Mittwoch, 31. Juli 2013
Friedrichshafen - Triberg - Appenweier
Tageskilometer 191 km
Wir haben ihn getan - den Schritt in ein "neues" Leben. Ein Leben unter dem Motto unterwegs-zuhause.
Was werden sie wohl bringen, die nächsten 330 Tage und ca. 16.000 km?
Viele Wünsche, Hoffnungen und Erwartungen begleiten uns und die paar Bedenken die es gab, haben wir längst weggewischt.
Denn wie heißt es so schön "Wer es genauso haben will wie zuhause, der sollte nicht auf Reisen gehen."
So sind wir guter Dinge, freuen uns richtig und werden das Kind schon schaukeln.
Gerade haben wir unsere Wohnung an den Mieter übergeben und ihm den Schlüssel in die Hand gedrückt.
Jetzt ist Hannibal für die nächsten ca. 11 Monate unser Zuhause und in diesem rollen wir momentan Richtung Straßburg.
Ganz in der Nähe, noch im Badischen, werden wir mit unseren Freunden Bettina und Dirk den Abend verbringen und morgen den Rhein nach Frankreich überschreiten.
Dann werden wir auch wissen, ob sie funktioniert, unsere Europa-SIM-Karte im WLAN-Hotspot.
Denn ohne? Einfach undenkbar!
1. August 2013
Appenweier - Straßburg - Nany - Millery
Tageskilometer 120 km
Am Vorabend überraschten uns unsere Freunde Bettina und Dirk noch mit einer Einladung nach Straßburg zu einem ganz besonderen Spektakel. "Jeune de l'eau et le illuminatio". Bei Dunkelheit illuminierte Wasserspiele, Feuerwerk und Fassadenprojektionen untermalt mit Musik. Das alles in einem alten Hafenbecken und die Besucher standen auf den Kais.
Jetzt nach einem gemütlichen und ausgiebigen Frühstück verschafft sich Frank mit Hilfe von Dirk Zugang für alle unsere internetfähigen Geräte ins Internet und ich
habe heute einen "Systemtag".
Ich muss nun wirklich - es ist die allerletzte Gelegenheit - nochmals überdenken, ob wir das alles, was wir so in der Hektik der Abreise eingepackt haben, auch wirklich benötigen.
Hannibal ist voll bis zur Halskrause und das macht so keinen rechten Sinn. Also auspacken, sortieren und neu einpacken.
Das Ergebis: Aufgeräumter Kasten und 2 Kartons mit überflüssigem Krempel
bei Bettina und Dirk im Keller. Nochmals dafür Dank.
Kurz nach Mittag dann der Abschied, wir geben Gas und unsere Susi (Navigation eingestellt auf ohne Autobahn und mautpflichtige Strassen) führt uns quer durch Straßburg Richtung Westen.
Hinter Straßburg beginnt weites Land. Riesige Getreide- und Sonnenblumen-
felder säumen die Straße. Das ist offensichtlich eine Getreidekammer dieses
Landes.
Heiß, heiß, heiß - die Sonne brennt uns erbarmungslos auf den Pelz, bzw. auf
das Blech.
Millery, kleines Dorf nördlich von Nancy, direkt an der Mosel, bietet uns einen kostenfreien Stellplatz mit Entsorgung für eine Nacht. Klasse!
2. August 2012
Millery - Verdun - Ossuaire de douaumont
Tageskilometer 247 km
Frank möchte unbedingt die Schlachtfelder des 1. Weltkrieges besuchen.
Schon auf dem Weg dorthin kommen wir an einem amerikanischen Soldatenfriedhof Meuse-Argonne vorbei.
Dort liegen 4.000 Gefallene des 1. Weltkriegs. Eine supergepflegte Anlage mit englischem Rasen.
Die USA haben sich schon immer besonders um ihre Gefallenen!! gekümmert.
Weiterfahrt nach Ossuaire und Ankunft High Noon. Nicht gerade bestes Foto-
wetter bei strahlendem Sonnenschein.
Wir besichtigen diesen gewaltigen Komplex zur Erinnerung an eine Tragödie und mehr als 15.000 Gefallene nur auf französischer Seite. Beklemmung und auch Trauer macht sich bei uns breit gerade auch bei Besichtigung des Beinhauses.
Der 1. Weltkrieg war eine Wende in der Kriegsführung. Früher kämpfte Mann gegen Mann, jetzt übernahmen Maschinen in grösstem Umfang das nun auch anonyme Massentöten.
Wir können es nicht verhindern, aber ein Gefühl von Betroffenheit bleibt und wir wollen weg.
20 km entfernt finden wir in einem kleinen Dorf einen liebevoll von einen holländischen Ehepaar geführten Campingplatz. Wir stehen super unter alten Bäumen und haben Platz ohne Ende.
Am Abend köpfen wir noch eine Flasche Prosecco und lassen nachdenklich den Tag ausklingen.
3. August 2013
Verdun - Reims - Fismes - Soissons -Noyon
Tageskilometer 153 km
In der Nacht starke Hitzegewitter mit heftigem Regen.
Der Morgen ist trocken mit leicht bewölktem Himmel und einer angenehmen Temperatur.
Frank möchte an der gestrigen Gedenkstätte nochmals Fotos mit besserem Licht machen. Kurzer Abstecher dorthin.
Anschließend Fahrt Richtung Compiegne, ca. 250 km. Wir wollen jetzt Strecke machen Richtung Atlantikküste.
Wieder weites, menschenleeres Land. Die Straße läuft kilometerlang geradeaus und keine Autos! Sind wir die Einzigen in diesem Landstrich?
Arme, halbverlassene Dörfer wechseln mit schmucken Städtchen. Blumen-arrangements hängen wie Autoreifen in 3 m Höhe an den Laternenmasten.
Immer wieder Hinweise, Denkmäler - Mahnmale an die Schlachten beider Welt- kriege. Franzosen, Amerikaner, Deutsche.
Das Elsass, Lothringen mit der Champagne im Westen waren schon immer Grenz- und Durchgangsland - ein ständiges Hin und Her, das jetzt endlich der Vergangen-
heit angehört.
Wir haben per Zufall. in einem kleinen Weiler nahe Pont-l'Eveque , an einem Kanal und in dessen Hafen direkt am Wasser einen kostenlosen Stellplatz für die Nacht gefunden.
Jetzt ist es 20.30 Uhr und Ruhe kehrt ein. Ab und zu ein Lachen, etwas Geplauder vom gegenüberliegenden Kai und Geplärr aus einem TV.
Schöne Momente!!!
Helge liest im Paperwhite, knabbert an Salzbrezeln und trinkt Tee und ich warte vergeblich auf die gekühlte Flasche Prosecco aus dem Kühlschrank.
Trotzdem - Herz was willst du mehr?!