Sonntag, 4. August 2013
Pont-l'Eveque - Amiens - Abbeville - Le Treport
Tageskilometer 153 km
Wieder fahren wir durch weites, nur leicht hügeliges Land mit abgeernteten
Kornfeldern. Die Kornballen liegen in der Landschaft, als wolle der liebe Gott
mit ihnen Murmel spielen.
Ankunft in Le Treport und ein erster Kontakt mit dem Atlantik.
Einen Stellplatz fanden wir oberhalb der Stadt mit Blick auf diese und das Meer. Am späten Nachmittag dann unser Abstieg über ca. 400 Stufen in die Stadt mit ihrer bunten Promenade, dem sehr groben Kieselstrand und grandiosen Kreide-
klippen, die hier die Steilküste bilden.
Abends derselbe Weg wieder zurück, denn wir ignorieren (der Fitness wegen)
strikt auch dieses mal wieder die vorhandene Seilbahn.
Dieser Anstieg nach oben ist auch gleichzeitig der Einstieg in den GR 21 Weit- wanderweg bis nach Le Havre.
Da ist dann schon bei Frank und mir wieder ein leichtes Verlangen nach einer
Weitwandertour zu spüren.
Aber nun rollen wir mit unserem Hannibal erst mal für die nächsten Jahre
durch die Welt und aufgeschoben ist nicht aufgehoben!!
Montag, 5. August 2013
Le Treport - Saint-Valery-en-Caux - Veleuttes-sur-Mer
Tageskilometer 96 km
Vor unserer Abfahrt von Le Treport wollte ich es doch noch genau wissen.
Die Treppe runter und wieder hoch und siehe da, es sind genau 398 Stufen.
Damit war mein Frühsport beendet.
Frank hat den seinen auf der Gym-Matte absolviert, denn wer rastet, der rostet.
Weiterfahrt nach Saint-Verlery-en-Caux. Wir steuern über schmale Sträßchen
unterhalb der Steilküste einen Stellplatz direkt im Hafen neben dem Leuchtturm
an. Ausweichmöglichkeit nur nach rechts über die Kaimauer ins Hafenbecken:)
Gott sei Dank, wir haben keinen Gegenverkehr.
Kurzer Fotostopp am Hafen.........
.......und weiter geht's nach Veleuttes-sur-Mer.
Vor dem kleinen Ort, gleich hinter dem Deich, ein grosser Stellplatz für Womos.
Wir beschliessen, die Nacht hier zu verbringen.
Diese Womo-Fahrer sind wirklich ein buntes Völkchen und aus aller Herren
Länder kommen sie - Franzosen, Belgier, Italiener, Deutsche, Niederländer
usw. Europa ganz, ganz dich beieinander und alle vertragen sich bis auf ein
paar De....
Am Abend dann Starkwind ca. 7-8 Beaufort, weißes Meer und die Fahnen der
ehemaligen Alliierten stehen wie Bretter im Wind.
Dienstag, 6. August 2013
Veulettes-sur-Mer
Tageskilometer 0 km
Leicht bewölkter Himmel, wir lassen es ganz gemütlich angehen.
Frank kümmert sich um die Aktualisierung unserer Website und die Internet-
korrespondenz und ich versuche die weißen Blätter in meinem Tagebuch mit vernünftigen Texten zu füllen.
Endlich, der Himmel klart auf und die Sonne bricht durch die Wolken.
Jetzt habe ich Lust auf Strand, gehe die paar Meter und bin erstaunt, wie
gut es sich doch auf diesen dicken Wackersteinen mit der Isomatte liegen läßt.
Allerdings bläst ein so kühler Wind, daß ich keine Lust auf das Meer habe.
Wir verbringen den restlichen Tag ganz relaxt vor unserem Womo und planen
schon für den nächsten Tag.
Mittwoch, 7. August 2013
Veulette-sur-Mer - Étretat - La Rivière St. Sauveur
Tageskilometer 129 km
Es regnet in Strömen. Schön, daß wir den gestrigen Abend noch mit einer Flaschen Rotwein und Sonnenuntergang am Meer genießen konnten.
Weiterfahrt nach Étretat. Der Ort ist voll mit Touristen, aber auch wir möchten diese interessante Felsformation (Falais d'Aval) sehen und fotografieren. Leider nur bedeckter Himmel und kein gutes Licht.
Am Nachmittag fahren wir dann in Stück ins Landesinnere zum Übernachten. Auf dem Weg dahin überqueren wir mit einer Fähre die Seine, die hier ca. 300 m breit ist.
Weiter, vorbei an wunderschönen alten, jedoch renovierten normannischen Fach-
werkhäusern mit Reet gedeckten Dächern.
Unterwegs begleitet uns das ganz normale Alltagsleben. Wasser nachfüllen,
Grauwasser ablassen und Toilette entsorgen, alles natürlich an dafür vorge-
sehenen Stellen. Auch der Einkauf ist alle zwei Tage angesagt.
Übrigens mussten wir uns nun doch eine ganz normale Kaffeemaschine kaufen, nachdem auch die 2. Maschine von Camping-Berger nach kürzester Zeit den
Geist aufgab.
Donnerstag, 8. August 2013
La Rivière St. Sauveur - Honfleur - Houlgate - Hérouvillette
Tageskilometer 64 km
Die Sonne scheint und schon geht unser Stimmungsbarometer steil nach oben. Die Welt sieht einfach anders aus, wenn die Sonne darauf scheint.
Fahrt nach Honfleur, einem kleinen Hafenstädtchen an der "Cote Fleurie". Hier beginnen auch die flachen Sandstrände.
In der Ferne sehen wir die Pont de Normandie, die längste Schrägseilbrücke Europas.
Die Altstadt von Honfleur mit ihren pittoresken, bis zu 6 Stockwerke hohen Häusern rund um das Hafenbecken ist total mit Touristen überfüllt. Übergangslos reiht sich Restaurant an Restaurant, unterbrochen nur von einigen Ateliers mit beeindrucken- den Gemälden und Skulpturen. Das hat uns wirklich sehr gefallen.
Ich war nahe dran für meinen Enkel ein, für die Normandie typisches T-Shirt, blau-weiß gestreift zu kaufen. Leider war nicht die richtige Grösse vorhanden.
Deauville und Trouville-sur-Mer ignorieren wir und fahren weiter nach Houlgate.
Aber auch hier ist es übervoll und ein kein Parkplatz für unser Womo zu finden.
So fahren wir weiter und finden einen schönen Übernachtungsplatz etwas im Landesinneren, nahe Hérouvillette.
Hier werden wir die Nacht verbringen.
Freitag, 9. August 2013
Hérouvillette - Arromanches-les-Bains - Bayeux
Tageskilometer 67 km
Ganz frühe Abfahrt bei bewölktem Himmel, ideal für Besichtigungen, schlecht für gute Fotos.
Wir fahren wieder an der Küste entlang, durch schöne kleine Städtchen mit wirklich tollen Sandstränden, bis zu den Landesplätzen der Alliierten im Juni 1944.
Oberhalb von Arromanches-les-Bains, von einem Parkplatz aus, fällt unser Blick auf den 1944 von den Alliierten nach der Invasion künstlich angelegten Hafen "Mullberry B".
In der Ferne läßt sich die Küste Englands erahnen
Nächster Besichtigungsort ist Longues-sur-Mer, eine ehemalige deutsche Stellung bestehend aus 4 Kanonen, "Batterie Longues"
Nächster Besuchsort Bayeux, um im Musée de la Tapisserie den berühmten Teppich zu besichtigen. Die Eroberung England 1066 wurde hier auf einen 70 m langen Leinenstoff, mit kleinsten Stichen in allen Variationen und Farben gestickt.
Ganz fasziniert folgen wir den Bildern dieses Wandteppichs und lauschen den Erläuterungen dazu mittels Audio.
Dieser fast 1.000 Jahre alte Teppich hat uns schon sehr beeindruckt.
Samstag, 10. August 2013
Bayeux - Omaha-Beach - La Cambe - Montebourg
Tageskilometer 89 km
Heute ist Website-Aktualisierung angesagt. Leute - das ist für Frank der reinste
Stress, da die Verbindungen auch in den Städten nicht immer so sind wie benötigt.
Am frühen Nachmittag brechen wir dann endlich zum Omaha-Beach auf. Wir wollen endlich die Schlachtfelder der Geschichte endlich hinter uns lassen, aber nicht besuchen geht für uns auch nicht wirklich.
Mein Gott - das ist Heldenverehrung pax excellence. Von der Einfahrt, dem
Parkplatz über die Informationshalle und den eigentlichen Friedhof mit Memorial
ist alles mehr als perfekt organsiert und gepflegt.
Hier liegen ca. 10.000 amerikanische Gefallene und jedes Grab ist mit einem
Kreuz oder Davidstern aus Carrara-Marmor gekennzeichnet. Der Rasen liegt
wie ein Velourteppich und hie und da sind frische Blumen hinterlegt.
Viel besucht von amerikanischen Familien, die hier ihre Großväter und Väter
finden.
Trotzdem finden wir diese Helden-Glorifizierung befremdlich (der deutsche
Friedhof La Cambe entspricht viel mehr unseren Vorstellungen), aber un- eingeschränkter Dank ist angebracht, denn hier liegen die, die uns unsere
jetzige Freiheit brachten.
Nachfolgend noch Bilder von der Geländesituation.
Vom flachen, wunderschönen Sandstrand geht es ca. 200 - 300 m den Hang
hoch.
Nur wer schon einmal mit vollem Sturmgepäck einen 100 m Lauf absolviert hat,
kann die physische Leistung, die hier gebracht wurde, in etwa einschätzen.
Von der psychischen Belastung durch Beschuß und Todesangst ganz zu
schweigen.
Der Tag neigt sich und unser letzter Besuch gilt dem deutschen Soldatenfriedhof
Hier liegen 21.500 junge, deutsche Soldaten, die ihr Leben noch vor sich hatten.
Gefallen in einem unsinnigen Krieg für eine verbrecherische Idee.
Hier findet keine Heldenverehrung statt. Die Atmosphäre ist eher bedrückend und
stimmt mehr als nachdenklich.
Wir kehren in die Gegenwart zurück und steuern unseren Übernachtungsplatz an.
Sonntag, 11. August 2013
Montebourg - Bafleur - Goury - Cap de Hague
Tagekilometer 94 km
Leicht bewölkter Himmel und wir brechen auf ans Cap de la Hague ganz im
Norden der Halbinsel Cotentin.
Von weitem empfängt uns der dem Ufer vorgelagerte Leuchtturm. Ansonsten
eine eher flache, zum Wasser hin abfallende Landschaft sehr rauen Charakters.
Erinnerungen an Irland, bzw. Schottland werden hier wach.
Wir finden ein paar 100 m vor dem Cap einen Stellplatz für die Nacht. Ganz im
Grünen mit Blick auf's Meer und den Leuchtturm.
Montag, 12. August 2013
Goury - Jobourg - Carteret - Courtance - Granville - Avranche
Tageskilometer 187 km
Zum Tourbeginn geht es gleich die schmale Küstenstrasse mit 10% Gefälle
und teilweise nur 200 cm Breite (jetzt wissen wir, warum wir uns für diesen
Fahrzeugtyp entschieden) nach unten und der Blick fällt auf die erste Kanal-
Links und rechts der Strasse kleine Wiesen umrahmt von Buschreihen, bzw.
Trockensteinmauern. Windschutz ist hier mehr als wichtig.
Besonders auffallend in der Normandie sind die unglaublich vielen Hortensien-
sträucher, nahezu ganze Gartenzäune in allen Farben wachsen hier. Es gibt
kein Anwesen, wo nicht mindestens 2 - 3 Sträucher wachsen.
Wieder ist der Himmel bedeckt und es nieselt.
Bekannt ist das Cap durch der Welt grösste Wiederaufbereitungsanlage für
abgebrannte Brennstäbe aus den AKW's. COGEMA heißt das Teil mit
gigantischen Ausmassen. Gefühlte zwei Kilometer fahren wir an dem Gelände
entlang, welches von einer doppelten Maschendrahtzaunreihe geschützt wird.
Zu allem Überfluss befindet sich zwischen diesen Zaunreihen noch ein Hoch-
spannungsgeflecht.
Wenig später kommt uns auf der Strasse ein durch nur zwei Polizisten auf
Motorrädern und einem Jeep begleiteter, überbreiter Castortransporter ent-
gegen.
Das wäre so in Deutschland ja wohl nicht möglich! Die Franzosen betrachten
das Thema offensichtlich wesentlich entspannter!
Wir nähern uns unserem nächsten Aussichtspunkt Nez de Jobourg. Auch
von hier sehen wir die Kanalinseln Jersey, Guernsey, Sark und Alderney.
Dieser Anblick wird uns noch eine zeitlang begleiten.
Auf der Strecke von Cartarete nach Granville führen rechts viele kleine Strassen
hinunter an die Sandstrände.
In Granville gibt es leider keinen Stellplatz mehr für uns - wir sind einfach zu
spät.
Den Pointe de Roc besuchen wir trotzdem und haben einen wirklich fantas-
tischen Blick über die gesamt Küste.
Unseren Übernachtungsplatz in Avranches können wir nur durch großzügiges
Umparken eines franz. Womos "französisch" belegen.
Nachteil - das Womo steht sehr schräg, wir schlafen aber bergauf, rutschen
aber dadurch nachts immer mal wieder ans Bettende.
Dienstag, 13. August 2013
Avranches - Mont Saint Michel - Cancale
Tageskilometer 81 km
Nur noch ein Katzensprung bis zum Mont Saint Michel.
Mont Saint Michel, eine riesige Ansammlung von Wohnmobilen, Pkw's und
Bussen ist unser erster Eindruck von diesem berühmten Klosterberg.
Ein 3 km langer Fußmarsch (wir ignorieren die Shuttle-Busse) bringt uns
dieser Sehenwürdigkeit näher.
Mit jedem Schritt nimmt die Anzahl der Menschen, die offensichtlich das gleiche
Ziel wie wir haben zu.
Wir halten uns nicht lange in der Anlage auf, denn dies ist ein Touristen- und
kein sehenwerter Klosterberg. Nur Andenkenläden, Restaurants und Eisbuden
(eine Kugel € 3,--) und ein Ausscheren aus dem Touristengedränge scheint
unmöglich.
Schade, wir hatten beide so positive Vorstellungen. Wir setzen uns in unseren
Hannibal und blicken nicht einmal zurück.