Freitag, 12. Oktober - 9. November 2018
Roquetas de Mar
Wolkenloser Himmel und ein himmliches Meer. Das ist denn mal ein schöner
Eintritt in unsere kommenden Ruhetage in Roquetas.
In der Nacht von Sonntag auf Montag war dann Schluß mit lustig. Der Himmel
befreite sich von all seiner Regenlast und das Wasser schwappte nur
so über unseren Hannibal und grössere Wasserflächen umzingelten uns
förmlich.
Jetzt noch in aller Frühe zeigt sich auf dem Meer ein unwirkliches Licht, welches
die Wolken blau statt grau und das Wasser grün statt blau färbt.
Zwischenzeitlich erhellt sich der Himmel und im Westen reißt die Wolkendecke all-
mählich auf.
Wird auch Zeit. Wir sind ja schließlich nicht wegen des Regens hier, sondern der
warmen Sonne wegen.
Reisen bildet - sagt der Volksmund!
Und so hat sich gerade, im Rahmen unserer derzeitigen "Bildungsreise" meine Un-
wissenheit ein kleines Stückchen verringert.
Nun, auf den Wunsch des deutschen Urlaubers "Ich hätte gerne eine Tasse Kaffee"
wird der spanische Kellner erst ein wenig verdutzt schauen und dann zurückfragen:
- Café solo?
- Café canario?
- Café con leche?
- Café contado?
- Café americano?
- Café Bombón?
- Carajillo?
- Barraquito?
- Café con hielo?
- Leche y leche?
Das nennt sich dann wohl Kaffeevielfalt, die hier seit den Mauren oder spätestens
seit den Venezianern des 17. Jahrhundert gepflegt wird.
So habe ich mich als Kaffeefreund in diese Vielfalt gestürzt und dabei für mich
momentan den Café Bombón entdeckt.
Der Café Bombón ist eigentlich ein Café solo (Espresso), der mit einem Schuß
gesüsster Kondensmilch aufgepeppt wird. Da die Kondensmilch schwerer als
der Espresso ist setzt sie sich am Boden ab und bildet so einen hübschen
Kontrast zum Solo.
Trinkfertig ist das Ganze erst nachdem intensiv umgerührt wurde.
So ist der Bombón, ähnlich wie der Cappuccino, ein gehaltvolles Getränk für den Tagesbeginn und schmeckt einfach vorzüglich.
Diese Kaffeespezialität wird hauptsächlich in der Region Almeria nachgefragt und
passt deshalb super zu Roquetas.
Das Wetter schlägt hier, völlig ungewohnt, Kapriolen.
So hatten wir die vergangenen 2 Tage viel, viel Wind vom Meer und damit aus Marokko und entsprechend sah unser Hannibal auch aus.
Rötlichbrauner Saharasand bedeckte seine Silberhaut und die Solarpanels.
Jetzt, heute morgen, es ist Sonntag, bietet uns der Sonnenaufgang eine ungewöhnlich Stimmung.
Eigentlich täglich absolvieren wir so von 10.00-12.00 Uhr einen strammen Marsch
entlang der Strandpromenade Richtung Almeria.
Helge stürmt vorneweg und ich trotte hinterher :-)
Leibesertüchtigung macht hungrig und so schlagen wir danach bei Jesus auf. Das
ist nicht der zur Rechten Gottes sitzende, sondern der immer gut gelaunte,
sprachlich sehr begabte Kellner eines nettes Straßencafés.
Die Mittagssonne wärmt dort die Terrasse und Helges Café Solo und mein Café
Bombòn unsere Seelen.
Seit geraumer Zeit ergänzt nun unsere Bestellung.......jetzt kommt's........
Tostada atún con tomate.
Dieser Toast besteht aus einem gehälftetem, getoastetem Baguette, belegt mit
einer mindestens 5 mm dicken, ungewürzten Tomatenmusschicht.
Oben drauf gibt's eine Lage Thunfisch natur aus der Konserve.
In jedem Falle dazu gehört spanisches Olivenöl, welches darüber geträufelt
werden muss.
Dieses Öl ist die unbedingte Ergänzung und verpaßt dem Ganzen geschmacklich
einen Hauch von Grün mit einer im Abgang leichten Schärfe.
Ich sage euch: "Perfekt"!
Ein scheinbar einfacher Imbiss, welchen wir/ihr zuhause in jedem Falle
ausprobieren sollten/solltet.
Das Baden im Meer genießen wir noch immer. Der Strand wird morgens durch die
Kommune, von dem was das Meer über Nacht an Land gespuckt hat, gesäubert.
Die Sonne wärmt wohlig. Nur der hie und da auftretende Eiswind, aus den schnee-
bedeckten Bergen der Sierra Nevada, lässt uns dann kurzzeitig frösteln und die
Sommerdaune überwerfen.
Der Himmel zeigt jetzt, nach der allgemeinen Wetterberuhigung, ein wolkenloses
und tiefes Blau, das Thermometer + 18 Grad Celsius. Abends, nach Sonnenuntergang wird's dann allerdings zügig kalt.
Das stellen wir gerade wieder fest. 17.00 Uhr, draußen am Strand vor einem
Chiringuito, genießen wir Paella mit Meeresfrüchten und kühlem Weißwein bei wärmender Sonne.
30 Minuten später verschwindet diese und die aufsteigende Kühle fährt uns ins
Gebein, zwingt uns so zum Aufbruch.
Hannibal bietet uns kurze Zeit darauf Geborgenheit und Wärme, stand er doch
den ganzen Tag in strahlender Sonne.
Sonntags ist obligarorisches Treffen mit Freunden zum "Tapern"
d.h., es gibt interessante Gespräche, munteres Gelächter und last but not least
leckeren Rot- oder Weisswein und schmackhafte Tapas in nachfolgenden
Ausführungen:
Serranito - Schweinelenchen, Schinken mit Peffer
Pollo - Hähnchenbrust
Lomo - Schweinelendchen
Hamburguesa - Hamburger
Pincho - Fleischspieß
Carne con tomate - Fleisch mit Tomatensoße
Chili con carne - Chili con carne
Morcilla - Blutwurst
Chorizo - Paprikawurst
Calamares frito - Tintenfisch
Aguja a la plancha - Sardella gegrillt
Merluza - Seehecht
Bacalan - Kabeljau
Espeluznao - Oktupus
Langostino - Garnelen
Chipirones - Kleine Tintenfische
Calamaritos a la plancha - Tintenfisch gegrillt
usw.
Erst Stunden danach löst sich der Freundeskreis und jeder verbringt den Tages-
rest ganz individuell.
Nächste Woche ist für uns hier die letzte Woche und so gibt’s in 14 Tagen bei uns
in der Heimat Weißwürste und Weißbier und weitere 14 Tage danach in Hua-Hin/Thailand spicy Chicken with Cashew-Nuts.
Ist das nicht ein wahres Kontrastprogramm?!
Es war zu erwarten!
Die Stadtverwaltung von Roquetas hat durchgegriffen und die Camper vom
Parkplatz verwiesen.
Eigentlich haben die sich selbst entfernt, als sie eines Morgens die große, blaue
Tafel mit weisser Schrift entdeckten.
Darauf wird hingewiesen, daß das Campen ab sofort auf dem Parkplatz verboten
ist und Verstösse künftig mit einem Bußgeld zwischen € 200,-- bis 500,--
geahndet werden.
PS: Die Camper sind in Roquetas auf einen Sandplatz in Meeresnähe umgezogen.
Dort hausen sie jetzt wie einst Tillys Söldner vor Magdeburg.
Roquetas war trotz des zwischenzeitlich unstabilen Wetters wieder ein Besuch
wert. Wein, Tapas, Gespräche mit guten Freunden, baden, sonnen oder
einfach nur geniessen - Freunde, was will man mehr!!
Und so glaube ich manchmal, Gott lebt nicht nur in Frankreich, sondern auch in
Spanien!
Hasta luego Roquetas!