Los geht's......
Auf der anstehenden Tour, Frankreich und Spanien, verbinden wir Bekanntes mit
Unbekanntem, Entspannung mit Anspannung.
In einer halben handvoll Tage werden wir uns aufmachen.
Wie bisher, so verzichten wir auch heuer, auf eine feste Tourenplanung. Doch ganz ohne Planung geht's auch bei uns nicht. So haben wir natürlich zwei Etappenziele auf dem Zettel.
Strak Richtung Süden soll's gehen, zum ersten Etappenziel der Cote d'Azur.
Also in einem Rutsch durch die Schweiz und danach längs der französischen Alpen, vorbei am Mont Blanc und Col du Galibier, bis ans azurblaue Meer.
Danach werden wir uns westwärts wenden, uns ganz dicht an der Mittelmeerküste
entlang hangeln, um anschließend in Nordspanien einzufallen.
Wir freuen uns sehr auf Frankreich, denn dort fühlten wir uns bisher immer sehr will-
kommen und die vielen, feinen Übernachtungsmöglichkeiten, die dieses camping
affine Land aufweist, werden wir gerne annehmen.
Samstag, 15. September 2018
Bad Krozingen - Abodance
Von Bad Krozingen - die letzten Tage verbrachten wir dort bei lieben Freunden - geht's
zügig in die Schweiz und auch hindurch.
Zollkontrollen gibt es keine und den Lac Lemond (Genfer See) lassen wir mit Montreux einfach rechts liegen.
Ach ja, das Berner Land erinnert mich doch sehr an mein Allgäu. Sanfte Hügel, dichte Wälder, grüne, blumenreiche Wiesen und ab und zu auch mal ein Dorf oder kleines
Städtchen.
Es scheint, als habe der Mensch hier noch Platz für seine Individualität.
Bei Collombey biegen wir rechts ab und umgehend steigt die schmale Straße in wilden Kurven und engen Serpentinen steil bergan.
Auf Passhöhe erreichen wir den Skiort Morgins. Jetzt noch tote Hose und Madame
Tristesse regiert. Doch im Winter wird hier sicherlich der Bär steppen und der Skiort wird seiner Bestimmung gerecht.
Stunden später trudeln wir in Abodance/Frankreich ein. Das notwendige Plätzchen für die Nacht ist sogleich gefunden und wir werden wie die Murmeltiere tief und fest schlafen.
Sonntag, 16. September 2018
Abodance - Sixt-Fer-á-Cheval
Helge nörgelt!
Zur Hebung ihres Gemütszustandes ist dann wohl mal wieder eine richtige Wanderung angesagt.
Diese lässt sich sicherlich in Sixt prächtig realisieren. Der Ort ist auch nicht allzu weit von Abodance entfernt und somit schnell erreichbar.
Pustekuchen!
Eine umfangreiche Straßensperrung zwingt uns zurück nach Norden an den Genfer See.
Erst in Thonon können wir uns wieder südwärts orientieren und erreichen unser Etappenziel erst am späteren Nachmittag.
Na, jedenfalls ist der Stellplatz okay und die Sonne hat uns auch nicht verlassen.
Wenig später sitzen wir draußen und der Stress fällt bei einem Gläschen Grauburgunder
alsbald von uns ab.
Montag, 17. September 2018
Cirque de Cheval
Wandertag!!!
Ein mächtiger Gebirgszug in der Form eines Hufeisens türmt sich vor uns auf und lädt uns zu einer stressfreien und sehr interessanten Wanderung ein.
Allerdings müssen wir vorher von unserem Stellplatz einige Kilometer fahren und erst nach der Zahlung von € 10,-- erhalten wir Einlass.
Dann aber finden wir ein traumhaftes Naturschutzgebiet mit allem, was der Besucher sich so vorstellt. Berge, Wälder, sprudelndes Gebirgswasser mit blitzenden Wasserfällen und letztlich auch noch eine Lkw-Ladung Restschnee aus dem vergangenen Winter.
In den Talkessel hinein führt uns der Weg. Anfangs ist es noch ein breiter, geschotteter Fahrweg, der sich dann aber zügig in einen schmalen Pfad verjüngt. So geht es rechts des Flusses leicht bergauf und mit Beginn der steilen Wände wechseln wir über eine schmale Hängebrücke die Flussseite.
Hatten wir auf dem Hinweg noch schönsten Sonnenschein, so erfolgt die Rückkehr im Schatten der steilen Wände und unser Schwitzen wechselt umgehend in ein leichtes Frösteln.
Dienstag, 18. September 2018
Sixt - Le Repoire - Col de Colombier - Thones - Annecy - Faverges
Auf und ab und auf und ab, so verläuft heute unsere Route. Den Col de Colombiere
kennt einjeder, der sich für das Rennrad fahren und damit auch für die Tour de France
interessiert.
Hinauf geht es, 16 km bei einer durchschnittlichen Steigung von 6 %, auf einer alten, mehr einspurigen Straße mit vielfach geflicktem Belag. Das ist dann schon eine Nummer für den, der sich das antut.
Die Landschaft ist phantastisch. Links geht es steil und hunderte von Metern bergab und
auf der anderen Seite genauso steil bergauf.
Helge, die eigentlich unter einer Höhenangst leidet ist begeistert! Ist das nicht merkwürdig?
Der Stellplatz in Thones, hier wollten wir ursprünglich unser Lager aufschlagen, hält nicht was die Literatur verspricht.
So entschliessen wir uns zur Weiterfahrt Richtung Annecy und wollen dort nächtigen.
Der Lac d'Annecy besitzt wohl ein ganz aussergewöhnliches Wasser. Er gilt als einer der
saubersten Gewässer Europas und besitzt Trinkwasserqualität mit extrem niedrigen Nitratgehalt. Sein Wasser ist so klar, daß die Sichttiefe bis zu 14 m betragen soll und Fische in ihm keine Nahrung finden.
Wir probieren es nicht, das Wasser, denn die Uferstraße ist von A - Z mit Pkws zugeparkt und auch der Stadtstrand von Annecy ist ein Rummelplatz und Platz für unseren Hannibal gibt es nicht.
Schade, wir hätten uns diese Stadt gerne genauer angesehen. Gerade die Altstadt soll noch viel Flair besitzen und immer einen Besuch wert sein. Na denn, ein andermal!
Da auch der angepeilte Stellplatz hier am Ort uns offensichtlich nicht willkommen
heißen will, rollen wir weiter gen Süden.
Erst das kleine Örtchen Faverges bietet uns eine einfache Stellmöglichkeit.
Das war ein langer Tag und jetzt ist Schluß. Gute Nacht!
Mittwoch, 19. September 2018
Faverges - Col de la Madelaine - Col de Gladon - Allemont
Wir folgen der Schnellstraße bis La Léchère, biegen dann scharf rechts ab zum Col
de la Madelaine.
Hinauf geht's jetzt 26 km bis auf 2000 m Höhe, auf schmalster, einspuriger Straße.
Links fällt das Gelände hunderte von Metern steil talwärts und rechts genauso
nach oben. Serpentine um Serpentine folgen wir dem Weg. Hoffentlich kommt uns
keiner entgegen. Ein paar Motorräder und Rennradler bergab sind's dann doch.
Bergauf sehe ich den Rennradler doch die Anstrengung an. Bleiche oder hochrote
Gesichter zeigen deutlich was Sache ist. Daß mir dann bloß aus lauter Ehrgeiz keiner
vom Rad fällt. Er wäre wohl nicht der Erste!
Dort oben auf dem Pass steht in luftiger Höhe ein kleines Restaurant mit bunten
Sonnenschirmen auf der Terasse.
Ringsum Wiesen, einige Rinder mit rostig braunem Fell sprenkeln das jetzt noch
satte Grün.
Diese Tarentaiserinder gehören wohl zu einer uralten Rasse. Da darf das Fell dann
schon mal ein wenig Patina ansetzen.:-)
Einige Motorräder und eine handvoll Autos finden sich auf dem Parkplatz, der gleich-
zeitig auch Aussichtsplattform ist. So hat der Besucher hier schon eine phänomenale
Rundumsicht. Allein der Mont Blanc mit seinen 4.800 m lohnt die Fahrt hier herauf.
Genauso steil wie bergauf geht es jetzt abwärts. Wir nehmen offensichtlich die alte
Straße und hoffen abermals auf keinen großartigen Verkehr.
Wir haben Glück, denn bis auf ein kleines Womo und einen SUV kommt uns nichts und niemand entgegen.
Dunkler Bergahornwald spendet Schatten, verbirgt aber gleichzeitig die wundervolle
Aussicht. Endlich sind wir unten und trotz niedrigem Gang stinken die Bremsen vor
Hitze.
La Chambre ist erreicht, die Übernachtungsmöglichkeit hier ist aber miserabel.
Nun denn, abermals geben wir unserem Hannibal die Sporen, nicht wissend was nun
folgt.
Der Col de Gladon mit seinen 1.924 m, ist ein Hammer-Pass. Nicht wegen seiner Höhe,
sondern der Straße und ihrer Führung wegen. Links, rechts, links, rechts und auf beiden Seiten nur Steilwände.
Die Straße hängt dort an diesen Wänden wie festgeklebt und die Serpentinen sind so eng, daß unser Fahrzeug den Schwung verliert und ich bis in den ersten Gang zurückschalten muß.
Erinnerungen an die Fjorde Norwegens werden wach und Helge meint lakonisch: Da-
gegen ist der Trollstigen ein Klacks!
Jedenfalls war der Gladon die schärfste Variante unserer bisherigen Passfahrten.
Doch nun hier oben fühlen wir Erleichterung und werden wieder mit einer Supersicht auch auf den Mont Blanc belohnt.
Allerdings vergeht mir die gute Laune bei einem Blick auf meine Tankanzeige. Der
Diesel ist mehr als knapp. Kein Wunder bei bergauf 25-30 l/100 km.
In mir fühle ich mal wieder einen leichten Anflug von Panik. Ohne Treibstoff irgendwo
in den Bergen und bei dem wenigen Verkehr hier - das wäre nicht lustig.
So suchen Helge und ich fieberhaft im Internet eine Tanke und werden fündig 15 km im Tal.
15 km talwärts - das sollte doch machtbar sein und der Sprit - die Tanknadel steht nun auf Null - bis dahin reichen.
Vorbei an aquamarinblauen Stauseen rollen wir nun talwärts. Die Berghänge, bzw.
deren Bewuchs zeigt sich jetzt schon in herbstlichem rotbraun.
Wenig später ist der Tank wieder voll.
Um 17.00 Uhr erreichen wir Allemont. Der Stellplatz dort ist nicht zu finden, dafür aber eine prima Alternative.
So stehen wir jetzt fein und lauschig auf einer geteerten, buschumrahmten Fläche.
Helge kocht und ich sehe ihr zu.
Feierabend!
Donnerstag, 20. September 2018
Allemont - Sisteron - Monosque
Eine ziemlich ereignislose Fahrt bis Sisteron. Wir suchen hier den Stellplatz, der
sich auf dem Festungshügel befinden soll. Das ist eine ziemliche Kurbelei durch die sehr verkehrsintensive Altstadt mit schmalsten Straßen.
Die Stellmöglichkeit ist unbefriedigend. So wollen wir weiter, gönnen uns aber vorher einen heißen Espresso vor einer Bar und an einer belebten Kreuzung.
Die Festung in Sisteron besuchen wir nicht. Wir verzichten, denn der Blick auf die Altstadt und die Durance sind uns die € 6,50/Nase nicht wert.
Monosque ist ein hübsches, provenceialisches Städtchen und am Hallenbad finden wir
auch unsere Schlafstelle.
Wir sind ziemlich müde und stellen beide übereinstimmend fest, daß in nächster Zeit
Ruhetage angesagt sind.
Freitag, 21. September 2018
Monosque - Gorges du Verdon - Tourtour
Wir haben prächtig geschlafen - bis auf den Lärm durch ein paar Jugendliche, die
den Parkplatz für ihre Auto/Bike-Künste missbrauchten.
Links und rechts der Straße dehnen sich die abgeernteten Lavendelfelder. Noch immer
liegt deren Duft schwer über der Landschaft.
Die Gorges du Verdon ist die Mutter aller europäischen Schluchten, bis zu 700 m
tief und mit phantastischen Ausblicken.
Es bestehen zwei Tourmöglichkeiten, eine links des Flusses und eine rechts. Wir haben uns für die rechte Seite entschieden, da hier noch die Route de Cretes mitbe-
fahren werden kann. Diese Route sollte der Besucher nach unserer Meinung in keinem
Falle auslassen.
Insgesamt ist diese Tour für jeden Automobilisten machbar und beginnt mit einem Ausblick auf den Einlauf des Verdon in den Lac de Sainte-Croix.
Die nachfolgenden Bilder sind alle von der Route des Cretes aus aufgenommen. Diese
Route zweigt bei La Palud-sur-Verdon ab, ist 23 km lang, teilweise eine Einbahnstraße mit Tunnels und zahllosen POIs.
Die Vielzahl der Steilwände bietet auch den Kletterfans aus Europa und der Welt viel-
fältige Betätigungsmöglichkeiten. So hängen sie hier an den Wänden wie die Affen in
den Bäumen.
Nach über zwei Stunden des Fahrens und Schauens verlassen wir die Gorge und damit beginnt mal wieder eine schier endlose Suche nach einem vernünftigen Ruheplatz.
Alle Plätze sind entweder laut oder schattig oder eng oder schief oder, oder usw.
Aber in dem kleinen Städtchen Tourtour finden wir letzlich den Platz schlechthin. Am
Rande des Sportplatzes, auf grüner, kurz gemähter Wiese schlagen wir unser Lager auf.
Hier am Ortrand ist es still und nur das Zirpen der Grillen und das Gezwitscher der
uns umgebenden Vögel ist zu vernehmen.
Draußen vor unserem Hannibal nehmen wir heute unser Abendessen bestehend aus Steak, Crevetten und einem Gläschen Grauburgunder aus dem Badischen.