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Donnerstag, 16. Februar 2017

Hanoi - Sa Pa

 

Laut und schrill klingelten vor Jahren noch die Wecker. Heute summen die elektronischen Geräte nur noch leise, doch wach werden wir trotzdem.

 

5.45 Uhr - Aufstehen und ein kleines Frühstück tut Not. Eine 5-stündige Busfahrt nach Sa Pa steht heute auf unserem Programm.

 

Der Abholbus vom Hotel ist übervoll. Gleich am frühen Morgen vom Hocker zu fallen macht keinen Spass. Der kleine Klappsitz, welchen ich wählte, ist nicht stabil und gibt meinem Gewicht nach.

 

Jetzt sitzen wir im richtigen Fernreisebus. Es ist ein sog. Sleeper und dadurch haben Helge und ich jeweils unseren eigenen Fensterplatz. So rollen wir auf der nagelneuen Schnellstraße Richtung Norden.

 

In den Vororten von Hanoi drängen sich wie üblich die Roller. Alle wollen um diese Uhrzeit zur Arbeit. Doch weiter draußen läuft der Verkehr zügig und an meinem Fenster

gleitet die Agrarwirtschaft des Landes vorüber. Die ersten Reisfelder tauchen auf. Zarte Triebe in hellem Grün ragen nur einige Zentimeter über die Wasseroberfläche hinaus.

 

Rechter Hand Noi Bai, der neue Flughafen mit benachbarten Industrieansiedlungen. Vietnam boomt. So kommen auch deutsche Unternehmen gerne in dieses aufstrebende Land.

 

Noch immer Flughafen. Ein riesiges Teil haben sie da in die Landschaft gelegt und den zeitgemäßen Anschluß an die restliche Welt geschaffen.

Frage: Wie lange arbeiten wir schon an unserem Berliner Flughafen? Vielleicht sollten wir dazu ja mal vietnamesische Ingenieure in unser Land holen?:-)

 

Wieder Reisfelder und die Sonne blinzelt mir hoffnungsvoll ins Gesicht. Reisfelder, Reisfelder, Entenfarmen und Wasserbüffel!

 

Zur Abwechslung darf es auch mal Müll sein - ist dieser doch so schön bunt!

 

In den Reisfelder sehe ich vorwiegend Frauen mit ihren trad. Reishüten auf dem Kopf,

knietief in gebückter Haltung im Wasser stehen. Anstrengend ist die Arbeit in dieser Haltung und bei diesen Temperaturen.

 

Die Verstorbenen sind immer bei den Lebenden. Jedenfalls dokumentieren dies für mich die wahllos in den Feldern stehenden Gräber. Diese sind etwas höher gesetzt, damit die lieben Ahnen nicht auch jetzt noch nasse Füsse bekommen.

 

Nach über einer Stunde rollen wir auf einen Rasthof zur ersten Pause. Prompt beginnt das Gelaufe zur Toilette. Lauter Sextanerblasen - würde mein Vater jetzt anmerken.

 

10 Minuten später geht es weiter. Hie und da sehe ich Neubauten, einzeln oder in Gruppen. Die Häuser haben ein Innenmaß in der Breite von vielleicht 4 m und sehen deshalb für mich so aus wie auf ihre Stirnseite gestellte Schuhkartons.

 

Rote Erde, grüner Reis, braune Kühe und graue Wasserbüffel bleiben mir im Gedächtnis hängen.

 

Es wird zunehmend hügliger und die ersten Reisterassen tauchen auf. Jetzt queren weitere neue, schnurgerade verlaufende Straßen die unsrige. Momentan gibt's noch wenig Verkehr, aber das wird sich ändern. China ist nicht weit und ein extrem wichtiger Handelspartner. Da braucht es hier eine vernünftige Infrastruktur!

 

Um 11.00 Uhr ist eine 2. Pause fällig. Helge besorgt als Wegzehrung Erdnüsse und Sesam in einer festen Honigmasse. Leute, lecker, aber sowas legt sich auf die Hüften!!

 

Wir queren breite, flache Flüsse. In Ufernähe versucht sich ein Fischer mit dem Wurfnetz und ein paar Jugendliche machen sich heute hier wohl einen schönen Tag.

 

Die hüglige Landschaft nimmt stetig zu. Starkes Mittelgebirge, runde und bewaldete Bergkuppen, kein nackter Fels, vermehrt Häuser aus baubiologischem Material und Dächer mit Palmzweigen gedeckt prägen diese Region.

 

Der Song-Hong, der Rote Fluß, der auch durch Hanoi fließt, ist ein breiter Fluß mit rötlich-braunem, lehmigen Wasser und dieser folgt seit geraumer Zeit unserer Straße - nein, eher doch umgekehrt.

 

Die letzten Kilometer, links weg von der Schnellstraße, geht es steil bergan. Kurve um Kurve, Serpentine um Serpentine nähern wir uns unserem Ziel - Sa Pa!

 

Sa Pa / Nordvietnam

 

Sa Pa liegt in einem Hochtal und irgendwie kommen wir uns hier, aus einiger Entfernung betrachtet vor, wie in einem schweizer Wintersportort im Sommer.

 

Denn der Stil der Häuser hat eigentlich nichts mit dem sonst in Vietnam geläufigen gemein. Auch die Vegetation hat sich der Höhenlage angepaßt, mit Tannen und Sträuchern, die es auch bei uns in der Heimat gibt.

 

Wir beziehen unser Hotelzimmer. Ein hübscher und moderner Raum heißt uns willkommen.

 

Hotel "Panorama" - unser Zimmer

 

Sa Pas Zentrum erinnert mich an den Wilden Westen. Wahrscheinlich habe ich aber nur in meiner Jugend zu viele Western gesehen.

 

Die Hauptstraße führt steil und gerade bergauf und wird eng begleitet von  den unzähligen und bunten Hausfassaden der Cafés, Restaurantes Massagesalons und Shops.

Vor allen Dingen die Outdoorbranche erlebt offensichtlich hier eine Hochzeit.

 

Sa Pa Hauptstraße (Wild West?)
Hauptstraße Sa Pa

 

Die Fußgänger schieben sich links und rechts die Straße rauf und runter und die klein-

wüchsigen Frauen der H'mong, meist mit einem Baby auf dem Rücken, versuchen billigen Tand, den sie für eigene Handwerkskunst ausgeben, völlig überteuert an den Mann zu bringen.

 

Einheimische
Mutter mit Kind - H'mong

 

Nun, gerade steht so eine, vielleicht 140 cm kleine Frau mit Kind vor mir. Freundlich und mit viel Charme versucht sie das Verkaufsgeschäft in Schwung zu bringen. Doch ich brauche nichts von allem was sie anbietet.

Statt dessen frage ich sie, ob ich ein Foto von ihr machen dürfe. Ja, gerne gibt sie zu verstehen und nickt zustimmend.

Ich zeige ihr danach das Ergebnis - sie freut sich darüber und ich mich auch!

 

Es ist zwischenzeitlich 16.00 Uhr geworden. Der Hunger meldet sich nach dem nur kleinen Frühstück in Hanoi. So sitzen Helge und ich nun auf einer der Straße zugewandten Veranda und  löffen Pho, einmal vegetarisch und einmal mit Chicken.

 

Gegen Abend machen wir es uns am Rande des in einen Berghang planierten Stadtplatzes in der Sonne gemütlich und sehen den Alten und Jungen beim Volleyball zu.

 

Doch wir verziehen uns  früh in unser Zimmer. Es war ein langer Tag und morgen geht's zum Trekking.

 

 

Freitag, 17. Februar 2017

Sa Pa - Lao Chai  - Sa Pa

 

Hurra, die Sonne scheint aus einem strahlend blauen Himmel. Von den vorhergesagten Wolken und dem Nebel ist nichts zu sehen!

 

Vorneweg - heute wird Helge und mir bewußt, daß wir alt werden................

 

Kaum aus Sa Pa raus geht's links weg ins Gelände. Die nächten 4 Stunden führt uns ein Singletrail bergauf und bergab, immer steil, es ist nur ein Lehmpfad, mal rutschig mal trocken, mit teilweise ca. 50 cm hohen Stufen, deren Überwindung doch eine Menge Kraft kostet.

Da trieft der Schweiss und die Zunge schwillt an.... und Helge bedeutet mir gerade diesen Unsinn nicht zu schreiben.:-)

 

Die Aussicht in die Täler und benachbarten Berghängen mit ihren, zu dieser Jahreszeit leider trockenen Reisterassen entschädigt uns voll der Mühe. Vorbei an ca. 10 m hohen Bambushainen, hinweg über einen klaren Bergfluß geht es nach Lao Chai, dem Heimatdorf der uns begleitenden Frauen der H'mong.

 

Südhänge

 

Da sitzt dann diese international zusammen gewürfelte Gruppe an einem Tisch. Ein Paar aus Argentinien, eines aus England, eines aus den USA, sowie Helge und ich.

 

Es gibt Hähnchen, Schwein, Gemüse und für die Vegetarier der Gruppe gerösteten Tofu. Ganz einfach serviert auf einem ziemlich wacklig stehenden Tisch.

 

Der folgende, einstündige Verdauerungsspaziergang durchs Dorf gibt uns kaum einen wirklichen Einblick ins alltägliche Leben dieser Menschen hier.

 

Statt dessen bekommen wir, leider, ein bißchen Webtechnik hier und ein bißchen Reismühle dort zu sehen und um eine Ecke im reichlich vorhandenen Müll wühlende, freilaufende, schwarze Schweine.

 

Am Wegesrand entdecke ich einen sitzenden, kleinen Dreckspatz mit nur einem Pulli bekleidet. Was tun da die Touristen - sie halten natürlich die Kamera drauf, wobei die kleine Schwester des Jungen sich schamhaft schützend vor ihn zu stellen versucht.

 

Ich Ignorant! Erst Minuten später wird mir mein Tun bewußt und ich verzichte auf die Öffentlichmachung dieser Bilder.

 

Immer frage ich zwei- dreimal vor einem Foto um Einverständnis und hier versage ich kläglich. Hat doch ein jeder eine Intimsphäre und das ach so gängige, ungefragte Draufhalten der Kamera oder des Handy ist damit schlicht ungehörig.

Jedenfalls für mich!

Mit einem kleinen, klapprigen Bus geht es jetzt, über eine kaputte und holprige Straße, Serpentine um Serpentine zurück nach Sa Pa.

 

Gegen 17.00 Uhr trudeln wir, ziemlich platt, im Hotel ein.

 

..............übrigens, wir werden nicht alt, nur älter!!!

 

Samstag, 18. Februar 2017

Sa Pa - Cat Cat - Sa Pa - Hanoi

 

Wieder "Franz zu Fuß" machen wir uns heute in einer 9er Gruppe auf den Weg nach Cat Cat.

 

Am Dorfeingang steht eine Bretterbude und hier muss der Obulus für die folgende Stunde Tourismus der schlimmsten Form entrichtet werden.

 

Viele Chinesen, die Grenze ist nicht weit, verteilen sackweise Süßigkeiten an die am Wegesrand schon wartende Dorfjugend. So sorgt auf diesem Wege der Touri für die prallen Geldbörsen der Dentisten.

 

Shop an Shop, immer die gleichen Produkte in der Auslage, alles Homemade und doch

wirklich nur aus China oder sonstwoher.

 

Die echten und damit teuren Handarbeiten wandern über die Großhändler in die eleganten Boutiquen der Städte.

 

Trad. Kleidung und Schuhe der Marke "Fake"

 

Das Verkaufspersonal ist in traditionelle Kleidung gehüllt und die Füsse stecken in Sport-

schuhen der Marke Adidas oder Nike, bzw. der Marke "Fake".

 

Raus aus diesem Dorf und rein in ein weiteres Touristenvergnügen.

 

Auf einem seichten Fluß werden die Besucher auf Bambusflössen über's Wasser gestakt.

Flußauf und -ab sehen wir, neben einigen Fressbuden auch ein paar kümmerliche Wasserfälle, die im Vorfeld zu dieser Tour als Highlights bezeichnet wurden. Mehr iss nich???

 

Doch, doch!

 

 

Nähe Cat Cat - Vergnügungsmeile
Dito
Show - ohne Nutzen
Dito

 

Fast hätte ich es vergessen, das französische Hydokraftwerk, welches 1925 erbaut wurde.

Auch als Hightlight ausgeschrieben und eigentlich nur eine Frechheit, weil restlos verkommen.

 

Franz. Hydokraftwerk, gebaut 1925

 

Nach dieser einmaligen Besichtigungstour frage ich unseren weiblichen Guide nach unserem Bus Richtung Sa Pa. Ihre lakonische Antwort: No bus, we hiking!

 

Ne, ne, nicht mit mir. Geht es doch jetzt 4 km über eine dröge Schotterstraße steil bergauf nach Sa Pa.

So fordere nur ich energisch, denn der Rest der Truppe hat sich offensichtlich schon in sein Schicksal ergeben, die Einhaltung des Tourprogamms. Da steht er nämlich drin, der Bus!

 

Nun, es folgen einige Telefonate und plötzlich, was soll ich noch sagen, fährt der längst Erwartete vor.

 

Im Hotel folgt ein kleiner Lunch, danach noch etwas Wartezeit auf den Pick-Up zum Bus nach Hanoi.

 

Doch für den Fernreisebus scheinen wir keine Reservierung zu besitzen. Es folgt etwas Durcheinander, etwas Wartezeit und noch ein Durcheinander und dann löst sich alles in Wohlgefallen auf.

Eine Namesnverwechslung, bzw. einmal steht Helge und einmal Runge auf unter-schiedlichen Zetteln!

 

Jetzt liegen wir im Sleeperbus und rollen zügig in die Nacht gen Hanoi.

Fortsetzung siehe Reisen 2017 / Vietnam III - Klick!

Ab sofort sind wir wieder

zuhause-zuhause

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