Mittwoch, 24. August 2016
Oppidum d'Ensérune - Carcassone - Mirepoix
Ja, wie auf einem Balkon standen wir gestern Abend und stehen wir auch jetzt noch.
Schön ist sie! Diese Landschaft hier, im Norden entlang der Pyrenäen.
Sanfte Hügel, bedeckt mit dichten Laubwäldern, dazwischen in den
Tälern Felder und Wiesen, links der Straße stehen noch die reifen Sonnen-
blumenfelder und rechts der Straße liegen wahllos die Strohballen der ab-
geernteten Getreidefelder, so zeigt sich uns die Region. Und der Weinbau
nimmt zu.
Die Straße, eine Allee aus hohen Plantanen, schlängelt sich leicht und
locker.
Immer mal wieder quert sie ein kleines Städtchen. Jetzt um 12.00 Uhr
lastet dort Totenstille zwischen den Häuserzeilen.
Ein Hund döst im Schatten, eine Katze putzt sich auf einer Mülltonne
sitzend die Vorderpfoten.
Schön ist es auch hier! Noch immer im Land nördlich der Pyrenäen!
PS: Hitze den ganzen Tag, + 36 Grad im Schatten!!
Carcassonne - ein Synonym für Festungs/Städtebau der vergangenen
2.000 Jahre.
Erste Zeichen einer Ansiedlung gibt es aus dem 1. Jahrhundert v. Chr.
Allerdings so richtig ging es erst im 11./12. Jahrhundert n. Chr. los.
Vieles konnte sich dort über die Zeiten retten - zerstört und wieder aufge-
baut - so ist Carcassonne auch ein Museum.
Parkplätze gibt es dort eigentlich genügend. Aber es ist auch eine Menge
los, so daß keiner für uns verfügbar ist. Nun wir nutzen einfach die unbe-
festigte Bankette und sehen uns dann um.
Die Stadt, völlig von zwei Ringmauern umgeben, macht schon von draussen
mächtig Eindruck.
Und drinnen, drinnen ist die Hölle los!!!
Ein Gedränge und Geschiebe ist das hier in den schmalen Gassen, prall
gefüllt mit Besuchern.
Wir weichen von der Hauptbesichtigungsroute in benachbarte Gassen
aus und erhaschen hier ein paar beschauliche Momente und Perspektiven.
Das Tourismusbüro der Stadt tut natürlich alles, damit jeder, auch jeder
Besucher auf seine Kosten kommt.
Da gibt es für die Feisten und Fussfaulen eine Bimmelbahn, für die Fes-
tivalfans eine Bühne, für die Historiker jede Menge altes Gemäuer und
Museen, für die lieben Kleinen, grosse und kleine Ritter, Schwerter, Lan-
zen und Kettenhemden aus Kunststoff, alles Made in China, für die ganze
Familie Ritterspiele und, und, und.
So verlassen wir Carcassonne mit einem lachenden und einem weinenden
Auge. Haben wir es doch nun gesehen und damit ist's genug.
In Mirepoix finden wir auf dem kommunalen Stellplatz Unterkunft für die
Nacht.
Freitag, 26. August 2016
Mirepoix - St.-Bertrnd-de-Comminges - Mauvezin
Wir wissen nicht so recht ob wir uns freuen oder traurig sein sollen.
Der Himmel ist grau, der blaue der vergangenen Tage hat sich versteckt.
Doch nach den + 36 Grd ist jetzt auf-, bzw. durchatmen angesagt und
ein wenig Wetterabwechslung tut auch nicht weh.
So werden wir heute einen grösseren Satz Richtung Westen unternehmen.
Jetzt ist es später Nachmittag. Ein Tag der Irrungen und Wirrungen, der schlechten, schmalen Strassen, der Umleitungen und nicht auffindbaren Ruheplätze neigt sich seinem Ende.
Doch nun stehen wir abermals, ich weiß, ich wiederhole mich, auf einem
Balkon.
Wir sitzen draussen, das Wetter hatte sich im Tagesverlauf gebessert, im Schatten unseres Hannibal.
Helge gibt sich, völlig unnötig, intensiv der Schönheitspflege hin und ich
hänge meinen Gedanken nach.
Vor mir, nur 1,50 m entfernt, geht's zügig bergab, über Wiesen, durch
Baumreihen hindurch bis in den Talgrund. Anschliessend geht's bergauf
durch dichten Laubwald.
Die ansonsten herrschende Stille wird einzig durch das Glockengeläut der
Kühe auf der Weide durchbrochen.
Was mir hier besonders auffällt ist diese Luft. Sie ist mild, trocken und
mit einem Schuß Frische, der das Atmen leicht macht. Ich kann davon
garnicht genug bekommen.
Und nocheinmal tief durchatmen und alles Ungemach des Tages fällt von
mir ab.
So jetzt aber gibt es für mich Wurstsalat à la Helge, vom Feinsten, und
ein Bierchen. Lecker!!
Ach, Helge hat heute ihren Schlankheitstag und guckt zu. Ungerecht ist
doch diese Welt!!
Samstag, 27. August 2016
Mauvezin - St.-Bertrand-de-Comminges - Arreau
Durch unsere, auch nachts, geöffneten Fenster schwappt geradezu die
klare Luft zu uns ins Bett.
Am Horizont zeigt sich ein prächtiger Sonnenaufgang und vom nahen
Dorf kündet ein Hahn den Beginn eines neuen Tages.
Auf dem Weg nach Arreau machen wir noch einen Abstecher nach St.-
Bertrand-de-Comminges. Dort waren wir in 2012 und möchten uns an-
sehen, was sich vielleicht geändert hat. Damals war es dort schön, ruhig
und völlig easy.
Statt dessen gibt es nun einen Wald von Verbotsschildern für Wohnmobilis-
ten. Übernachten verboten! Das hatten wir doch schon mal!
Gegen 11.00 Uhr, nach 45 Minuten Fahrt, stehen wir klasse auf dem
offiziellen Stellplatz von Arreau.
Ringsherum Berg, Wald und steilen, nackten Fels in der Ferne.
Ein kleiner Ort, durch den die Verbindungsstraße nach Pamplona (Spanien)
läuft, fast parallel dazu ein richtig sprudelnder und gurgelnder Gebirgsbach
mit klarem Wasser.
Viel gibt der Ort nicht her, bis auf ein paar ältere und schmucke Häuser.
Ruhe am späten Nachmittag und Abend. Da tauchen dann 2 deutsche und
2 britische Womos auf und ein ital. gesellt sich dazu.
Jetzt gibt es doch noch Smalltalk, auch mit etwas Gestik und Mimik!.
Sonntag, 28. August 2016
Arreau - St. Jean-Pied-de-Port
Heute Vormittag geben wir uns bewußt dem Geschwindigkeitsrausch mit durchgängig 110 km/h hin.
Nachdem es stark bewölkt ist, die Wolken tief in den Bergen hängen,
machen wir jetzt mal wieder einen Sprung von 200 km über die Autobahn.
Ganz, ganz wenig Verkehr herrscht hier - wo sind nur die Franzosen geblie-
ben?
Schon vor unserer Ankunft in St.Jean-Pied-de-Port hatten wir so eine
Ahnung, die nun zur erschreckenden Realität wird.
Eigentlich ist das hier ja ein kleines, ganz pittoreskes Bergstädtchen mit Zitadelle. Aber heute ersäuft es buchstäblich im Touristenmeer mit all seinen negativen Folgeerscheinungen.
Ein Souveniershop am anderen, mit teilweise billigstem Tand und gleich
daneben findet sich Essbares in jeglicher Qualität und Preislage.
Da wird gedrängelt und geschoben und ein jeder möchte zuerst an die
Reihe kommen. Warum nur, es gibt doch genügend.
Helge möchte sich - für's nächste Jahr!!! - einen Pilgerpass und weitere
Infos zum Camino besorgen. Das Büro ist mit 5 Angestellten besetzt und trotzdem reicht die Besucherschlange bis auf die Straße.
Morgen, winke ich ab, Helge mach's morgen!
Auf dem Rückweg öffnet der Himmel ganz allmählich seine Schleusen und
als wir an unserem Hannibal ankommen regnet es richtig.
Zeit also für einen TV-Abend mit etwas Tatort.
Montag, 29. August 2016
St. Jean-Pied-de-Port - Biarritz - St. Jean-de-Luz
Es ist 7.00 Uhr, alles grau in grau.
Macht nix, wir wollen ja nach Biarritz. Das liegt nur 60 km entfernt und die
Fahrt dahin wird wohl eine Kleinigkeit.
Helge macht sich jetzt auf und will ins Städtchen. Ihr wisst schon warum -
Pilgerpass.!!!
Jedenfalls erhält sie diesen nicht, denn dieser wird nur direkt vor Beginn
der Wanderung ausgestellt. Dafür erhält sie aber einen hübschen Stempel
auf irgendeine Karte. So als Trostpflaster!
Heute hat es übrigens weniger Publikum. Klar, ist ja auch Montag!
Es folgt eine easy Fahrt bis Biarritz, doch unser schöner Platz dort, bekannt
aus 2012, ist komplett belegt.
Enttäuscht drehen wir ab, verbringen den Tagesrest mit ein bißchen gucken
und die Nacht in einer Seitenstraße von St.Jean-de-Luz.
Dienstag - Sonntag, 30. August - 4. September 2016
Biarritz
Wir können es nicht lassen! Eine erneute Anfahrt nach Biarritz zeigt aber
Erfolg.
So erhalten wir einen prima Stell/Sonnenplatz mit allem Komfort (Sonne,
Trinkwasser, Entsorgung und nur 300 m entferntem Meer).
Für die nächsten Tage tauchen wir erstmal ab.
Fazit Frankreich
Eigentlich ist alles schon einmal in unserem Fazit aus Reise 2012 geschrieben.
Wir bleiben dabei - Frankreich jederzeit und wieder + wieder + wieder!
Fortsetzung siehe Reisen 2016 / Spanien - Baskenland