Samstag, 28. September 2013
Besalú
Gut geschlafen rüsten wir uns nach einem ausgiebigen Frühstück für den
heutigen Tag.
Wir wollen einfach nur Besalú besuchen, ein paar Fotos machen und relaxen.
Zuerst allerdings suchen wir einen Caravanhändler auf, den Helge an der
Einfallstraße schon gestern entdeckte.
Dieser hat dann auch den Spray für die Gummidichtungen unserer Chemie-
Toilette.
Den Rest des Vormittages gebe ich mich der Photografie hin- mal Sonne mal
keine - und Helge geht auf Entdeckungstour.
Jetzt sitze ich mal wieder vor dem Laptop und bringe die letzten Tage ins Netz.
Puhh, fertig und die Beine hoch.
Es ist jetzt 20.30 Uhr und wir möchten uns diese mittelalterliche Stadt nun doch
noch in beleuchtetem Zustand ansehen.
Schon beim Überqueren der römischen Brücke empfängt uns eine eigene At-
mosphäre. Verursacht zum einen durch eine gekonnte Ausleuchtung der alten
Gemäuer und zum anderen durch das melancholische Gitarrenspiel eines jungen Spaniers.
Es ist ruhig in den engen Gassen, die Touris sind abgezogen und die Einheimi-
schen sitzen plaudernd vor ihren Häusern und den Bars.
Allerdings plärrt auch hier auf dem Marktplatz vor einem Lokal ein riesiger Fern-
seher sein Programm in die Stille der Nacht.
Sonntag, 29. September
Besalú - Figueres - Vilabertan - Peralada
Dieser nette Herr in seinem roten Polohemd übt auf dem Womo-Stellplatz
noch eben seinen Abschlag. Und ein anderer junger Spanier mit grossem
Hund und kleiner Frau gibt uns zu erkennen, daß er sein akzentfreies Deutsch
anläßlich seiner 6-jährigen Tätigkeit bei Siemens in München erworben hat.
Chapeau!
Wir wenden uns Richtung Figueres müssen allerdings vorher noch Trinkwasser
auftreiben. Die Suche danach führt uns in die Berge nördlich von Figueres.
Dabei kommen wir durch ehemalige Kieferwälder, die jetzt völlig abgebrannt
sind. Schwarze, tote Bäumen stehen da und frisches Grün sprießt bereits
wieder von unten.
Wir landen an einem Stausee. An der Aussenseite des Office soll es einen
Wasserhahn geben. Gibt es auch, doch der gibt uns nur braune Brühe.
Klasse, dafür 1 Stunde Fahrt über Stock und Stein.
Schließlich erhalten wir das kostbare Nass an einem kleinen Kirchlein mit an-
geschlossener Kneipe. Der Wirt erlaubt uns großzügig den Wasserhahn zu
nutzen.
Zwischenzeitlich hat sich über uns eine mächtige dunkle Wolke gebildet.
Deren Inhalt ergießt sich jetzt auf der Fahrt nach Figueres so gewaltig, daß
die Scheibenwischer alles geben müssen um den Wassermassen einigermaßen
herr zu werden.
Wir landen in Figueres in der Innenstadt auf einem Parkplatz und noch immer
gießt es wie aus Kübeln. Kurz entschlossen ziehe ich meine Badehose an und
gehe mit einem Schwamm bewaffnet Hannibal säubern. Daß dabei ich auch
noch mit weichem Regenwasser geduscht werde ist nicht unwillkommen.
Stadtbesuch macht bei diesem Wetter keinen Sinn, so wenden wir uns
Richtung Vilabertan, bzw. Peralada.
In Vilabertan können wir unsere Chemie-Toilette entsorgen und in Pera-
lade gibt es einen ruhigen, beleuchteten und videoüberwachten Stellplatz.
Ich weiß, das klingt alles ziemlich banal, aber auf einer solchen Reise gehört
das zum Alltäglichen.
Ach ja, auf dem Stellplatz spricht uns aus einem spanischen Womo ein
älterer Herr in deutscher Sprache an. Es zeigt sich, daß er mit seiner Frau
nach Spanien umgesiedelt und jetzt dort auf Tour ist.
Montag, 30. September 2013
Peralada - Figueres - Castella d'Empúries
Ich sehe aus dem Fenster - Kaiserwetter.
Genau das richtige Wetter um zu fotografieren, da wir am Vorabend festge-
stellt haben, in welch schöner Umgebung wir gelandet sind.
An diesem Abend haben wir in die katalanische Küche reingeschnuppert, die
hauptsächlich deftig ist und von dem in dieser Region erzeugten Cava (Quali-
tätsschaumwein) gekostet.
Die Cava-Produkte bekannter katalanischer Kellereien, wie das Castillo Perelada,
werden im Herstellungsverfahren der "Méthode champenoise" erzeugt und sind
in ihrer Qualität dem franz. Champagner ebenbürtig - aber preiswerter.
Das Schloß Peralada ist das Wahrzeichen der kleinen Gemeinde.
Anschließend führte uns der Weg das zweite Mal nach Figueres.
Heute, bei schönem Wetter wollen wir dem meistbesuchten Museum Spani-
ens, dem Teatre-Museu Dali, einen Besuch abstatten. Dieses Museum ist
gleichzeitig das Wahrzeichen dieser 40 Tsd. Einwohner umfassenden Stadt.
Das Museum ist ein markanter Bau mit goldenen Figuren und XL-Eiern auf
dem Dach und drum herum mit skurrilen Skulpturen und kleinen Cafés.
Wir reihen uns nicht in die riesige Warteschlange der Besucher ein - die Warte-
zeit liegt wohl bei 1 Stunde - sondern entschließen uns dafür das Casa Portl-
ligat (Wohnhaus) zu besuchen.
Dienstag, 1. Oktober 2013
Castello d'Empúries - Portlligat - Pals
In der Nacht um ca. 4.00 Uhr rauscht es plötzlich und ich schrecke auf um
wegen des Regens die Dachluken zu schliessen.
Merkwürdig, es trommelt ja garnicht wie sonst auf dem Dach! Ein Blick aus
dem Fenster und in der Morgendämmerung sehe ich eine Sprinkleranlage,
die anständig unseren Hannibal seitlich nässt.
Wie so oft parken wir mit dem Heck über einem Grünstreifen und der be-
kommt offensichtlich in diesem schönen Städtchen des nachts sein Wasser.
Nach dem Frühstück um 9.00 Uhr fährt Polizei vor und plötzlich füllt sich der
Platz schwallartig mit Pkw's und Bussen.
Väter, Mütter, Jungs und Mädchen quellen aus den Fahrzeugen. Die lieben
Kleinen - zwischen 6 und 8 Jahren, alle adrett gekleidet, schultern nicht ihre
Ranzen, sondern lassen diesen in Trolleyausstattung von ihren Eltern ziehen.
Ganz schön verwöhnt die Kleinen!
Nach ca. 10 Minuten ist der Spuk vorüber und die Autos samt Polizei sind
verschwunden.
Wir brechen auf und besuchen einen Carrefour (Supermarché) und fahren
dann weiter Richtung Caraqués.
Wie in Roses möchte wohl auch dieser Ort mit uns Womo-Fahrern nichts zu
tun haben. Verbotsschilder schon am Ortseingang und dann an jeder Strasse
und Ecke.
Beim nächsten Kreisverkehr wenden wir und verlassen die "weisse Stadt an
der Costa Brava" ohne Besichtigung.
Aber Helge möchte in jedem Falle, nachdem wir das Museum in Figueres nur
von aussen betrachtet haben, die Villa von Dali in Portlligat besichtigen.
Also klemme ich mich wieder hinter's Steuer und fahre "zwei" Pässe rauf
und runter. Mutig gewundene Serpentinen schlängeln sich in die nahe gele-
gene Bucht dieses Fischerdorfs.
Auch hier gestaltet sich für mich die Suche nach einem vernünftigen, orts-
nahen Parkplatz richtig stressig. Aber wir haben Glück und können direkt an
der Bucht und nur 300 m von der Villa entfernt ein Fleckchen erobern.
Spontan wie wir sind, haben wir keine Besichtigungsreservierung. Das wird
auch in den verschiedenen Reiseführern nicht empfohlen.
So werden wir auf eine Warteliste gesetzt und dürfen in 50 Minuten noch-
mals vorsprechen.
Nun gut, ich fotografiere und Helge sitzt in ihrer geliebten Sonne und streckt
dabei die Füsse das erste Mal auf dieser Reise ins Mittelmeer. Dieses ist spie-
gelglatt und warm wie Wasser in der Wanne.
Nach 50 Minuten stehen wir wieder am Schalter und erhalten die Auskunft,
dass wir uns nochmals 15 Minuten gedulden müssten. Okay, das stehen wir
auch noch durch.
Nach diesen 15 Minuten erklärt uns die Dame an der Kasse, daß für heute
alles ausgebucht sei und wir nur eine Chance hätten, wenn jemand seine
Reservierung nicht einhalten würde.
Da platzt mir der Kragen, ich äußere der Dame gegenüber meinen Frust in
einem Kauderwelsch aus deutsch, französisch, italienisch und ansatzweise
spanisch und sie versteht mich!!!
Wir verzichten auf den ausgestopften Eisbären, der da in der Villa irgendwo
rumstehen soll und fahren zielgenau unseren Übernachtungsplatz an.
Heute Abend werden wir noch eine Flasche Cava (Spezialität dieser Region)
köpfen.
Salud!
Mittwoch, 2. Oktober 2013
Pals - Lloret de Mar - Blanes
Die Nacht haben wir vor der Polizeistation verbracht. Ruhig und bestens be-
hütet.
Wir sind beide ziemlich groggy und sehnen uns nach Ruhe. So beschließen
wir weiter an der Küste Richtung Süden einen Campingplatz zu suchen.
Ja, ja, ich weiß, Campingplatz ist so nicht unser Ding, aber wir müssen auch
mal unsere Wäsche richtig waschen und auch Hannibal braucht eine Innenrei-
nigung.
So geht es entlang der Küste und wie kann es auch anders sein, es geht berg-
auf und bergab.
Schöne Ausblicke begleiten uns, zumal das Wetter durchaus heute auch mit-
spielt.
Weniger schön sind die Bausünden. Hier wurden schwalbennestartig kleine
Doppel- und Reihenhäuser an die Steilhänge geklatscht um ja nur jeden
Quadratmeter Land zu nutzen.
Wir durchfahren auch die Touristenhochburgen Lloret de Mar und Tossa de
Mar.
Ich muss gestehen, die Costa Brava habe ich mir anders vorgestellt. Wir fin-
den keine Atlantikstrände vor, sondern handtuchschmale Stadtstrände ent-
lang der Uferpromenaden, begrenzt durch die Steilküsten. Es ist laut und
turbulent, jetzt sogar in der Nachsaison. Wie geht es hier wohl ab, wenn die
Hauptsaison läuft?
Die Geschäfte entlang der Straßen sind denen der ital. Adria ähnlich. Bouti-
quen, Cafés, Hotels, Restaurants, Imbisse, Souvenirshops wechseln einan-
der ab - wir geben Gas.....
.....und landen in Blanes auf einem großen Campingplatz.
Donnerstag, 3. Oktober 2013
Blanes
Es ist wenig los auf dem Platz. Der Swimmingpool, der Supermarkt und
das Restaurant sind bereits in den Winterschlaf gegangen.
Aber wir hatten die heisseste Nacht unserer bisherigen Reise! Nicht so
wie ihr vielleicht denkt, nein, es war einfach sauschwül. Die Handtücher
auf der Wäscheleine waren am Morgen noch immer pitschenaß.
Heute ist also ein Arbeitstag, wie schon angekündigt und damit ist eigent-
lich auch schon alles gesagt.
Nachtrag: Auch Blanes ist kein wirklich interessanter Ort und ähnelt stark
den im Vorfeld beschriebenen Orten.
Freitag, 4. Oktober 2013
Blanes
In der Nacht gab es noch ein schweres Gewitter mit heftigen Regenschauern.
Jetzt um 8.00 Uhr ist schon wieder alles trocken. Der gestrige Tag verlief
wie gehofft und unsere Wäsche und Hannibal (innen) sind wieder klinisch
rein.
Starker Ostwind macht das sonst so zahm erscheinende Mittelmeer richtig
wütend und stemmt gewaltige Wassermassen in hohen Wellen gegen die
sandige Küste.
Wir gehen die Uferfpromenade und binnen Minuten sind meine Brillengläser
mit einer dicken Salzschicht belegt. Prima Luft für Asthmatiker und sonstige
trockene Nasen. Das kenne ich eigentlich bisher so nur von der Nordsee.
Blanes ist ein kleines Städtchen wie viele hier an der Küste und ist in den
letzten Jahrzehnten mit dem Tourismus ausgeufert. Nicht unbedingt zu sei-
nem Vorteil, denn diese Bereiche wirken teilweise sehr angegammelt und jetzt,
in dieser Jahreszeit, trostlos da leer.
Wir bummeln noch eine Weile und kehren dann zurück um den Rest des
Tages zu faulenzen.
Siehe da, zwischenzeitlich hat sich der Campingplatz gefüllt. Vor allen Din-
gen mit den spanischen Dauercampern, die jetzt das Wochenende im
Grünen verbringen.
Ich bin noch immer mit meinem Landkarten-Download beschäftigt. Aber auch
das WiFi-Netz auf dem Campingplatz ermöglicht mir keine Verbesserung der
bestehenden Situation. So werde ich wohl warten müssen.
Morgen werden wir noch einen Abstecher ins Hinterland machen und uns
dann Barcelona zuwenden.
Samstag, 5. Oktober 2013
Blanes - Hostalric - Caldes de Monbui
Wetterbesserung, die Sonne kommt immer mal wieder hinter den Wolken
vor und der Wind hat sich auch gelegt.
Wir frühstücken, ent/versorgen komplett und Hanni bekommt noch,
in der auf dem Campingplatz gelegenen Waschanlage, eine Unterboden-
wäsche.
Jetzt sind wir klar zum Start und rauschen los Richtung Hostalric. Eigentlich
eine Verlegenheitslösung, denn wir wollen am Wochenende nicht in
die Großstadt und auch das Wetter sollte sich dafür noch bessern.
Also geht's durch spanische Landschaft mit teilweise noch prall gefüllten
Feldern und Äckern, vorbei an Steineichen, Olivenbäumen und immer auch
hier die Macchie.
Hostalric ist beispielhaft für viele kleine Dörfer und Städte in dieser Land-
schaft. Oben auf einem Hügel angesiedelt, vielfach noch mit erhaltenen,
dicken Stadtmauern und -toren.
Meist ziert die Bergspitze dann auch noch ein kleines Castell.
Ja, so ist es auch in Hostalric, jedoch mit einer kleinen Besonderheit. Die
Bewohner haben die gleich hinter der Stadtmauer gelegenen Häuser mo-
dernisiert und die bis dato fehlenden Fenster in die alte Stadtmauer ein-
gebracht.
Nicht nur Fenster, sondern auch die Tore ihrer Garagen zieren jetzt die Maueraussenseite.
Eigentlich gut gemacht und ganz pragmatisch - das Alte und das Neue
verbunden.
Das Castell-Fortalesa dominierte früher Stadt und Region. Heute ist es ein
Restaurant der gehobenen Klasse und bietet vor allen Dingen katalanische
Spezialitäten an.
Nächste Station und gleichzeitig Tagesziel ist Caldes de Montbui.
Für Katalonien der wichtigste Kurort und schon die alten Römer badeten
in dem Thermalwasser - immerhin über 70°C - die kamen dann gesot-
ten aus den Fluten (Späßle).
Thermalwasser ist auch in der Stadt nicht zu übersehen. Brunnen an je-
der Ecke und auch einer aus dem 16. Jh., der Font del Lleó.
Der Brunnen liefert immer die gleiche Menge Wasser und dieses enthält
Chlor, Fluor, Brom und Jod und eignet sich deshalb u.a. zur Heilung von
Arthritis und Knochenbrüchen.
Ein bißchen Rom ist auch noch zu finden. Teile einer Bäderanlage und
einige Brückenreste, die in der Neuzeit aufgestockt wurden.
Caldes de Montbui, die Stadt und ihre Bewohner, sind beispielhaft für die
gesamte Region Katalonien.
Auch hier haben sich die Menschen uns gegenüber stets freundlich, höflich
und hilfsbereit gezeigt. Immer adrett und gepflegt, sehr liebevoll im Umgang
mit ihren Kinderlein, so haben wir sie kennengelernt.
Auch scheinen sie genauso picknick-verliebt zu sein wie ihre nördlichen Nach-
barn.
In ihren Dörfern und Städten ist alles wohl organisiert. Hier haben wir, z.B.
nie Abfall in den Straßen und auf Plätzen entdeckt. Überquellende Müll-
eimer, wie bei uns, haben wir nie gesehen und die Müllabfuhr leert die an jeder
Ecke zu findenden Müllcontainer sogar am Sonntag um 4.00 Uhr!!!
Ähnlich wie in Frankreich, hält sich die Polizei offensichtlich sehr im Hintergrund. Trotzdem fühlen wir uns jederzeit gut aufgehoben.
Katalonien ist auf dem Land und in den kleinen Städten scheinbar eine
Musterregion - wir sind auch in dieser Hinsicht gespannt auf die Millionen-
metropole Barcelona.
Die Katalanen sind sehr selbstbewußt und stolz auf ihre Region. Das zeigt
sich jedem Besucher durch die vielen katalanischen Fahnen, die nicht nur
auf den öffentlichen Gebäuden zu finden sind, sondern sich auch an privaten
Häusern häufig zeigen.
Hier wird katalanisch gesprochen und spanisch erst in 2. Linie. Auch gibt es
durchaus heftige Auseinandersetzungen um das Für oder Wider einer Ab-
spaltung vom spanischen Rest.
Graffitis an vielen Wänden zu diesem Thema zeigen die vorhandenen Mei-
nungsunterschiede.
Freunde, morgen sind wir in Barcelona!