Mittwoch, 15. Juli 2015
Tromso - Finnsnes
Gaaanz langsam, schön mit den vorgeschriebenen 60 km/h, geht's über die
858 voran. Immer wieder die gleichen Bilder, Meer, Wiesen, Wälder, Berge
und Schnee, aber immer wieder auch anders.
Auf der E6 und eine Pass legen wir eine Rast ein.
Helge besichtigt die Samen-Zelte und die darin wohl feilgebotenen Souveniers.
Gegen 17.00 Uhr treffen wir auf dem Parkplatz des Rema-1000 Supermarkts in
Finnsnes ein. Nur wenig später trudeln auch Karl und Annemarie, sowie Christl
und Rudi ein.
Karl und Annemarie sind alte Bekannte von Christl und vor allen Dingen Rudi.
Karl geht der Ruf eines Erfolgfischers voraus und ich hoffe, Rudi übrigens auch,
daß wir eine Menge von ihm lernen können.
Die Frauen ratschen um die Ecke und wir Männer sitzen bei einem Bier und
"ernsthaften" Gesprächen in der Sonne.:-)
Wenig später überlassen Helge und ich die Österreicher ihrer Wiedersehensfreu-
de und ziehen uns in unseren Hannibal zurück.
PS: Annemarie bringt uns später noch eine Riesenportion ihrer hausgemachten
Spezialität - Mohnnudeln - vorbei. Lecker, lecker, ein schönes Betthupferl für
uns und vielen Dank dafür.
Donnerstag, 16. Juli 2015
Finnsnes - Botnhamn - Laukvik
Hurra, ich habe einen Seelachs gefangen, nein, nicht nur einen, sondern vier!!
Die Verbesserungstips an meiner Angel und die Einführung in die Praxis durch
Karl zeigen offensichtlich den gewünschten Erfolg.
Mann, zum ersten Mal eine Angel in der Hand und schon Fische am Haken.
Noch lange Zeit stehen wir an dem Fähranleger. Immer wieder beissen bei uns
Dreien Seelachse. Doch die lieben Kleinen wandern zurück ins Meer.
Schließlich wollen wir in den nächsten Jahren weiterhin erwachsenen Fisch
ernten.
Karl zeigt mir noch das Filetieren und bei meinen Vieren kann ich das Gesehene
in die Praxis umsetzen.
Helge steht am Herd, in der Pfanne bruzzeln 6 Fischfilets. Zwei haben wir zum
Dorsch - Karl brachte ihn gestern vorbei - in den Kühlschrank gepackt.
Frischester Fisch direkt aus dem Meer mit leicht gesalzener Butter munden Helge und mir ganz vorzüglich.
Was für ein Vormittag und was für ein Essvergnügen!!
Über kurvige Straßen und durch verschiedene kleine Tunnel - immer schön mit
60 km/h - geht's nach Laukvik.
Hier endet die Straße und uns scheint, wir sind am Ende der Welt angekommen
Dort wo die Straße aufhört ist ein geschotteter Wendeplatz, groß genug um auch übernachten zu können.
Doch jetzt packen wir nochmals die Angeln aus und marschieren zur Steilküste.
Offensichtlich haben wir aber das Anglerglück für heute schon aufgebraucht.
Auch ein Standortwechsel zur Molenspitze bringt nicht wirklich was.
Ich fange noch einen 30 cm Seelachs, doch den verschenke ich an zwei junge
Franzosen aus Lille. Die Burschen sind mit dem Zelt unterwegs und brauchen
Energie.
Jetzt ist es 19.00 Uhr. Kleine Umtrunk bei Annemarie und Karl und um 21.00
Uhr liegen wir schon in den Betten.
Freitag, 17. Juli 2015
Laukvik - Gryllefjord - Andenes - Nordmela
Regentropfen, die an unser Fenster klopfen, wecken uns um 6.00 Uhr in der
Frühe.
Grauer Himmel, graue Berge, graues Wasser. Das kennen wir doch schon von..?
Nun denn, große Verabschiedung und an dieser Stelle nochmals herzlichen
Dank an Annemarie und Karl für den technischen Support in Sachen Angeln
und ihre Gastfreundschaft.
Wir folgen der 862 im Norden von Senja bis Gryllefjord.
Unterwegs noch ein kurzer Stop am größten Troll der Welt, dem Senjatroll.
Wieder so ein Disneyland für Kinder - doch auch die Erwachsenen scheinen be-
geistert zu sein. Ich wende mich ab mit Grausen.
Gryllefjord ist ein Fährhafen. Der Rest scheint sich im Verfall zu befinden.
Während der Wartezeit auf die Fähre brät Helge wieder Fisch von gestern
und um 15.00 Uhr soll der Dampfer starten.
Vesteralen wir kommen!
Die Überfahrt dauert knapp 2 Stunden und die kleine Fähre schlingert in der
Dünung des Atlantik deutlich.
Beim Blick aus dem Salonfenster sehen wir den Horizont verschwinden und
gleich auch wieder auftauchen - rauf und runter.
Die Spucktüten hängen zuhauf an den Wänden, finden jedoch heute bei Nie-
mandem Verwendung.
Andenes ist erreicht. Offensichtlich der totale Kontrast zu Gyllefjord. In Andenes
scheint die Wirtschaft zu funktionieren, viele Geschäfte und lebhaftes Treiben auf der Hauptstraße deuten daraufhin.
Nur wenige Kilometer später finden Helges Adleraugen einen schönen, freien
Wiesenplatz direkt am Meer.
Sichelförmig dehnt sich der Strand, geschmückt mit einem breiten Streifen weissen Sandes. Ein Wasserhahn spendet ausserdem noch kostenlos bestes,
klares und eiskaltes Trinkwasser.
So steht der Entschluß fest Morgen zu bleiben.
Samstag, 18. Juli 2015
Nordmela
Ruhetag, Waschtag und sonst nichts!
Das Wetter ist prima und alles ist gut!
PS: 0.15 Uhr Mitternachtssonne.
Sonntag, 19. Juli 2015
Nordmela - Hovden
Ein Tip unserer Kastenfreunde Usch und Ekki - habt Dank dafür - wird uns heute
nach Hovden bringen.
Klingt wie Hoffnung und die fährt mit, denn wir wollen erfolgreich fischen.
Christl und Rudi sind schon weg, so sind wir heute mal wieder die Nachzügler.
Die Straße läuft kurvig der Küste nach. Rechts das Meer, links steil die Berge,
diese teilweise rund und begrünt und dann wieder bizarr geformt durch grauen,
nackten Fels.
Hochmoore wandern an unseren Fenstern vorüber, Birkenbestände und bräun-
liche Grasflächen.
Die Landwirte arbeiten hier kleinteilig. Schmale, gemähte Wiesen, dekoriert mit
weiß plastifizierten Grasballen sind umrandet von bunten Grasstreifen.
Sortland ist erreicht. Die Brücke dorthin führt die Straße erst steil aufwärts,
dann der Scheitelpunkt und ebenso steil geht's wieder hinunter.
Wir fassen Diesel. LPG-Gas gibt es heute, Sonntag, nicht. Die Firma arbeitet von
Montag - Freitag.
Wieder führt uns die Fahrt in die Einsamkeit der Vesteralen. Kleine Dörfer, die
meist roten Häuser gestreut entlang der Straße sorgen für etwas Abwechslung.
Das schmale Asphaltband klammert sich jetzt förmlich an den Berg und nach
wenigen Kilometern erreichen wir Hovden mit seinem kleinen Fischereihafen.
Ich mache es kurz: Fisch gibt es heute bei uns nicht. Zwei zu kleine haben ge-
bissen und sind sogleich wieder in ihr Element zurückgeschickt.
Es nieselt leicht und da ist auch wieder dieses Grau.
Umzug 20 km nach Soberg. Dort standen wir schon zur Mittagszeit. Ein kleiner
weißer Sandstrand, grüne Wiesen und ein weiter Blick auf's Meer erfreut unser
Auge und TV-Anschluß sorgt für Zufriedenheit.
Montag, 20. Juli 2015
Soberg - Sortland - Nyksund
Der letzte Haken meiner Angel verlor sich gestern im Seetang vor Hovden und
eine reissfeste Angelschnur brauche ich auch.
So steuern wir zuerst in Myre ein Sportgeschäft an. Die geflochtenen Angel-
schnüre kosten € 60,--. Sehr schön, aber für mich als reiner Gelegenheitsangler
zu hochwertig. So erstehe ich für € 15,-- eine einfachere mit 15 kg Tragfähig-
keit. Das sollte reichen.
Schietwedder - sagt man an der Nordseeküste und am Bodensee - es seucht!
Beides muß ich wohl nicht übersetzen.
So sorgen jetzt die letzten 10 km Erdpiste nach Nyksund für einen schönen
Überzug an unserem gerade geputzen Hannibal. Jetzt ist der Überzug getrock-
net und sieht wie Gips aus.
Nyksund, ein schon vor Jahren aufgegebenes Fischerdorf erwacht wohl langsam
wieder zu neuem Leben.
Gallerien, Restaurantes und Souveniershops erobern die verlassenen Gebäude
und deren Bewohner versuchen sich in ihrer Renovierung.
Es nieselt noch immer. Mal ganz dicht und intensiv und zwischendurch ein hef-
tiger Schauer.
Die Wolken hängen tief in den Bergen und hüllen diese watteartig ein.
Nicht wirklich ein Wetter zum Wandern. So gibt es keinen Königinnenweg nach Sto.
Alternativ hängen Rudi und ich die Angeln ins Wasser.
Die Flut kommt gerade und vielleicht auch eine Mahlzeit. Eine Mahlzeit wird es
nicht eher eine Amuse-Gueule. Auch nicht schlecht, denn kleine, gebratene See- lachsfilets sind lecker.
Um 16.00 Uhr brechen wir hier unsere Zelte ab. Rudi muss mit seinem Hymer
zum Fiat-Händler nach Sortland.
So übernachten wir heute an der Kirche von Eidsfjord. Ruhig und mit funktio- nierender Flimmerkiste klingt der Tag aus.
Dienstag, 21. Juli 2015
Eidsfjord - Sortland - Svolvaer - Kallestranda
Rudi und Christl sind schon früh aufgebrochen.
Jetzt ist es 9.30 Uhr und wir folgen, nach dem Wasser fassen am Friedhof.
Wettertechnisch gibt es bislang keine Änderung bei angenehmen + 12° C.
In Sortland übernehmen wir noch LPG und treffen dann unsere Österreicher.
Die Reparatur beim Fiat-Händler war für die beiden nicht möglich. So werden
sie wohl bis Deutschland mit wenig Licht durchfahren.
Die folgenden 100 km geht's über Berge und durch Täler und wir nehmen dabei
so im Vorübergehen noch fast 2 handvoll Tunnel mit.
In Svolvaer legen wir die Mittagspause ein und ich versuche eine Websiteaktu-
alisierung, welche mir aber nicht gelingt.
Übernachtung in Kallestranda. Um uns herum viele Zelte. Hier übernachten
die Bergsteiger, welche sich tagsüber in den naheliegenden Felsen tummeln.
Mittwoch, 22. Juli 2015
Kallestranda - Henningsvaer - Borg - Leknes - Napp
Blauer Himmel, Sonne mit + 19° C. Das ist ein nordischer Sommertag wie aus
dem Bilderbuch.
Eine schmale Straße mit einigen Ausweichmöglichkeiten bringt uns ans Kap und nach Henningsvaer, einem Fischerort und einem Touristenziel.
Vorher müssen wir allerdings noch zwei einspurige Brücken mit Ampelsteuerung
überqueren.
Ein Parkplatz findet sich zwischen riesigen Reisebussen und einer Vielzahl von
Pkw.
Ca. 1/3 des Dorfes ist touristisch erschlossen, der Rest ist ein Fischerdorf wie
jedes andere auch. Allerdings ist seine Umgebung ziemlich attraktiv.
Hohe Berge auf der einen Seite und auf der anderen Seite das Meer, mit vielen,
dem Kap vorgelagerten Inseln und Untiefen.
Wir suchen Trockengestelle für den Dorsch, der da zum Stockfisch für den vor-
wiegend wohl italienischen Markt werden soll.
Wir finden die Gestelle, allerdings in einem ziemlich verwahrlosten Zustand.
Getrockneten Dorsch finden wir dazu palettenweise in einer Lagerhalle.
Und vor dieser Halle, bzw. gleich daneben wird Walfleisch angelandet. Wir wun-
dern uns, denn Wal ist eigentlich tabu. Dieser stammt wohl aus einem limitier- ten Abschuß für "Forschungszwecke".
Riesige Brocken roten, blutigen Fleisches baumeln in der Luft und schwenken
dann langsam auf den Kai.
Appetitlich? Ich weiß nicht so recht und denke mit Wehmut an die schönen, eleganten und friedlichen Riesen der Meere.
Ich muss noch was zu Henningsvaer loswerden.
In vielen Reiseführern und auch bei Besuchern des Ortes wird Hennigsvaer als
Venedig des Norden bezeichnet.
Das ist einfach lächerlich, bzw. entspricht dem Zeitgeist. Denn dieser Fischerort hat mit Venedig überhaupt nichts gemein - bis auf ein paar Holzstelzen, die im Wasser stehen.
Grimsoy, ein kleiner Ort an der Westküste der Lofoten mit abgelegener Kirche,
einem alten Friedhof und einem tollen Badestrand, flach verlaufend und mit
feinem Sand versehen.
Sonnen, sonnen, sonnen und dann Weiterfahrt zu den Wikingern nach Borg.
Hier liegt der größte jemals ausgegrabene Häuptlingshof mit rekonstrukturier- tem Langhaus.
Doch zuerst unternehmen wir mit einem Wikingerschiff eine gemütliche aber
sehr informative Ausfahrt auf den Fjord.
Erstaunlich, mit welch grazilen Schiffen diese Menschen auf die offene See hin-
ausfuhren. Island, Neufundland, das Mittelmeer und das Schwarze Meer wurden
u.a. von ihnen befahren.
Unser Schiff läuft leicht und leise und es geht trotz des wenigen Windes sehr
zügig voran.
Doch nun sind wir geladen beim Stammeshäuptling und seiner Frau und diese
wollen wir nicht warten lassen.
Staunend durchstreifen wir das Langhaus. Dieser Fürst hatte alles unter seinem
Dach - Schuhmacher, Schreiner, Weber und einen Versammlungsraum mit offener Kochstelle. Hier stehe ich jetzt und höre sie diskutieren, sehe sie tafeln
und Bier trinken. Zu besonderen Gelegenheiten durfte es auch Med sein.
Tja, hier liesse sich auch heute noch vortrefflich leben, mal vom nicht vorhan-
denen Wasserhahn und einer entsprechenden Toilette abgesehen.
Es ist 19.00 Uhr und wir suchen in Haukland einen Übernachtungsplatz.
Keine Chance, die sonst leeren Badeplätze an der Küste sind voll belegt. Die
Norweger haben im Urlaub ihr Land, mit Recht, voll im Griff.
Umzug nach Napp. Wieder ein kleines, aber nicht touristisch malträdiertes Fischerdorf am Rande der "bekannten Welt".
An seiner Mole finden wir ein einsames Plätzchen und werden sicher gut schla-
fen.
Donnerstag, 23. Juli 2015
Napp - A - Svolvaer
Richtig warm geduscht, Hannibal macht's möglich, und frisch gekirnt geht's
weiter bis an die Südspitze der Lofoten.
Vom Himmel tröpfelt's, das schöne Wetter von gestern hat sich in der Nacht verabschiedet.
Ach ja, in diesem Zusammenhang - ich bin mit einer Reifenwahl mehr als zu-
frieden. Der Vancontact 100 von Conti ist ein phantastischer Reifen bei Regen,
spurtreu und komfortabel bei Trockenheit. Nach über 12.000 km haben die
Vorderreifen gelitten. Doch im Wechsel mit den Hinterreifen sind sicherlich
30.000 km drin.
Auch Hannibal hat sich bisher wacker geschlagen. Bis auf die beiden aufgetre-
tenen falschen Fehlermeldungen ist alles okay!
Unser erstes Ziel des heutigen Tages ist rasch erreicht. Nussfjord, ein Museums-
dorf - wird morgens auf- und abend abgesperrt.
Trotzdem sieht es aus wie fast jeder andere Fischerort. Nur alles ist hier schön
auf Designlinie getrimmt und damit Weltkulturerbe.
Wir sparen uns den Eintritt, besuchen viel lieber lebendige Ansiedlungen.
Ramberg - an einer schönen, sichelförmigen Sandbucht gelegen. Weißer Sand
in Nordnorwegen erstaunt uns doch immer mal wieder.
Hier wird offensichtlich noch richtig Stockfisch produziert. Die neuen Holzge-
stelle an der Küste sind der Beweis. Allerdings sind auch diese derzeit ver-
waist - keine Stockfischzeit.
Hamnoy, Reine und A sind Dörfer die sich gleichen. Hast du eines gesehen,
hast du alle gesehen. Ich empfinde das so, auch wenn ich damit eventuell dem
ein oder anderen auf die Füsse trete.
Jetzt ist es 15.00 Uhr. Wir werfen die Leinen los und machen uns auf den Rück-
weg nach Svolvaer.
Freitag, 24. Juli 2015
Kabbelvag - Narvik - Presteidfjord
Wir verlassen die Lofoten.
Über 400 km Fahrt liegen an bis Narvik. Diese absolvieren wir ohne besondere
Vorkommnisse und landen am Presteidjford.
Wir melden uns wieder, wenn wir Trondheim erreicht haben. Bis dahin!!