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Donnerstag, 26. Februar 2016

Hoi An - Saigon

 

Was für eine Fahrt, was für eine Nacht!

 

Unterwegs im Sleeper-Bus
Vertrauen

Es wird ein 24 Stunden - mehr oder weniger - Nonstop-Trip.

 

Normalerweise hat der Bus 38 Liegeplätze. Während der Fahrt, es hat den

Anschein, als hielte der Bus an jeder Milchkanne, füllt er sich mit weiteren

vietnamesischen Fahrgästen.

Diesen werden bisher reservierte Liegen zugewiesen oder sie sitzen, liegen

jetzt vorwiegend in den Gängen auf dem Boden. Wohl je nach Geldbeutel erhalten sie dafür eine Liegematte oder nur Wellpappe.

 

Der Zugang zu WC oder das Betreten der Gänge ist uns jetzt nicht mehr

mögich. Besser so, wabert doch nach jedem Öffnen der WC-Türe ein be-

sonders intensiver, leckerer Duft durch den gesamten Passagierraum.

 

Da zum Betreten des WC das Anziehen der Schuhe unabdingbar erscheint,

haben wir schon im Vorfeld auf eine Benutzung dieses Örtchens verzichtet.

 

In den 24 Stunden werden 3 Stops eingelegt. Um 0.00 Uhr WC-Gang,

um 6.00 Uhr Buswechsel, um 13.30 Uhr WC-Gang. Wohl dem, der nicht

über eine Sextanerblase verfügt.

 

Geschätzt sind insgesamt jetzt 60 Personen an Bord, das nennt man bei uns

wohl eine Überbelegung. Den Gedanken an einen Unfall und die dann notwen- digen Fluchtwege verdrängen wir komplett.

 

So richtig schlafen kann wohl keiner der Farlang, es ist mehr ein dösen in

beengter Haltung. Ich kann mit meinen 1,81 m gerade noch die Beine

strecken.

 

Busbahnhof Saigon - aussteigen und "forget this ride or take them as an

adventure".

 

Taxi zum Hotel, ein kleines Abendessen an irgendeiner Straßenecke und dann

ab in die Kojen.

 

 

Freitag, 27. Februar 2015

Ho Chi Minh City - Stadtteil Saigon

 

Wir frühstücken zur üblichen Zeit und bummeln dann ein paar Straßenzüge

weiter zum Büro der Vietnam Airlines.

 

Unser Ticket für die Rückflug am 9.3. wollen wir umbuchen auf den 1.3.

Das klappt ohne Probleme gegen eine kleine Gebühr.

 

Wir haben uns vorgenommen, unseren Stadtrundgang auf Saigon (richtig

Sai Gon) zu beschränken. Hier befinden sich auch die Zeugnisse der Kolonial-

zeit, hier sind die Prachtstraßen, hier steppt der Bär.

 

Vergangenheit und Gegenwart

Wir folgen der Dong Khoi Richtung Notre-Dame. Hier scheinen Vergangen-

heit und Gegenwart aufeinander zu prallen. Alte Hotels und neue Bürotürme,

moderne Einkaufcentren und kleine Cafès mit leicht französischem Flair.

 

Wo die Dong Khoi sich mit der Le Roi trifft, dort scheint der Luxus auf. Die

berühmtesten Modelabels haben hier ihre Ausstellungen, kalt und steril wie

Kühlschränke - Dior, Cartier, Hermés, Versace, Chanel, Louis Vuitton und

wie die Überflüssigen dieser Welt noch alle heißen mögen.

 

Diese Stadt beherbergt mittlerweile 6 Millionen Einwohner und der Zustrom

vom Land scheint unerschöpflich. So ist halt Ho Chi Minh City auch nur eine

der Weltstädte, wie New York, London oder Paris, beliebig austauschbar, von den paar Sehenswürdigkeiten mal abgesehen.

 

Vorbei an der alten Oper geht's Richtung Kathedrale und dem direkt daneben

liegenden Hauptpostamt aus dem Jahr 1891. Das ist dann mal wirklich ein

schönes Stück, von aussen und von drinnen.

Über die Le Thanh Thon spazieren wir jetzt am alten Rathaus vorbei zur

Ben Thanh Markthalle. Hier gibt es ausschließlich Tinnef begleitet von einem

fast agressiven betatschen durch die Verkäuferinnen. Flucht nach draußen.

 

In einer kleinen Eckbar noch den Saft direkt aus der Kokusnuß - erfrischend -

und dann streben wir Richtung Hotel.

 

Um 18.00 Uhr nehmen wir unser Abendessen im 1. Stock eines vietnamesi-

schen Restaurantes. Von dessen Balkon haben wir eine feine Sicht auf das

Getriebe der Stadt und auch einen erfrischenden Luftzug.

 

Um 20.00 Uhr besuchen wir den direkt neben unserem Hotel liegenden

Bitexco-Financial-Tower, knapp 270 m hoch und mit 68 Stockwerken be-

stückt.

Hauptsächlich ein Bürogebäude, allerdings befindet sich unten eine Shopping

Mall mit bekannten europäischen und unbekannten asiatischen Designern,

und oben im 51. Stock die Sky-Bar.

 

Jetzt sind wir mit dem superschnellen Aufzug dorthin unterwegs. Tatsäch-

lich ist ein Druckausgleich während des Lifts notwendig um die Ohren frei-

zuhalten.

 

Phantastische Sicht, einmalig der Blick auf das nächtliche Saigon und eine

kleine Flasche Bier kostet Dong 200.000,-- = € 10,--. Naja, für diesen

Blick!

 

Bitexco Financial Tower mit Hubschrauberlandplatz links oben

 

Samstag, 28. Februar 2015

Saigon

 

Nach einem ausgiebigen Frühstück sind wir jetzt wieder auf der Straße Rich-

tung War Remnants Museum (ehem. Museum für chinesische und amerika-

nische Kriegsverbrechen) jetzt Kriegsrelikte Museum.

 

Wer nach Saigon kommt muß nach unserer Auffassung dorthin, auch wenn

er möglicherweise schnell wieder draußen ist.

 

In diesem Museum wird das gesamt Ausmaß der Massaker, die Behandlung

und Folterung der Gefangenen, die Auswirkungen der chem. Waffen usw. gezeigt.

 

An den Wänden hängen die Fotos von zerstückelten Menschen, abgehackten

Gliedmaßen, Fotos der Erschießung von Gefangenen, Zivilisten, Müttern, Kindern, Bilder von teil- und vollständig verbrannten Menschen, Fotos von Frauen, die um das Leben ihrer Männer flehen und Männer die um das Leben ihrer Kinder flehen, verkohlte Gesichter, gequälte Kinder, zu sehen sind die Missbildungen von Neugeborenen mit deformierten Gesichtern, teilw. ohne

Nase und Unterkiefer, von fehlenden Gliedmaßen und abartig verbogene

Beinen und Armen - verursacht durch den amerikanischen Einsatz von

Agent Orange (ein Entlaubungsmittel - die dachten doch tatsächlich, sie könn-

ten damit den gesamten Dschungel von oben her transparent machen)

 

Nicht zu vergessen sind in diesem Zusammenhang die Kriegsberichterstatter

und Photografen. Dutzende sind bei der Dokumentation der o.g. Tatsachen

und in den Gefechten an der Front gefallen.

 

Ich bin den Tränen nahe und fliehe von hier. Helge hatte schon kurz nach

dem Eingang einen Rückzieher gemacht und im Erdgeschoß auf einer Bank

auf mich gewartet.

 

Es ist unbeschreiblich, zu welchen Abscheulichkeiten der Mensch in bestimm-

ten Situationen noch heute fähig ist.

 

Es scheint so als hätten wir uns in dieser Hinsicht nicht weiterentwickelt,

als wären wir eine Sackgasse der Evolution?!

 

Ein Bild von den vielen will mir bis heute nicht aus dem Kopf:

 

Da zertritt ein Gi einem am Boden liegenden, gefesselten Vietkong mit

seinem schweren Kampfstiefel das Gesicht, raucht dabei und lächelt freund-

lich in die Kamera.

 

So verlassen wir jetzt diese Doku-Stelle und stürzen uns wieder ins Verkehrs-

getümmel.

 

 

Wir finden wieder die kleine Eckbar von gestern und genehmigen uns nochmals

frische Kokusmilch direkt aus der Nuß.

 

Es ist jetzt Abend, Helge begleitet mich wie immer und ich schieße die unten angeführten Nachtbilder.

Unser Restaurant im 1. OG mit Balkon
Dito

 

In dem oben abgebildeten Lokal gönnen wir uns zum Abschluß dieses

Abends ein letztes Mal eine der wirklich köstlichen vietnamesischen Nudel- suppen mit Hühnerfleisch, eine Pho Ga.

 

 

Sonntag, 1. März 2015

Ho Chi Minh City - Bangkok - Hua Hin

 

Flug von Ho Chi Minh City nach Bangkok.

 

Das wird ein langer Sonntag, aber alles ist gut eingefädelt und genauso

läuft's dann auch.

 

Flughafen Ho Chi Minh City
Dito

Um 22.30 Uhr schliessen wir im Condo Chain unser Apartement auf!!

 

Alles gut!

 

Fazit

 

Asien, fremder, ferner Kontinent und mitten drin Vietnam.

 

Ein Land im Spannungsbogen zwischen der den westlichen Lebensstil for-

dernden Jugend und dem Rest der Bevölkerung, die noch in alten Traditio-

nen und Bräuchen lebt.

 

Die eine Hand am Lenker des Rollers und in der anderen Hand das Smart-

phone.

So saust die Jugend durch die Städte, gekleidet nach der neuesten Mode,

die Mädchen in hautengen Jeans und die Jungs mit gestylten Haaren wie

Popstars.

 

Dazwischen verkrüppelte, elende und bettelnde Menschen und adrett ge-

kleidete Geschäftsleute.

 

Eine wilde Mixtur ist das und alle drängen nach vorn auf der Jagd nach ein wenig Glück - in Dollar oder Dong.

 

In diesem "Rennen" liegt Ho Chi Minh City vorn.

 

Der Norden mit seinem Zentrum Hanoi ist viel stärker traditionell geprägt.

 

Hier aber befindet sich noch das wahre Herz Vietnams, so der Besucher auf

der Suche danach ist.

 

Dort im Norden sind die Menschen von einer zwingenden Freundlich- und

Natürlichkeit und einer höflichen Zurückhaltung. Jeder der lächelt bekommt

ein Lächeln zurück und das ohne jeden Hintergedanken.

 

Während der Reisbauer im Süden für das Foto seines Wasserbüffels die

Hand aufmacht und Zigaretten oder US$ 1,-- verlangt.

 

Überall wird gebaut, Häuser, Straßen, Tunnel, Bahnlinien, aber ganz langsam.

Doch sie werden es schaffen. Dieses Volk hat seine Ausdauer und Beharrlich-

keit schon viele Male unter Beweis gestellt.

 

So geht es voran in Vietnam. Allerdings ist es noch ein weiter Weg bis der "Wohlstand" die letzte Ecke dieses Landes erreicht hat.

 

Vietnam wird sich weiter verändern müssen, zum Positiven für die Menschen, bei gleichzeitiger Bewahrung seiner Identität.

 

So hoffen und wünschen wir!

 

 

Nachtrag:

Zu keiner Zeit kam bei uns während unseres Trips in Vietnam (auch nicht

auf unseren Reisen durch Südfrankreich, Südspanien und Marokko) ein Gefühl

der Unsicherheit  auf - auch nicht im dicksten Gewühl anlässlich des Sil-

vesterfeuerwerks um Mitternacht in Hanoi noch auf den dicht bevölkerten

Einkaufsstraßen in Saigon.

 

Allerdings versuchen wir auch möglichst zurückhaltend aufzutreten.

 

So trage ich beispielsweise meine Kameraausrüstung in einem neutralen Rucksack, den Kameragurt habe ich gegen einen Namenlosen ausgetauscht

und die Bezeichnungen an der Kamera abgeklebt. Diese Vorgehensweise

versuchen wir auch auf andere Dinge zu übertragen.

 

Das mag für den ein oder anderen übertrieben erscheinen, aber für uns zählt

das bisherige Resultat.

 

Ab sofort sind wir wieder

zuhause-zuhause

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