Sonntag, 22. September 2013
St.Bertrand-de-Comminges - Vielha - Gerri de la Sal
Gerade haben wir die Grenze überschritten und schon landen wir in Vielha.
Der relativ junge, moderne Fremdenverkehrsort im Tal wirkt kalt und ab-
weisend und so bleiben wir auf einem Parkplatz nur um zu essen. Es ist
jetzt 14.00 Uhr und weiter geht es Richtung Bonaigua.
Wir befinden uns im grössten Wintersportgebiet der Pyrenäen und ganz
Spaniens in Baqueira-Beret.
Helge hatte mich nach dem Tourmalet gebeten, künftig möglichst auf Pass-
fahrten zu verzichten.
Das ist aber in den Pyrenäen leider so absolut nicht möglich. So bin ich
jetzt hinter dem Volant wieder am Kurbeln und unser Hanni schleppt sich
mit seinen 3,5 to von Kurve zu Kurve Richtung Passhöhe.
Wir erreichen auf 2.072 m den Retorten-Skiort Bonaigua. Hier ist momentan
in des Wortes wahrster Bedeutung "tote Hose". Im Winter steppt hier aller-
dings sicher der Bär.
Nur 2 - 3 Autos stehen jetzt hier, ansonsten ist kein Lebewesen zu sehen.
Ach ja, am Ortsrand stehen 3 Pferde völlig frei in der Landschaft.
Die ist allerdings wirklich sehenswert. Kein Vergleich zu den Alpen, denn
sichtbaren Fels und scharfe Bergspitzen gibt es auf unserer Route fast nicht, sondern vor allen Dingen gewaltige, runde Bergkuppen mit einer Baumgrenze
von ca. 1.800 m. Die Hänge schimmern in grünem bis rotbraunem, sehr nied-
rigem Bewuchs.
Ab jetzt geht es wieder bergab. Nach einer endos erscheinenden Zeit landen
wir dann sicher wieder im Tal und im Ort Gerri de la Sal.
Montag, 23. September 2013
Gerri de la Sal - Balaguer
Gerri de la Sal ist ein kleines Nest direkt an einer der Hauptverbindungstraßen
von Frankreich nach Spanien.
Die Häuser des Ortes befinden sich nur auf einer Straßenseite und sind dicht
an die ansteigende Felswand gequetscht.
Der Ort lebte früher vorwiegend von der Salzgewinnung. Auch heute noch,
wenn auch in wesentlich geringerem Umfang.
Das einzig erwähnenswerte Bauwerk ist die romanische Brücke über den
Noguere Pallaresa. Offensichtlich wurde diese schon einmal komplett restau-
riert.
Ich nutze die Morgensonne, die allerdings erst um ca. 9.30 Uhr über den
Berggipfeln auftaucht und schieße ein paar Bilder.
Mittags geht es dann, nachdem wir unsere Wasservorräte am Dorfbrunnen
ergänzen konnten, los mit unserer Weiterfahrt Richtung Süden.
Die Straße ist neu uns super ausgebaut. Unser Womo rollt gleichmäßig
vor sich hin brummend durch fantastische Landschaften. Felswände, steil
links und rechts der Straße aufragend, durch Tunnel und über Brücken
verläuft unser Weg.
Teilweise kommen wir uns wirklich vor wie in Colorado/USA. Die Felsen
färben teilweise rötlich, die hohen Bäume sind einem stachligen Gebüsch
(Macchie) gewichen und am Himmel kreisen tatsächlich Geier!!!
Ja, Geier, eine große Anzahl. Mit fahrigen Händen suche ich die Kamera und
fotografiere einfach, mit meinem 300 mm Objektiv, drauf los.
Nach weiteren Kilometern sehen wir rechts oberhalb der Straße ein malerisches
Dorf. Blinker setzen und rechts abbiegen sind eins und einen Parkplatz finden
wir auch sofort.
Talarn heißt dieses sehr gepflegte Bergdorf. Alles ist adrett rund um den Dorf-
platz versammelt und der obligatorische, für jedermann kostenlos zugängliche,
Brunnen ist auch vorhanden.
Im Gegensatz zu Frankreich scheint für uns in Spanien die Wasserversorgung wesentlich einfacher zu werden.
Mehrfach sind wir versucht anzuhalten um zu fotografieren. Motive gäbe es
wirklich in Hülle und Fülle. Allerdings sind wir auf einer doch stark frequentierten
Schnellstraße unterwegs und einfach rechts am Fahrbahnrand?? Geht wirklich
nicht!
Aber die hübsche, romanische Brücke, die heute nur noch einen kleinen Saum-
pfad in die Berge bedient, die wollen wir haben und wir bekommen sie.
Wenig später sehen wir von weitem etwas hohes, metallisches in der Sonne
aufblitzen.
Auf einem wunderschön begrünten Picknickplatz steht eine moderne, eigen-
willige Brunnenkonstruktion. Eine Edelstahlkonstruktion, aus deren drei Beine
munter das Quellwasser plätschert.
Das Wasser ist offensichtlich begehrt, denn laufend kommen Pkw's deren
Insassen dort leere Wasserkanister füllen.
Auch wir füllen unseren Wassertank und nutzen die Gunst der Situation und
geniessen ausgiebig unsere Aussendusche am Womo. Bei 35° C ist diese
Wasserorgie wirklich ein Genuß.
Gegen 18.00 Uhr treffen wir in Balaguer auf unserem vorgesehenen Über-
nachtungsplatz am el Segre ein.
Nach kurzer Zeit stellen wir jedoch fest, daß eine Stadtmitte kein idealer Über-
nachtungsplatz sein kann.
Wir ziehen spontan um und finden ca. 1,8 km bergwärts am Castell Formós ein
ideales Plätzchen.
Auf diesem Burgberg parken wir direkt vor den barocken Mauern des Klosters
Sant Crist.
Hasta luego.
Dienstag, 24. September 2013
Balaguer - Organya
Wir verlassen Balaguer nachdem wir hier das erste Mal in Spanien eingekauft
und getankt haben.
Apfel-, Birnenplantagen, Maisfelder und viele Schweinemastanlagen säumen
unseren Weg. Die ersten Olivenbäume tauchen am Straßenrand auf.
Jetzt, im südlichen Teil der Pyrenäen, zeigt sich Spanien so wie man sich
dieses Land vorstellt. Alles ziemlich trocken und das satte Grün hat sich ver-
abschiedet.
Die alten, traditionellen Dörfer sehen wir auf kleinen Anhöhen, moderne Häu-
ser im Tal entlang der Straße.
Unser Womo schnurrt auf einer gut ausgebauten Straße Richtung Andorra.
Unterwegs machen wir einen Abstecher, ca. 800 m rechts, zur Kirche Sant
Pere de Ponts (13.Jh.). Das Überbleibsel eines ehemaligen Augustinerstifts.
Hier parkt unser Hannibal bei flirrender Mittagshitze, 32°C, das erste Mal unter
uralten, knorrigen Olivenbäumen, in absoluter Stille. Die hie und da sichtbaren Zypressen verbreiten schon südliches Flair.
Neben dem Brunnen steht ein wilder Feigenbaum. Offensichtlich erntet hier Nie-
mand, denn die reifen Früche liegen zermatscht am Boden. Deshalb erlaube ich
mir einige Früchte zu ernten. Vor der Sonne gewärmt und reif schmecken sie
köstlich.
Weiter geht es in Richtung Andorra an abgeernteten Getreidefeldern vorbei.
Wir finden in Organya einen ruhige Übernachtungsplatz am Rande eines Sport-
platzes.
Mittwoch, 25. September 2013
Organya - Andorra - Ripoll
Während unserer Morgengymnatik haben wir wieder den typisch süsslichen
Geruch (Schweine) in der Nase.
Ca. 1 km nach Organya führt die Straße durch einen nicht endend wollenden,
sonnenlosen Canyon. Aber auch er nimmt ein Ende und wir tauchen wieder ein
in eine sonnenüberflutete Landschaft.
Der El Segre begleitet uns einmal rechts und dann wieder links der Straße. Nach
weniger als 2 Stunden Fahrt überqueren wir die Grenze nach Andorra. Wir emp-
finden die Grenzabfertigung innerhalb Europa durch Zoll und Polizei doch schon
ziemlich antiquiert.
Es erschlägt uns fast: Eine Tankstelle an der anderen, riesige Einkaufscenter
und hochklassige Autohäuser säumen die Straße. Ja, der Diesel kostet hier nur
€ 1,16 und wir werden bei der Ausreise aus diesem kleinen Land ganz sicher
unseren Tank füllen.
Eigentlich reiht sich übergangslos Ort an Ort. Die Straßenführung ist sehr ge-
wöhnungsbedürftig, denn alles ist sehr gedrängt und spielt sich auf engstem
Raum ab.
Wir parken in La Valla und sehen uns die Stadt etwas genauer an. Banken,
Juweliere, Parfümerien, Luxusgeschäfte und dazwischen auch Kitsch und Plun-
der.
Wir haben für Andorra 1 - 2 Übernachtungen geplant stellen nun aber fest,
daß dieses Land nicht auf Womos eingestellt ist. Wir finden keine vernünftigen
Parkmöglichkeiten und Ent/Versorgungsstationen.
So drehen wir um und verlassen Andorra Richtung Spanien.
Kaum haben wir das gebirgige kleine Land verlassen, geht es auch hier schon
wieder einen extrem kurvigen Pass nach oben. Auf Passhöhe erwischt uns dann
ein Gewitter mit heftigem Regen. Das abfliessende Wasser auf der Straße ist
durch die Vulkanerde tiefrot gefärbt - es scheint als blute die Erde.
Erstaunlich für uns sind die Schneestangen am Straßenrand, denn sie zeigen
eine Höhe von 3,50 m an. Hier gibt es im Winter offensichtlich Schnee in Hülle
und Fülle.
Wir landen glücklich, aber durch das ständige Gekurve abgekämpft in Ripoll,
unserem Übernachtungsplatz.
Donnerstag, 26. September 2013
Ripoll - Áera Santa Margarida - Santa Pau
Heute Nacht habe ich nur von Uhren (Andorra Juweliere) und Kurven geträumt.
Eigentlich habe ich genug von diesen Pässen. Seit 6 Tagen kurven wir nun hoch
und runter. Erstaunlich, Frank ist die Ruhe in Person hinter dem Steuer.
Wir machen uns auf Richtung Stadt, denn Ripoll hat eine berühmte, ehemalige
Benediktinerabtei Santa Maria. Ausserdem muß Frank noch ins Tourist-Office
wegen einer vernünftigen Internetverbindung. Er möchte sich gerne umfang-
reiches Kartenmaterial runterladen um von unserer Susi unabhängiger zu wer-
den.
Das ehemalige Kloster prägt die Innenstadt und wie in Katalonien ist auch hier
alles prächtig ausstaffiert.
Die Mitarbeiterin im Tourist-Office legt sich mächtig ins Zeug und stellt uns eine
kostenlose Verbindung ins Internet zur Verfügung.
Nach einer 3/4 Stunde bricht allerdings die Leitung zusammen und wir haben
erst 50 % der Daten runtergeladen. Schade.
Jetzt wollen wir noch eine ausgiebige Wanderung unternehmen. Hoffentlich
viel im Schatten, denn es sind wieder 28° C, fast zu warm zum Wandern.
Aber wir möchten die Gunst der Stunde nutzen und die Pyrenäen nicht ohne
eine Tour zu verlassen.
Unser Ziel ist der Vulkankegel Santa Margarida.
Helge hat uns für dieses Ziel einen schönen Wanderparkplatz ausgesucht.
Schuhe an, Wasser eingepackt und los geht es - Krater gucken!!
Gleich hinter dem Parkplatz steigt ein breiter Lehmweg diagonal zum Hang an.
Es geht durch Steineichenwälder. Die Kronen der Bäume bilden über dem Weg
ein dichtes Blätterdach. Grün wohin das Auge schweift, in allen Nuancen.
Nach ca. 20 Minuten kommen wir am Kraterrand an und blicken hinunter auf
glühend heißes Magma.
Naja, die Phantasie! Was wir am Kraterboden sehen ist eine kleine Kapelle
auf ein bißchen Wiese.
Jetzt geht es abwärts. Nur ein schmaler Saumpfad und links und rechts dichte
Macchie, stachlig, abweisend und undurchdringlich.
Es ist heiß, die Luft flirrt, es ist seltsam leise und nur das Surren der Insekten
ist zu hören. Ab und zu raschelt es dann auch im Gebüsch - da haben wir wohl
eine Eidechse aufgeschreckt.
Der Krater hat einen Durchmesser von ca. 300 m und eine Tiefe von ca. 80 m.
Das letzte Mal spuckte er seine Lava wohl vor 10 Tsd. Jahren in den Himmel.
Das Kirchlein entpuppt sich als neuzeitlich, erbaut im romanischen Stil und
misst 5 x 10 m.
Unser Weg führt nun bergauf, breit und vom Regenwasser tief zerfurcht. Die
linke Hangseite ist aufgerissen und in ca. 2 cm breiten Linien hat sich die ausge-
worfene Asche, in allen Farben schimmernd, abgelagert.
Oben angekommen entschließen wir uns zu einer Wegverlängerung über Santa
Pau.
So wird aus einer 1-Stunden die schönste 3-Stunden-Wanderung durch eine
wilde, unverbrauchte Natur.
Zurück am Auto gönnen wir uns heißen Kaffee, Brioche mit Butter und Marme-
lade und eine kalte Dusche.
Herz, was willst du mehr?
Jetzt steht die Sonne schon tief und wir machen uns auf nach Santa Pau.
Ein altes Städtchen, fast schon ein Museum.
Das Licht ist leider zum Fotografieren nicht das Beste. Viel zu viel Schatten
zwischen den engen Hausreihen.
Eine kleine Broncefigur, gerade mal ca. 50 cm hoch, steht einsam in einer
Gasse an eine Hauswand gelehnt. Macht da irgendwie einen traurigen Ein-
druck - aber der kann auch täuschen.
Gegen 19.00 Uhr schlagen wir unser Nachtlager in Mieres auf. Ein sauberer
kleiner Dorfplatz mit Bänken und einem Spielplatz für die lieben Kleinen.
Freitag, 27. September 2013
Mieres - Banyoles - Besalú
Heute haben wir das erste Mal Frühnebel, allerdings schon ein wenig später
strahlt uns die Sonne wieder vom blauen Himmel.
Was uns aber zuerst an diesem Tag ins Auge fällt ist die Postkastenanlage
für das gesamte Dorf. Hier kann jeder seine Post nach Lust und Laune ab-
holen und der Briefträger spart sich eine Menge Arbeit.
Uns hat die Wanderung gestern so gut gefallen, daß wir ganz spontan be-
schließen, heute einen anderen Vulkan zu besuchen.
Wir fahren die 12 km zurück zu unserem gestrigen Wandparkplatz und
brechen auf zu der Mondlandschaft des Volcà del Croscat. Dabei handelt
es sich um einen angeschnittenen Vulkankegel. Dadurch kann der Besucher
die einzelnen Schichten mit den verschiedenen Färbungen deutlich erkennen.
Überhaupt ist die Region Garrotxa an den Füssen der Pyrenäen und gleich-
zeitig Hinterland der Costa Brava ein wirklicher Geheimtipp.
Hohe Berge, tiefe Täler und erloschene Vulkane, sowie Orte wie aus alten
Zeiten.
Unsere Wanderung bei wieder 28°C ist nach 2 Stunden erledigt und wir
fahren über Banyolo, Städtchen mit einem kleinen Thermalwassersee,
weiter nach Besalú.
Hier bleiben wir auf einer Wiese vor dem Dorf über Nacht. Hoffentlich haben
wir morgen gutes Fotowetter.