Montag, 6. Juli 2015
Kurz vor Inari - Inari - Utsjoki - Ekkeroy/Norwegen
Keine Minute später gelangen wir auf die andere Brückenseite und sind in Nor-
wegen.
Wir folgen der Tana, die es sich breit und ruhig im Tal gemütlich gemacht hat.
Nur manchmal braust sie auf und donnert mit Urgewalt und viel weißer Gischt über dunkle Felsblöcke abwärts. Dieser Strom ist ein Eldorado für Sportfischer,
die hier u.a. auf Lachs gehen.
Mit schmalen, eleganten Holzbooten, gerudert oder mit kleinem Motor, gehen
die Fischer hier auf's Wasser. Wasserstrudel hin oder her!
In Ekkeroy finden wir direkt am Strand der Barentsee unser Nachtlager. Eine
weite, sichelförmige Bucht mit feinem, weißem!! Sand.
Momentan herrscht hier Ebbe und der Wind, eiskalt, pfeift uns von Norden um
unsere bemützten Köpfe.
Aussentemperatur + 8° C, gefühlt aber max. +4° C.
Wir heizen ein, ziehen die Jalousien runter und gucken kurz noch bei Christl und Rudi auf ein Glas Rotwein vorbei.
Um 24.00 Uhr zeigt mir unser Bordcomputer, daß die Solarzellen unsere Batte- rien mit 4 Ah laden. Fein, fein, wenn auch ungewöhnlich für einen Mitteleuro- päer, daß die Solarzellen des Nachts die Batterien laden.
Wir hoffen, daß wir am Kap oder zuvor die Mitternachtssonne sehen. Das wäre
pures Glück und natürlich einer der Höhepunkte unserer Reise.
Dienstag, 7. Juli 2015
Ekkeroy - Vardo - Hamningberg - Vadso - Ruostefielbma
Wetter grau, Sonne keine, auf den Anhöhen in der Ferne liegt alter Schnee.
Feinstes Nordlandwetter für unsere heutige Varanger-Tour.
Schon nach 60 km geht es steil bergab in ein finsteres Loch. Ein Tunnel, welcher uns in 80 m Tiefe, 2,8 km unter der Meeresoberfläche auf die Insel Vardo führt.
Mit Helge geht die Phantasie durch. Sie sieht eindringende Wassermassen und bekommt Beklemmungen.
Der Ort selbst bietet nichts nennenswertes.
Zurück auf dem Festland geht es auf teilweise nur 3 m breiter Straße ca. 20km
nach Hamningberg.
Grandiose Landschaften empfangen uns. Hochebenen mit Tundracharakter, weite, einsame Täler, hohe Klippen und rechts das tosend auf die Küste pral- lende Meer mit smaragdgrünem Wasser und weiß aufspritzender Gischt.
Spärlichster Verkehr, der gut zu handeln ist. Ausweichmöglichkeiten gibt es eine
ganze Menge.Trotzdem ist Konzentration gefordert, denn Leitplanken sind nicht
vorhanden. Wer hier den Hang hinunterfällt/fährt muß unten angekommen sich und seinen Krempel einzeln zusammen suchen. Das wollen wir in keinem Fall und passen auf.
Zwischenzeitlich hat sich die gegen Mittag immer mal wieder verschämt durch
die Wolken schielende Sonne völlig verabschiedet. Es regnet nun leicht und die
Wolken hängen tief.
Hamningberg ist ein Kaff. Nur 2 Dutzend Holzhäuser drängen sich in der Bucht und die Dorfstraße endet abrupt an einer alten Mole.
So wenden wir und fahren noch eine nördlicher gelegene Bucht an der Barent-
see an. GPS-Punkt N70.543412, O30.589186.
Alles grau und naß hier. Regen und Starkwind fordern uns auf nicht weiter zu
verweilen.
Auf dem Rückweg fallen uns noch die schwarzen Klippen auf, die wie umge-
drehte Sägeblätter aus dem Meer ans Land laufen.
Jetzt stehen wir kurz vor Vardo und legen eine hübsche Mittagspause ein. Ab
und zu erzittert unser Hannibal. Da hat ihn dann wohl eine Windboe so richtig erwischt.
Wir blicken aus dem Fenster und sehen kleine, bunte Holzhäuser, die sich
schutzsuchend in Bodensenken und zwischen Felswände schmiegen. Alles und
jedes versucht vor dem immerwährenden Wind in Deckung zu gehen. Auch die
ansonsten sturmerprobten Seemöven sitzen heute in Scharen auf den Wiesen.
General Umberto Nobile startete in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts
eine Arktisexpedition mit seinem Luftschiff "Italia". Der Haltemast dieses Zep-
pelins steht nun einsam und verlassen auf einer Landzunge bei Vardo.
Die Expedition misslang. An der daraufhin durchgeführten und gelungenen Rettungsaktion nahm auch der weltberühmte Polarforscher Roald Ammundsen teil. Tragisch ist, daß dieser von einem seiner Rettungsflüge für Nobile und seine Mannschaft nicht zurückkam.
Nach weitere 90 km schlagen wir an unserem vereinbarten Übernachtungsplatz
an der Kirche von Ruostefielbma auf.
Mittwoch, 8. Juli 2015
Ruostefielbma - Gamvik - Slettnes
Schon um 9.00 Uhr sind wir unterwegs. Über 300 km liegen an, denn wir wollen
nach Gamvik, bzw. Slettnes zum nördlichsten Festlandsleuchtturm der Welt.
Bis auf 20 km Schotterstraße - Straßenneubau - haben wir es mit gutem bis
sehrgutem Straßenzustand zu tun.
Wenig Verkehr, so wie in den letzten Tagen, macht uns das Vorankommen be-
quem.
Es ist bergig und oben droben ist die Landschaft kahl. Grauer Fels, Flechten und
Moose von grün über gelb bis rostbraun sind die dominierenden Farben.
Dann stürzt die Straße sich wieder ins Tal, begleitet von Bächen die in Seen
enden und Seen die Bäche speisen.
In Mehamn fassen wir nochmals Diesel und sind glücklich über gutes Internet
nach Tagen der Abstinenz.
Zwischenzeitlich ist es 17.00 Uhr geworden und wir sind an unserem heutigen
Ziel angekommen.
Ein Blick durch die Frontscheibe zeigt uns stahlblauen Himmel über der Barent- see und halbrechts steht der Welt nördlichster Festlandleuchtturm.
Vielleicht sehen wir ja heute um 24.00 Uhr die Sonne?!
Ansonsten ist hier nichts los. Stimmt nicht ganz, denn Ruhe ist ja auch was und
der Wind pfeift dazu sein Lied.
Wir stellen den Wecker auf 23.45 Uhr, denn heute wollen wir es wissen.
Pünktlich wachen wir auf und warm eingepackt geht's nach draußen. Wir blicken
auf's Meer zum Horizont und da ist sie, die Mitternachtssonne.
Frank, du Dussel! Bilder leider mit Griesel - längere Belichtungszeit und weniger
Iso, dann wäre alles okay.
Donnerstag, 9. Juli 2015
Slettnes - Lakselv - Nordkap
Bei besten Wetterverhältnisse rollen wir am frühen Morgen über's Fjell. Zuvor hatten wir uns noch am Strand umgesehen und Helge sammelte fleißig Steine und Sand für die Lieben in der Heimat.
Wir durchqueren nochmals Gamvik. Ein kleines Dorf, ganz überschaubar, auch
wenn die Häuser, wie hier überall, teilweise weit auseinander stehen.
Auch für den heutigen Tag haben wir uns eine lange Strecke vorgenommen.
380 km sind es bis zum Nordkap, unserem heutigen Ziel. Wir wollen das gute
Wetter nutzen und vielleicht haben wir Glück und am Kap scheint uns die Sonne.
Es geht steil hinauf, dann über weite Hochebenen. Alles ist hier kahl. Viel Stein
und auf der dünnen Erdkrume wachsen Moos und Flechten. Widerstandsfähig
ist hier jedes Leben, gleichzeitig aber auch hochempfindlich. Schon das Wenden
oder Wegnehmen eines Steines kann so zu einer Beeinträchtigung der Natur
führen.
Also Hände weg vom Bau der ach so beliebten Steinmännchen!
In den Senken liegen Seen in deren spiegelglatter Oberflächen der Himmel zu
finden ist.
Jetzt auf den letzten 100 km zum Kap bevölkern Radfahrer die Straße. Allein
oder in kleinen Gruppen, mit Renn- oder Rourenrad, strampeln sie sich schwer
bepackt gen Norden.
Die Nacht verbringen sie einige Meter von der Straße im Gelände. In kleinen
Zelten finden sie Schutz und trotzen so Wind und Wetter.
An Steigungen geht's nur ganz langsam voran und in starker Schräglage wegen des heftigen Seitenwindes.
Schweinegefährlich sind für diese Enthusiasten die teilweise schmalen und ganz
schlecht beleuchteten Tunneldurchfahrten. Eine anständige Halogenbeleuchtung
ist hier Pflicht.
Trotzdem sind die Kameraden für Autofahrer oft nur schlecht und dann auch nur in letzter Sekunde auszumachen.
Die Sonne strahlt uns aus noch immer blauem Himmel ins Gesicht. Wir geben
Gas, haben es eilig auf's Kap zu kommen. Denn wer kann von sich schon be-
haupten, dieses bei bestem Wetter gesehen zu haben.
Wir durchfahren 5 Tunnel, wovon nur drei erwähnenswert sind.
Der Erste ist finster, eng und feucht und ich Gedankenloser rausche mit aufge-
setzter Sonnenbrille hinein.
Der Zweite ist fast 6 km lang. Er führt steil hinab und steil wieder hinauf und verbindet unter Wasser das Festland mit der Insel Mageroya.
Der Dritte läuft einige 100 m durch hahles Felsengebirge.
Jetzt erklimmen wir das Plateau zum Kap. Die letzten 10 km liegen an und ur-
plötzlich umhüllen uns dichte Wolken, Hochnebel.
Tja, aus der Traum vom sonnigen Kap.
NOK 510,-- bezahlen wir an der Eingangsschranke. Schwierig ist jetzt die Orien-
tierung, immer mal wieder beträgt die Sicht unter 50 m, wird dann aber auch
schlagartig wieder besser.
Es ist jetzt 18.00 Uhr und wir betreten das Kap-Center. Ich habe es eilig, will
zum Globus und Fotos machen, solange das Wetter noch einigermaßen Sicht be-
reitstellt.
Es gelingt, Helge und ich nehmen uns in die Arme. Das Ziel unserer Reise, meiner Traumreise ist erreicht.
Schon vor vielen Jahren habe ich vom Nordkap geträumt und wollte den Fels-
brocken im Eismeer mal besuchen. Träume sollte man sich erfüllen!
Das Kap-Center bietet für jeden Besucher Informationen, Unterhaltung, Genuß
und Kaufbefriedigung.
Der Hit ist allerdings für uns der Blick über's Eismeer vom Kings View. Eine Art
Balkon wurde hier in die 300 m hohe Steilwand gesetzt und der Blick auf's Meer
Richtung Nordpol ist einfach atemberaubend.
Der Panoramafilm im Kino über das Nordkap und die Vorführung im Raum Licht und Klang finden jedoch nicht so unsere Begeisterung. Sind wir vielleicht schon
von den vielen Eindrücken der nun schon längeren Reise etwas übersättigt?
Wir kehren zu unserem Hannibal zurück. Es ist eisigkalt geworden und die Sicht tendiert gen Null.
Die Wärme im Auto entspannt und so wandeln wir alsbald im Land der Träume.
Freitag, 10. Juli 215
Nordkap - Alta
Wir lassen es heute früh langsam angehen. Ein Blick durchs Fenster bestätigt
unsere Entscheidung hier abzuhauen.
Die Rückfahrt nach Alta ins Landesinnere verläuft zügig und problemlos. Unter-
wegs begegnen wir noch diesem Herrn!
Gegen 14.00 Uhr erreichen wir die kleine Stadt.
Gas benötigen wir und rasch ist der Tank gefüllt an der nördlichsten LPG-Zapf-
säule.
Am Nachmittag versuchen wir es mit Websiteaktualisierung und Email-Check.
Es bleibt bei einem Versuch.
Jetzt ist es 19.00 Uhr. Wir stehen dicht bei Alta auf einem Picknickplatz direkt
am Meer und "nehmen den Gang" raus.
Samstag, 11. Juli 2015
Alta - Oksfjordbre
Alta liegt in landschaftlich reizvoller Umgebung am Altaelv, einem der lachs-
reichsten Flüsse Norwegens.
Hier wurden 1973 auch Felsritzungen aus der Zeit von 4.200 - 500 v. Chr. ge-
funden, die heute zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören.
Wir warten ungeduldig auf Christl und Rudi, die heute hier eintreffen sollen.
Auch heute schlagen meine Internetversuche fehl. Es ist mal wieder zum Ko...
So kaufe ich mir zur seelischen Aufrüstung in einem Sportgeschäft eine Angel
mit allem.
Frank, so langsam gibt es kein zurück mehr.
Christl meldet sich telefonisch. Heute klappt eine Zusammenkunft nicht mehr,
machen einen neuen Treffpunkt für Sonntag aus.
Also gegeben wir uns auf den Weg über Hügel und durch Täler zum Oksfjordbre.
Dies soll der einzige norwegische Gletscher sein, der ins Meer kalbt.
Ganz hinten im Fjord, über eine einspurige Teerstraße, erreichen wir unseren
Übernachtungsplatz und haben ihn direkt vor uns, den Oksjfordbre.
Sonntag, 12. Juli 2015
Oksfjordbre - Steinsvik
Christl und Rudi trafen gestern Abend noch ein.
Jetzt um 10.00 Uhr machen wir uns zusammen auf eine Wanderung den Fjord
entlang.
Schmal ist der Pfad durch Birkengestrüpp und mehr als steinig am Ufer des Fjords entlang.
Wir überqueren Bachläufe mit sprudelndem, kristallklarem Wasser aus den Ber-
gen.
Nach etwas mehr als einer Stunde erreichen wir einen hübschen Picknickplatz
der gleichzeitig auch den Endpunkt des Wanderpfades markiert.
Die Aussicht ist herrlich, blau schimmert des Gletschereis und tosend stürzen
die Schmelzwasser den Felshang hinunter.
Brotzeit! Was gibt es Schöneres, als nach getaner Arbeit bei warmen Sonnen-
strahlen im Freien zu picknicken?!
Zurück am Stellplatz geht's auch gleich weiter, 70 km über den Pass den wir
kamen, hinunter ans Meer. Dort soll es einen guten Angelplatz geben. Doch dort
angekommen stellen wir enttäuscht fest - Privatgelände und eine Sperrung durch Zäune.
Wieder so ein Platz der gesperrt wurde, weil offensichtlich die Zahl der Besucher
und deren Benehmen zu hoch und nicht angemessen war.
Ich bin kein Pessimist, prophezeie aber, daß derartige Sperrungen auch hier in Norwegen zunehmen werden.
Es ist 14.00 Uhr, wir stehen an einer weiten Bucht mit flach abfallendem Sand/ Kiesstrand, grünen Hügeln im Vordergrund und dahinter schneebedecktes
Felsengebirge.
Bilderbuchpanorama!
Den Tagesrest verbringen wir zu Viert draußen sitzend, bei viel Sonne, mit
Plaudern, Kaffeetrinken und viel Gelächter.
Aussentemperatur 11° C. Hannibal bietet uns Schutz vor dem eisigen Wind.
Montag, 13. Juli 2015
Steinsvik - Skibotn
Sonne pur bei +15° C, der Wind von See ist allerdings eisig.
Auch heute haben wir keine Eile bei 2 Etappen a 100 km bis Tromso.
Die Landschaft ist einmalig. Abwechselnd oder auch zusammen zeigen sich uns
Wasser, Wälder, Wiesen, Berge und Schnee auf ihren Gipfeln und Nordseiten.
Schon um den frühen Nachmittag landen wir in Skibotn. Ein Stellplatz direkt am
Wasser ist sogleich gefunden und der nächste Nachbar ist über 100 m entfernt.
Sand und kleine Kiesflächen umgeben uns und überall wächst Heidekraut und
niedriges Gestrüpp.
Wir stellen uns so, daß wir im Schutz unseres Hannibal fast Windstille und ca.
+20° C haben, schmeissen die dicken Jacken in die Ecke und uns in die Sonne.
Überraschung - nach Tagen einer TV-Abstinenz gibt es heute wieder einen An-
schluß und einen Krimi dazu.
Plötzlich taucht nach 21.00 Uhr ein junger Norweger an unserem Fahrzeug auf
und möchte eine Platzmiete von NOK 150,-- kassieren.
Es ist mehr als ärgerlich, denn Komfort am Platz gibt es nicht und auch keine deutlichen Hinweisschilder.
So lehnen wir ab.
Der Umzug auf einen freien Platz ca. 30 km weiter macht keine Probleme. Doch
wie endet der Krimi???
Dienstag, 14. Juli 2015
Bei Skibotn - Tromsö
Über eine wundervolle Straße mit herrlichen Panoramen gleiten wir ruhig, den
Tempomat auf 80 km/h eingestellt, gen Tromso.
Schon von weitem grüßt uns von rechts die Eismeer-Kathedrale. Das Teil wol-
len wir in jedem Falle uns ansehen und so biegen wir ab und parken direkt da- neben.
Ein wirklich wundervolles Gebäude von aussen und noch spannender von innen
wegen der verschiedenen Beleuchtungseffekte.
Der Tagesrest erschöpft sich in Website-Aktualisierung und einer kleinen Stadt-
besichtigung zu Fuß.
Die Altstadt von Tromso zeigt sich mit ihren farblich unterschiedlichen Hausfas- saden hübsch und animiert uns eigentlich zu einem längeren Aufenthalt.
Jeder der heute nichts zu tun hat, sitzt jetzt draußen vor den Bars, Restaurants
und Cafes und es scheint uns, daß viele heute nichts zu tun haben. Jeder will
die Sonnenstrahlen nutzen, denn Tage mit schlechtem Wetter gibt es hier satt.
In Tromso ist die nördlichste Universität beheimatet und so dominiert die Ju- gend, offensichtlich auch in der Ferienzeit, an diesem Nachmittag die Stadt.
Im Hafen liegt am Kai ein fettes Hurtigrouten-Schiff und wartet auf die Pas-
sagiere, die zu einem Landgang aufgebrochen waren.
Wir verlassen die Innenstadt und fahren zur Universität, finden dort auch gleich unsere Bleibe für die kommende Nacht.