Dienstag, 19. Mai 2015
Palanga - Liepaja - Kuliga
Aufbruch und an der ersten Tankstelle Diesel und LPG fassen.
Anschließend geht's über ein nagelneues Teilstück der A-13 Richtung Norden.
Der Grenzübertritt nach Lettland ist so unspektakulär wie der von Polen nach
Litauen.
Es folgt auch hier flaches Land mit Wiesen und Wäldern, wenig Äcker und keine Dörfer, nur vereinzelt ein Gehöft.
Die Straße wird zusehens schlechter, wellige Fahrbahn mit Stoßfugen und vielen
Flickstellen. Das ist ein Geschaukle, buchstäblich zum Kotzen (was wir uns na-
türlich verkneifen).
Liepaja gibt nicht allzuviel her. Alte, renovierungsbedürftige Backsteinhäuser,
verlassende Industrieanlagen, baufällige Holzhäuser, marode Straßen mit
kinderkopfgroßen Pflastersteinen und dazwischen Neues.
Wir kommen uns vor wie in der ehemaligen DDR kurz nach der Wende.
Ähnlich wie in Litauen auch hier kein mobiles Internet. Das wäre doch für alle
und alles so wichtig.
Es gibt offensichtlich viel zu tun in Litauen und jetzt noch mehr in Lettland.
Aber auch hier ist die Landschaft einmalig für den der die Natur und Einsamkeit
liebt.
In Kuliga bietet sich uns ein ähnliches Bild wie in Liepaja, nur in kleinerem Maß-
stab.
Durch den Zugang zur Ostsee über das Flüsschen Venta war Kuliga Mitglied der
Hanse und dadurch wohlhabend.
Doch die Zeiten haben sich sichtbar geändert.
Einzig eine hübsche Backsteinbrücke führt über den Fluß und nur 100 m strom-
auf gibt es ein 250 m breites Wehr über welches das Wasser ca. 2 m tief stürzt.
Das wird als ein POI (touristisches Highlight) gepriesen!??
Unser Übernachtungsplatz liegt knapp oberhalb der Stromschnelle. Gleich nebenan finden wir ein kleines Restaurant und mit unseren Freunden, wenn sie
denn eintreffen, werden wir dort sicherlich heute Abend noch ein oder zwei
heben.
Mittwoch, 20. Mai 2015
Kuliga - Sabile - Kemeri
So langsam wird es dröge!
Seit vielen Tagen immer dieselben Landschaften und die Dörfer und Städte so
marode und trostlos, daß uns bei deren Anblick die Depression ins Gebein zu
kriechen versucht.
Doch wir blicken nach vorn denn in Sabile soll es eine Ansammlung Puppen unter freiem Himmel geben.
So ist es dann auch und Helge ist begeistert von den gezeigten Arrangements.
Männer, Frauen, Kinder, einzeln oder in Gruppen zeigen sich dort in unter-
schiedlichen Situationen des täglichen Lebens.
So stehen sie da, sommers wie winters und eine Kasse für eine monitäre An-
erkennung steht auch da.
Der € verursacht ein klapperndes Geräusch in der Blechbüchse und schon sind
wir wieder auf Achse.
Kameri liegt bei Riga in einem Naturschutzgebiet. Wir können im Wald vor den
Infocenter parken und auch nächtigen.
Doch erstmal begeben wir uns zu viert per Pedes auf eine 1,5-stündige Wan-
derung durch den Wald und das kleine Städtchen Kameri.
Die Straßen dort sind aufgerissen, irgendwelche Leitungen wurden gelegt, das
soll wohl Aufbruch signalisieren, aber ansonsten sieht es auch hier zum Wei-
nen aus.
Von 100 Häusern stehen 80 - 90 vor dem Verfall und doch wohnen darin noch
Menschen. Wo sollen die auch sonst hin?
Nachdem wir auf dem Waldstellplatz kein SAT-Signal erhalten, suchen und fin-
den wir eine Alternative in Jurmala.
Hier direkt am hellen und feinsandigen Ostseestrand mit einem First-Class-
Restaurant bleiben wir.
In angenehmer Atmosphäre verbringen wir dort einen gemütlichen Abend bei
Wein und Bier und angeregten Gesprächen.
Donnerstag, 21. Mai 2015
Jurmala - Riga
Ein Sauwetter ist das heute. Es regnet und windet und der Himmel hängt voller
dicker, grauer Wolken. Ausgerechnet heute, wo wir doch Riga besichtigen
wollen.
Augrund des Wetters entschließe ich mich schweren Herzens, heute die Foto- ausrüstung nicht mitzunehmen.
So gibt es halt zu Riga von mir keine Bilder, aber der Interessierte findet dazu
im Netz ja jede Menge.
Schon kurz nach Jurmala verdichtet sich der Verkehr und wenig später stehen
wir im Stau meines Lebens.
Die nächsten 5 km auf der 3-spurigen Schnellstraße sind ein einziger Stop-and-
go. So benötigen wir für die paar Kilometer über eine Stunde.
Unser Stellplatz liegt nur eine halbe Gehstunde von der Altstadt entfernt.
Riga, die Hauptstadt und das wirtschaftliche Zentrum dieses Landes ist vom
Wasser - Ostsee, Düna und Botten - geradezu umzingelt.
Die engen, verwinkelten Gassen des UNESCO-Weltkulturerbes, das Schloss
des Livländischen Ordens, der Dom, die Gildehäuser der Kaufleute zeugen von
langer, bewegter Vergangenheit.
Heute ist die Altstadt renoviert und schmuckgemacht für die Touristen und ein
Restaurant mit lettischen Spezialitäten, teilweise untermalt von trad. Musik, reiht sich an das andere.
Die Anzahl der Bars scheint so grenzenlos wie die Biersorten, die in Lettland gebraut und hier ausgeschenkt werden.
Am Ufer der Düna liegen vier ehemalige Zeppelin-Hangare. Diese beherbergen
heute den Zentralmarkt, einen der größten und ältesten Märkte Europas. Der
Besucher findet hier von der Babywindel bis zum Sargnagel alles was sein Herz
begehrt.
Wir hingegen finden dort ein kleines Speiselokal und genießen wirklich sehr, sehr den leckeren Hering mit roter Beete oder Mayonnaise mit Gurke, Zwiebel oder Apfel.
Ja und Rudi unser Schleckermäulchen hat sich noch einen hausgemachten Strudel für unterwegs mitgenommen. (Übrigens, diesen hat er ganz allein ge-
gesessen)
Noch einen Nachtrag zu den Hangaren: Bei deren Planung stand wohl Monsieur
Eiffel Pate. Die Innenkonstruktion besteht aus lauter fragilen Eisenträger und
vermittelt mir so das Gefühl, als seien die Hallen einem Märklin-Metallbaukas-
ten entsprungen. Einfach klasse!
Auf dem Rückweg machen wir noch einen kleinen Abstecher in eine im Souter- rain liegende kleine Bar um lettisches Bier zu verkosten. Christel belebt sich an
frischem Pfefferminztee und Helge an einer Cola Light.
Der anschließende Heimweg bereitet uns so gestärkt kein Problem und die fol-
gende Nacht ebensowenig.
Freitag, 22. Mai 2015
Riga - Sigulda
Nach dem gestrigen, garstigen Wetter scheint heute morgen die Sonne und
wärmt unsere Glieder.
Die Straße nach Sigulda lässt ein schnelles Vorankommen problemlos zu, aller-
dings erst nach dem Verlassen der elenden Stauzone Riga.
Normalerweise sind wir eine ganze Ecke schneller als Rudi. Doch heute gondeln
wir mit 70 km/h und großem Abstand hinter ihm her. Eine Geschwindigkeit zum
Einschlafen (sorry Rudi) doch die Gefahr besteht jetzt am frühen Vormittag noch
nicht.
Sigula ist ein kleines Städtchen im Gauja-Naturschutzgebiet.
Der hiesige Tourismusverband hat sich merklich angestrengt und für die Region
ein Touren- und Unterhaltungsprogramm, auch in deutsch, aufgelegt.
Angeboten werden unterschiedlich lange Wanderwege zu alten Burganlagen,
Höhlen, ehemaligen Landgütern, eine betagte Seilbahn bringt den Besucher
über das Flüsschen Gauja, es gibt Erlebnisparks zum Klettern und für's Bungee
Jumping.
Wir entschließen uns zu einer 3-Burgen-Wanderung, bergauf und bergab.
Die Natur, wie könnte es anders sein, ist wieder mal klasse, allerdings lässt
dafür die Beschilderung, bzw. Wegweisung mehr als zu wünschen übrig.
Letztlich finden wir unseren Zielort nach 3,5 Stunden und mit dem Bus geht's
zurück nach Sigula.
Die Nacht verbringen wir auf einem öffentlichen Parkplatz mit viel Grün drum-
herum und angrenzendem kleinen Schloss aus dem 19. Jahrhundert. In diesem
finden tagsüber wohl Eheschliessungen statt - zwei festlich gekleidete Paare
und der folgende Tross der Gäste vermittelt uns dies.
Die Nacht ist ziemlich unruhig. Erst testen ein paar jugendliche Autofahrer ihre modifizierten Auspuffanlagen und kaum ist diese Klangorgie vorüber stellt sich ein kleiner Pkw neben uns, der Fahrer dreht seine Musikanlage auf Höchst- lautstärke und kümmert sich anschließend wohl eingehend um seine Partnerin.
Jedenfalls rappelt es in der Kiste ganz anständig und das zu diesem Techno-Sound. Wer's mag!
Wir jedenfalls haben davon die Schnauze voll und ziehen um auf einen anderen Parkplatz in der Stadt.
Jetzt ist Ruhe und wir sinken müde in die Betten.
Samstag, 23. Mai 2015
Sigulda - Häädemeeste
Nach der letzten Nacht kommen wir offensichtlich nicht so richtig aus den Bet- ten.
So rollen wir erst um 11.00 Uhr und nach einem kurzen Einkauf über die A-1
Richtgung Norden.
Schnurgerade geht's dahin auf bestem Asphalt durch eine "Schlucht" aus hohen
Birken. Auch hier ist jetzt der Frühling eingekehrt - es grünt jede Pflanze, bzw.
alles ist schon grün.
Die ehemalige Grenzstation zwischen Lettland und Estland gähnt uns aus leeren
Fenstern an.
Erst später erkennen wir, daß ein Teil der Gebäude auf estnischer Seite als LKW-
Raststation genutzt wird.