, kleine
schmächtige Frau empfängt uns freundlich und in englischer Sprache. Sie zeigt
uns die Produktion, erklärt uns die Arbeitsgänge und präsentiert uns natürlich
auch die Endprodukte.
Das Öl für die Kosmetik ist geruchsneutral und die Paste für das Sandwich ist
mehr als nur schmackhaft.
Wir probieren von jedem ausgiebig und kaufen für Haut und Gaumen ein.
Am späten Nachmittag treffen wir südlich von Taghazoute auf dem Stellplatz
ein.
Hier stehen schon Dutzende von Womos aus ganz Europa und hier finden wir
auch unsere Freunde Rainer und Helga, Erwin und Marianne, sowie Reinhold
und seine Hilde.
Nach einem kurzen Gequäke mit einem Franzosen, wir haben seine bisherige
Meersicht verbaut, stellen wir uns neben Reinhold und Hilde auf einen noch
besseren und vor allen Dingen ebenen Platz.
Jetzt stehen wir hier ungefähr 200 m vom Strand mit Blick auf den Atlantik.
Die Infrastruktur stimmt, für Entsorgung gibt es Möglichkeiten und die Versor-
gung der Wohnmobilisten übernehmen die Einheimischen mit ihren täglichen
Besuchen auf dem Platz. Vom Wasser über Brot, Gemüse, Obst bis hin zu Gebrauchsartikeln für unsere Autos ist alles günstigst zu bekommen.
So entschließen wir uns, über die Festtage zu bleiben und gleich Anfang Januar
unsere Entdeckungsreise fortzusetzen.
Freitag, 20. Dezember 2013
Taghazoute
Ein kleiner Fußmarsch am Strand entlang und nach 20 Minuten sind wir in
Taghazoute.
Das Straßenbild dieser kleinen Stadt am Atlantik ist von jungen Europäern
durchsetzt. Surfer finden hier ein ideales Revier und vergleichsweise sehr
günstige Lebenshaltungskosten.
Der junge Mann rechts auf dem obigen Bild macht Stress! Ich fotografiere aus
einer Entfernung von ca. 70 m. Mein ganzes Interesse gilt ausschließlich dem
Lkw mit den Mandarinen.
Aber der Mann sieht mich und es wird etwas lauter auf dem Platz.
Ich bedeute ihm, daß ich nicht ihn fotografieren wollte, sondern das Fahrzeug
neben ihm und erst danach beruhigt er sich.
Also, meine Lieben, aufgepasst beim Fotografieren in diesem Land. Der Islam ver-
bietet die Abbildung von Personen und strenggläubige Menschen reagieren dann entsprechend.
Nach dieser Episode und einem kleinen Einkauf gibt es leckeren Thé à la menthe
und einen weiten Blick auf's Meer.
Samstag, 21. Dezember 2013
Taghazoute - Agadir - Taghazoute
Wir schlafen hier ja wirklich prima. Aber das schon fast furchterregende Grollen
der atlantischen Dünung, die hier auf die Küste trifft, begleitet uns ständig und
ist natürlich nachts unüberhörbar.
Nun gut - heute steht Agadir auf unserem Programm.
Wir schliessen uns unseren Freunden an, die Grillgut für den 1. Weihnachtstag
besorgen möchten.
Agadir - nach dem großen Erdbeben 1960 enstand hier ein Betonmoloch, wie er
auch in Deutschland zu finden ist.
So gibt es hier eigentlich alles, von christlichen Kirchen bis hin zur Prostitution.
Nicht umsonst heißt es - Agadir ist nicht Marokko und Marokko ist nicht Agadir.
Nach dem Parken der Womos führt uns unser erster Weg in eine Markthalle.
Hilde und Erwin, unser Beiden vom Fach, bahnen sich den Weg zu den Fleisch-
theken und studieren fachmännisch Qualität und Angebot. Es sind ja schließ-
lich 12 Personen zu verköstigen.
Das Angebot ist offensichtlich nicht befriedigend, so daß wir nach einem kleinen
marokkanischen Mittagsmahl den Supermarché Marjane stürmen.
Hier gibt es einfach alles, was den Mitteleuropäer erfreut. Bekannte Marken ste-
hen in den Regalen und Spirituosen in allen Variationen warten auf ihren Kauf.
Hilde und Erwin werden übrigens fündig. 12 Rumpsteaks direkt vom Metzger
werden wir, neben Thüringer Bratwürsten, am 1. Feiertag genießen.
Jetzt sitzen wir vor unserem Hannibal, schlürfen unseren Café con lêche und
relaxen in der sanften, wärmenden Sonne.
Sonntag - Montag, 22. - 23. Dezember 2013
Taghazoute
Ruhetage!!
Wir sitzen in der Sonne, besuchen Taghazoute, trinken Thé à la menthe
(lecker, lecker), profitieren vom Free WiFi (Programme und Updates laden),
und freuen uns des Lebens.
Wir stellen fest, daß unglaublich viele junge Europäer das Dorf bewölkern.
Alles Surfer, die hier an diesem Atlantikspot ihrem Sport frönen und damit
auch dem europäischen Weihnachtsstress entfliehen.
Dienstag - Mittwoch, 24. - 25. Dezember 2013
Heiliger Abend + 1. Weihnachtsfeiertag
Taghazoute
Heiligabend - am Nachmittag großes Treffen vor dem Womo von Hilde und
Reinhold, die mit großer Gastfreundschaft dies organisieren. Dafür nochmals
herzlichen Dank.
Der Kuchentisch biegt sich unter der Last deutscher Backkunst. Alles selbst
gebacken, nur mit frischen Zutaten, und natürlich zum Reinliegen.
Helge und ich sind am frühen Abend noch Gäste von Helga und Rainer zu
einem gemütlichen Beisammensein mit Kerzen und Musik.
Einige unserer Freunde besuchen zur selben Zeit die christliche Kirche in Aga-
dir. Die dortige französischen Gemeinde veranstaltet dort jedes Jahr ein gros-
ses Krippenspiel.
Ab 20.00 Uhr sind wir in unserem Hannibal und lassen den Abend mit einem
spannenden Krimi-Hörbuch ausklingen.
Der 1. Weihnachtsfeiertag beginnt bei uns mit Hektik im Womo. Der Salat
und die Kräuterbutter bekommen den letzten Schliff.
12.00 Uhr treffen wir uns zur Grillparty. Reinhold stellt vorsorglich einen Son-
nenschirm über die Salate - die Sonne brennt vom Himmel.
Erwin, unser Grillmeister hat sich deshalb schon unter die Bäume verzogen.
Die Steaks, die er zaubert, schmecken einfach großartig!
Ach ja, Hildes gebratene Zwiebeln sind die Tüpfelchen auf dem i.
Unser Anis, den wir noch in Spanien gebunkert haben, macht jetzt zum Ab-
schluß die Runde.
Zwei Stunden nach dieser Schlemmerei gibt es jetzt noch den restlichen
Kuchen und frischen Kaffee.
Und zum Abschluß der beiden wirklich schönen Tage noch ein entsprechender
Sonnenuntergang.
Donnerstag, 26. Dezember 2013
Taghazoute
Heute ist Wandertag!
Fünf Männer und meine sportliche Helge schlagen sich durch Marokkos Hinter-
land und Wildnis.
Schon nach 20 Minuten stehen wir in einer Halbwüste.
Kniehohe Kakteen, wie Orgelpfeifen, bilden kleine Inseln in der Landschaft. Die
Zwischenräume sind mit Schotter, Kies und auch feinstem Sand gefüllt - Wild-
nis, aber auch Flächen, aufgeräumt wie in einem botanischen Garten.
Vorsicht ist hier immer angesagt. Die Stacheln der Kakteen sind spitz und aus-
rutschen wäre schmerzhaft.
Gebaut wird offensichtlich in Marokko an jeder Ecke.
So entsteht auch in dieser momentanen Wüstenei ein Golfresort! Wasser ist
knapp und kostbar, aber bewässerungsintensive Rasenflächen für "Einige"
müssen offenbar sein!!
Um die Mittagszeit zeigt das Thermometer + 28° Celsius - hier für uns ein
Hitzerekord!
Dazu gibt's gratis noch Starkwind, der den Sand in Wolken über den Stell-
platz treibt. Mund zu, sonst knirscht's zwischen den Zähnen.
Wir ziehen uns in unseren Hannibal zurück und öffnen auf dessen Leeseite
die Fenster etwas. Jetzt heißt es einfach abwarten.
Am späten Nachmittag hat der Spuk ein Ende und den Rest des Tages ver-
bringen wir noch in der Sonne.
Freitag, 27. Dezember 2013
Taghazoute - Agadir - Taghazoute
Wir haben uns entschlossen, auch für unser ipad eine Sim-Karte installieren
zu lassen.
Hassan, der Besitzer eines kleinen Ladens mit 90% deutscher Produkte, soll
darin ein Ass sein.
Die Karte kommt von Maroc Telecom, ist gültig für 3 Monate und kostet
Dh 410 (ca. € 40,00)
Für das ipad hat er nicht den richtigen Kartenknipser da. Wir sollen um 16.00
Uhr nochmals kommen.
Okay, so fahren wir nach Agadir ins Marjane. Über diesen Einkaufstempel haben
wir schon berichtet.
Wir wollten für Dh 50 einkaufen und sind mit Dh 500 weniger im Portemonnaie
raus! Klasse!
Übrigens, Hassan ist um 16.00 Uhr pünktlich vor Ort und die Angelegenheit um-
gehend erledigt.
Samstag - Montag, 28. - 30. Dezember 2013
Taghazoute
Ruhetage ohne besondere Vorkommnisse.
Dienstag, 31. Dezember 2013
Tagahazoute
Hilde und Reinhold haben uns heute zum Mittagessen eingeladen. Tajine
steht auf dem Speiseplan.
Hilde versteht sich bestens auf's Kochen. Für dieses traditionelle, marok-
kanische Gericht hat sie auch einen speziellen Topf.
Die Zutaten, vor allen Dingen Gemüse aller Art und Zwiebel, sowie Fleisch
z.B. Rind, Lamm, Hähnchen oder Fisch, werden im Topf geschichtet und
in einem Gang gegart.
Auf den Punkt ist alles korrekt gar und bißfest, ausschließlich im eigenen
Saft. Erstaunlich!
Tolle Sache, nur 1 Topf auf dem Herd, wenig Drumherum, aber ein Spitzen-
ergebnis.
So einen Topf werden wir uns bei nächster Gelegenheit auch beschaffen.
Prima Gespräche mit den Beiden. Sie sind viel gereist, haben viel erlebt und
haben somit auch viel zu erzählen.
16.00 - 17.00 Uhr Skypen. Miserable Verbindung, nur eingeschränkt bis gar-
nicht möglich.
Schade, wir hätten den Lieben zuhause gerne nochmals zum Jahreswechsel
richtig in die Augen geguckt.
Den Jahreswechsel verpennen wir, ja, ja. Aber wirklich tragisch ist das dann
auch wieder nicht.
Mittwoch, 1. Januar 2014
Taghazoute
Luftdruck um 0,5 bar gesenkt. Die Achslasten und die Reifen geben das locker
her und der Komfort auf holpriger Strecke und ggf. sandigen Pisten wird stei-
gen.
Unser Hannibal ist schmutzig - genauer gesagt saudreckig. Der Straßenschmutz
und der viele Sand dieses Landes haben sich in den letzten Wochen wie Patina
auf seine Silberhaut gelegt.
Waschen werden wir ihn erst nach dieser Reise.
Eine Ausnahme machen die Fenster und die Solarmodule auf dem Dach, die fast
täglich den Besen benötigen.
Heute ist auch klar wann wir hier abhauen werden. Am 2. Januar 2014.
Donnerstag, 2. Januar 2014
Taghazoute - Tiznit - Aglou Plage
Die Route für unsere Marokko-Tour steht nun fest. Die Stell- und ggf.
Campingplätze haben wir auf dem Zettel, im Buch und im ipad.
Wir haben komplett entsorgt, der Wassertank ist randvoll und der Kühl-
schrank auch.
Große Verabschiedung mit Ausnahme von Marianne und Erwin (sie sind
mit dem Roller unterwegs), die Adressen sind getauscht und die Ver-
sprechen in Kontakt zu bleiben sind abgegeben.
Ich lege den 1. Gang ein und wir rollen auf die asphaltierte N1 Richtung
Agadir.
Jetzt machen wir wieder das, weswegen wir diese monatelange Tour be-
gonnen haben - wir reisen!!!
Agadir und sein Souk. Praktisch das Einzige, was anlässlich des großen
Erdbebens 1960 stehen geblieben ist. Ein Stück altes Marokko, welches
wir uns jetzt ansehen werden.
Parkmöglichkeit direkt vor der Mauer des Souk. Wir treten durch das Süd-
tor und sind offensichtlich im wirklichen Marokkko angekommen.
Der Souk, ein Marktplatz, überdacht, mit einem Angebot für den alltäg-
lichen Bedarf. Eingeteilt in verschiedene Bereiche findet der Besucher leicht
was er benötigt.
Hier vorne gibt es Gemüse und Obst, links Elektronik aller Art, vom Stecker
bis zum Handy und den Uhren, da vorne rechts sind die Klamotten zu
finden und noch weiter links die Haushaltswaren wie Töpfe, Pfannen usw.
Hier erstehen wir auch nach einem kurzen Handel einen speziellen Topf für
das Tajine.
Junge Marokkaner mit kleinen 2-rädrigen Karren bieten ihre Dienste als
Transporteure der eingekauften Waren an.
Wieder andere halten einem große Einkaufstüren vor die Nase.
In einem alten, katakombenähnlichem Gemäuer ist die Hühnerschlachtung
untergebracht.
Da sitzen sie, dicht zusammengedrängt, den Schutz der Gruppe suchend,
in ihren Käfigen. Es scheint als wüssten sie was unvermeidlich auf sie zu-
kommen wird.
Der Konsument wählt mit Bedacht und Kennerblick und zack - schon ist die
Rübe runter.
Das Blut, das fließt in Strömen und ein Halbautomat macht letztendlich das
Federvieh nackig. Das war's!
Gewöhnungsbedürftig! Andererseits macht sich das Huhn sicher auch keine
Gedanken, wenn es genüsslich den fetten Regenwurm zerlegt.
Wir parken vor dem Supermarché Marjane und treffen, zu unser aller Freu-
de und Überraschung, Marianne und Erwin. War schon komisch in Tagha-
zoute abzufahren ohne die Beiden nochmals gesprochen zu haben.
Geld vom Automaten, ein Einkauf grundsätzlicher Dinge, Bilder ins Internet
stellen, vespern und dann fahren wir endlich auf die Ausfallstraße Agadirs
Richtung Süden.
Die Polizei mit Radargeräten ist allgegenwärtig.
Die N1 nach Tiznit ist teilweise neu und gut ausgebaut.
Links braune Erde, grüne Felder und ab und zu ein kleines Gehöft oder Dorf.
Rechts ist die Landschaft dürr und karg und von Ziegen und Schafen be-
völkert. Noch weit hinter Agadir ist diese Seite auch mit entstehenden Wohn-
gebäuden gepflastert.
Nach 40 km ist die Straße fast leer, kaum Verkehr und größtenteils schnur-
gerade.
Tiznit, da geht jetzt um 17.00 Uhr offensichtlich der Punk ab. Der städtische
Campingplatz in der Innenstadt ist randvoll, auch die Stadt ist voll, voller
Menschen und dichtem, lärmenden Verkehr.
Wir füttern das Navi neu und machen uns vom Acker - auf den Weg nach
Aglou Plage.
Der dortige Campingplatz bietet alle Vor- und Nachteile einer solchen Anlage.
Eigentlich nicht unser Ding, aber große Alternativen gibt es hier nicht.
Der Platz ist gut besucht. Hier finden wir sie wieder, die europäischen "Sun-
birds". Unsere älteren Herrschaften aus ganz Europa. Bis aus Schweden rei-
sen sie in den tiefen Süden Marokkos um dem Winter in ihrem Land zu ent-
gehen.
Allerdings ist die Brandung des nahen Atlantik ist dermaßen laut, dass wir
fast nicht schlafen können. Na gut - morgen geht's ja weiter.
Freitag, 3. Januar 2014
Aglou Plage - Sidi Ifni
Wir sind ziemlich groggy. Wenig bis kein Schlaf - dieser Atlantik.
Einzig die Wasserorgie in der Dusche war ein Genuß.
Heute wollen wir auf der Küstenstraße nach Sidi Ifni. Wir gleiten auf einsamen
Straßen durch einsame Landschaften.
Rechts das Meer, links ansteigend ein höherer Gebirgszug mit runden Kuppen.
Der Bewuchs ist spärlich aber bis hinauf in luftige Höhen.
Teilweise große Schaf- und Ziegenherden tummeln sich dort und vor den Ein-
gängen der Berberzelte steht fast immer ein Landrover.
Die Straße schlängelt sich der Küste entlang und wir durchfahren kleine Ort-
schaften mit wenig Betrieb.
Einzig an der Küste wird überall gebaut. Dort entstehen die Resorts der Zu-
kunft, die Marokko u.a. den Aufbruch in die Neuzeit verschaffen sollen. Das
ist unser Eindruck und wir halten, bei allen Vorbehalten, die Daumen, daß
dies gelingen möge.
Sidi Ifni erreichen wir gegen 14.00 Uhr.
Die von Frau Kohlbach vorgeschlagenen Campingplätze finden wir alle nicht
berauschend. Schon garnicht El Barco direkt an der Strandpromenade. Durch
die Brandung ist er uns leider viel zu laut.
Wir landen auf einem nicht verzeichneten, offensichtlich neuen Platz names
Gran Canaria. Alles prima.(So sind wir doch noch auf Gran Canaria gelandet.:-)
Auch der kleine Stadtrundgang im Anschluß bringt uns leider nicht zum Jubeln.
Helge liegt jetzt bei + 25° C und blitzeblauem Himmel in der Sonne und ich
im Schatten.
Für uns ist der Tag gelaufen.
Samstag, 4. Januar 2014
Sidi Ifni - Plage Blance
Wir haben eine ruhige Nacht und einen erholsamen Schlaf.
Ab 8.00 Uhr die übliche, morgentliche Routine. Das Trinkwasser ist hier im
Gegensatz zu Taghazoute stark gechlort. Nicht schön, aber notwendig -
also 30 l rein in den Tank.
Für die tägliche Körperpflege ohne Dusche, Herd, Abwasch + Toilette be-
nötigen wir ca. 20 l.
Die Koordinaten für Plage Blanche sind im ipad und es geht los.
Jetzt durchqueren wir Richtung Guelmim die Bergkette, die uns gestern linker-
hand begleitet hat.
Schmale gewundene Straße mit sehr rauem Belag.
In den Bergen sehen wir viele Feigenkakteenfelder, ganze Hänge rauf und
runter. Hier gibt es überhaupt viel Grün.
Aus den Kakteenblüten gewinnen die Einheimischen Honig, aus den Früchten
Öl und Marmelade.
Häufiger sehen wir jetzt auch Berberzelte und nicht weit davon große Schaf-
und Ziegenherden.
Nach einer Stunde, ca. 20 km vor Guelmim enden die Berge und plattes
Land, trostlos und leer, folgt.
Viele Polizeikontrollen, doch wir können immer ungehindert passieren.
Guelmim empfängt uns mit einem neuen Stadttor aus Beton - noch ohne
jeglichen Anstrich.
Dahinter eine ellenlange, breite Prachtstraße ohne Bebauung lins und rechts.
Palmenallee ja, Lampenallee ja, ansonsten aber warten auf die Zukunft.
Jetzt geht's scharf rechts ab Richtung Plage Blanche.
Schnurgerade Straße, hüglig, Gegenverkehr max. 1 Auto/Stunde. Ansonsten
Steine, Sand und ein gepflügtes Feld.
Nach 30 km zweigt hier rechts die Piste nach Bou Jerif ab. Das werden wir uns
für die Rückfahrt noch überlegen.
Die Asphaltstraße endet abrupt und es folgt eine steinige Piste bis zum Ziiel-
punkt.
Wir stehen auf einem Plateau, ganz nahe an dessen Abbruchkante.
Der Blick auf Plage Blance mit Lagune, Dünen und Meer ist einfach grandios.
Das Thermometer zeigt +21° C, aber durch den ständigen, kühlen West-
wind sind Mütze, Jacke und lange Hose sinnvoll.
Vor hier oben betrachten wir eingehend die Landschaft. Eine handvoll Womos
stehen über das weite Gelände verteilt und ein paar Rücksichtslose pflügen mit
ihren techn. Spielzeugen (Quads) durch die Dünen und hinterlassen tiefe Spu-
ren.
Eine sinnlose Vergeudung von Ressourcen und eine Störung und Zerstörung
von gerade eben noch unberührter Natur.
Könnte ich, wie ich wollte, ich würde ihnen die Teile wegnehmen.
Bis vor einer halben Stunde war die Lagune, übrigens mit Flamingos gespickt,
vom Meer durch einen kleinen Dünensaum getrennt.
Jetzt hat offensichtlich die Flut eingesetzt und das Meer holt sich die Lagune
zurück.
Es ist schon den ganzen Tag viel Feuchtigkeit in der Luft. Klare Fotos gibt es
deshalb keine. Morgen in aller Frühe, werde ich unterwegs sein. Ich hoffe,
daß mir dann mal wieder ein paar schöne Aufnahmen gelingen.